Atomausstieg mit Apple (pt.1)
Am 26. April jährt sich die Katastrophe von Tschernobyl zum 25. Mal. Die Folgen der gegenwärtigen Katastrophe von Fukushima sind noch gar nicht absehbar. Ein sicheres Endlager für den strahlenden Abfall gibt es nicht. Doch selbst Apple nutzt Atomstrom für sein neues iDataCenter. Apple-Anwender, denen der offizielle Atomausstieg nicht schnell genug geht, sollten deswegen ihren eigenen Weg wählen.
Jetzt kommt auch noch heraus, dass Apple die “schmutzigsten Rechenzentren” hat. Weil inzwischen Rechenzentren – und nicht etwa die heimischen IT-Geräte – die größten Stromverbraucher im Informations- und Kommunikations-Sektor (ITK) sind, stehen sie im Fokus von Green-IT-Kampagnen. Die Cloud, die zentrale Datenstruktur des 21. Jahrhunderts, lässt den globalen IT-Stromverbrauchsanteil von 1,5 bis 2 Prozent um jährlich 12 Prozent wachsen. Apple hat laut einer Greenpeace-Studie “How dirty is your data” mit 54,5 Prozent den größten Anteil schmutzigen Stroms aus Kohle- und Atomkraftwerken, knapp vor Facebook.
Über den absoluten Stromverbrauch der Apple-Data-Center sagt der Bericht nichts. Nur, dass das neue Apple-iDataCenter in North Carolina von einem der schwärzesten Versorger, Duke Energy, mit Strom beliefert wird (61 % Kohle, 31 % Nuklear) und dass es den Stromverbrauch von Apple verdreifachen wird. Greenpeace wirft Apple vor, den Standort nicht nur aus steuerlichen Gründen gewählt zu haben, sondern um niedrige Energiekosten zu erhalten. Google und Yahoo seien dagegen vorbildlich in ihrer Energiestrategie: Yahoo baut neue Rechenzentren an Standorten, an denen erneuerbare Quellen genutzt werden, und Google hat Versorgungsverträge mit Ökostrom-Anbietern geschlossen und in Solar- und Windparks in Deutschland und den USA investiert.
Dabei kann in Rechenzentren wesentlich effektiver Energie und Material eingespart werden, als an einzelnen individuellen Computern. Und dass Apple ökonomische Ziele vor ökologische stellt, ist auch nicht neu, schließlich sind sie in dieser Wirtschaftsordnung quasi dazu verpflichtet. Der Jubel über die vierteljährlichen Quartalszahlen gibt ihnen regelmäßig Recht. Es sei denn, wir fordern eine veränderte Politik von Produzenten und Gesetzgebern ein, dann wächst der Druck auf den Vorzeigehersteller.
Wie auch immer: Der neue Bericht von Greenpeace über den Strombezug von großen IT-Unternehmen zeigt, dass die Stromherkunft nur bei wenigen Herstellern und Dienstleistern eine Rolle spielt. Angesichts von 25 Jahren Tschernobyl und der gegenwärtigen Nuklearkatastrophe in Fukushima mag mancher IT-Anwender sich seine Möglichkeiten ausmalen, wie er trotz Vorliebe für seine digitalen Alltagsgeräte den persönlichen Atom- und Kohlestromausstieg vorantreiben kann, und gleichzeitig den Druck für gesellschaftliche Lösungen erhöht.
Apple: Die Miniaturisierungsformel
Im Grunde ist der Apple-User mit den Geräten seines Lieblingsherstellers in Sachen Verantwortung schon ganz gut aufgestellt. Schließlich hat Apple bei neuen Desktop- und Mobil-Macs den Stromverbrauch in den letzten Jahren stetig verringert. In den Keynotes und auf den Umweltseiten von Apple werden die Geräte regelmäßig als effizienter beworben. Dabei spielt die Miniaturisierung eine große Rolle: So verbrauchen kleinere Geräte nicht nur weniger Material und Energie in der Herstellung, sondern auch im Betrieb. Wer mit dem iPad statt mit dem iMac surft, schont schon mal die Umwelt.
