„The Yes Men“ nehmen Apple und das iPhone ins Visier
Apple surft auf der grünen Welle. Anfangs noch kritisiert für zu wenig Nachhaltigkeit, gilt der Lifestyle-Konzern inzwischen als Vorreiter der Computer-Branche in Sachen Umweltfreundlichkeit – sofern man lediglich die verwendeten Materialien berücksichtigt. Betrachtet man den Produktionsprozess einschließlich der Rohstoffbeschaffung, zeichnet sich ein weniger freundliches Bild.
Rohstoffe für High-Tech-Produkte sind auf dem Weltmarkt hart umkämpft und werden zunehmend knapper und teurer. Wenige Rohstoff-Konzerne versorgen die Welt und beuten beim Abbau der meist in Schwellen- und Dritte-Welt-Ländern geförderten Rohstoffe Arbeiter gnadenlos aus. Allein im Kongo seien bereits über 5 Millionen Todesopfer zu beklagen, die direkt oder indirekt mit dem Rohstoff-Abbau zu tun gehabt hätten, so die Aktivistengruppe The Yes Men.
Mit der jüngsten Aktion - Konfliktfreies iPhone - machen die Yes Men darauf aufmerksam, dass auch trendige Aktionärslieblinge wie Apple den Menschen gegenüber in der Verantwortung stehen, die die Rohstoffe für die Produktion der Gadgets fördern. Außer Apple sind aber auch iPhone-Käufer und -Besitzer mitverantwortlich für das Leid der Arbeiter in den rohstofffördernden Ländern. Wie praktisch ist es da, dass die Yes Men mit dem iPhone 4CF ein kostenloses Upgrade für ein reines Gewissen anbieten.
Die Yes Men bezeichnen sich selbst als Netzkunstgruppe, die sich der Kommunikationsguerillamethoden bediene, um auf Missstände aufmerksam zu machen. So gibt man sich regelmäßig auf Wirtschaftskongressen als Vertreter der Welthandelsorganisation (WTO) aus.
Für international großes Aufsehen sorgte die 2004 von der BBC verbreitete Meldung, der Konzern Dow Chemical würde die Angehörigen der Bhopal-Opfer nachträglich mit zwölf Milliarden US-Dollar entschädigen. Bei dem Chemie-Unglück in Indien kamen 1977 mehrere Tausend Menschen ums Leben und schätzungsweise 500.000 Inder erlitten Verletzungen. Viele der Verletzten leiden noch heute an Spätfolgen und Missbildungen bei Neugeborenen treten in der Region überproportional häufig auf. Die Falschmeldung geht auf die Yes Men zurück und sorgte bis zur Richtigstellung für einen Kurs-Verlust der Dow-Chemical-Aktien von zwei Milliarden US-Dollar. Das Ansehen des verantwortlichen Konzerns wurde in der Öffentlichkeit weiter beschädigt, als man der Presse erklärte, dass man keineswegs beabsichtige, die Familien der