Apple ist also auf dem richtigen Weg – und wir als bekennende Nutzer vielleicht auch, selbst wenn Apple nicht der ökologischste Hersteller ist. Trotzdem belasten seine Geräte möglicherweise in geringerem Maße die Umwelt, weil sie länger als andere im Einsatz sind. Denn Preis, Design und Qualität sorgen für durchaus überdurchschnittliche Standzeiten gegenüber den Geräten des Wettbewerbs. Auch das Wachstum beim Absatz immer mehr kleinerer, schönerer und irgendwie nützlicher Apple-Geräte kann man postitiv im Sinne der Umwelt sehen: Sind mehr Geräte mit längeren Laufzeiten als solche mit kurzen Lebenszyklen in Umlauf, werden global Material und Energie bei Herstellung und Recycling geschont. Doch natürlich führt ein weltweites Wachstum der ITK, wie effizient die Geräte auch sein mögen, zu einem Anstieg des globalen Stromverbrauchs.
Stromsparen für Investitionen
Dieses Wachstum bei Bedarf und Verbrauch elektrischer Energie ist jedoch nicht das Problem. Wir müssten sogar Strom und Energie nicht sparen, wenn wir die Kraft dazu aus Sonne, Wind und Wellen gewinnen würden. Wir haben unendlich viel Energie. Und alle Formen der regenerativen, möglichst dezentralen Energieerzeugung, die demokratisch kontrolliert werden, verursachen weniger Schäden und führen zu mehr Gerechtigkeit als die fortgesetzten fossilen und nuklearen Alpträume. So lange wir aber flächendeckend noch nicht soweit sind, so lange wir den Strom in einer atomar-fossil-orientierten Wirtschaftsordnung erzeugen, die auf ökonomischen statt gesellschaftlichen Kriterien beruht, müssen wir uns neben den politischen Lösungen um individuelle bemühen. Zumindest sollten das diejenigen tun, die das Drama um Tschernobyl und Fukushima beeindruckt. Schließlich sind laut Umfragen 70 Prozent der Bundesbürger gegen Atomkraft, da sollten auch einige Apple-Anwender darunter sein.
Wer sich bisher nur wenig oder gar nicht damit beschäftigt hat, dem empfehlen sich zunächst drei Schritte: Im ersten geht es um die Reduzierung des Energieverbrauchs, um die Notwendigkeit nach vermeintlich billigem Atom- und Kohlestrom zu verringern. Denn dass die Energiekosten bei Investitionen in die erneuerbaren Quellen steigen, ist logisch. In Deutschland und einigen anderen Ländern erhält derjenige eine Einspeisevergütung, der erneuerbare Anlagen aufbaut und betreibt, geregelt ist das im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die Kosten dafür, gegenwärtig 3,353 ct/kWh, trägt jeder Stromverbraucher über die EEG-Umlage, im Moment sind das pro drei-Personen-Haushalt mit 4300 kWh/Jahr etwa 12 Euro pro Monat. Diese Kosten kann jeder jedoch mehr als ausgleichen, indem er für entsprechende Einsparmöglichkeiten sorgt. In unserem Beitrag zum Stromverbrauch unserer geliebten elektronischen Arbeits- und Vergnügungsgeräte wie Macs, Fernseher und HiFi-Anlagen liegen die Lösungen auf der Hand: Hohe dauerhafte Stromverbraucher identifizieren, mit schaltbaren Steckdosenleisten IT-Geräte nach Bedarfsbereichen koppeln (Drucken, Scannen, Faxen = 1 Leiste, Mac = 1 Leiste, DSL-Modem, WLAN-Router, Telefonanlage = 1 Leiste) etc. Bei Macs und Kommunikationstechnik ist tatsächlich etwas zu holen: Sie haben einen Anteil von 12 Prozent am durchschnittlichen Haushaltsstrombedarf und sind nach Kühlen und Gefrieren (15,8 Prozent) die größten Stromverbraucher. Wir werden entsprechende Messgeräte zur Erfassung und Lösungen zum Stromsparen noch genauer vorstellen. Von notorisch geldklammen, IT-besessenen Studierenden haben wir schon gehört, dass sie mit diesen Methoden ihren jährlichen Stromverbrauch um mehr als zehn Prozent senken konnten.
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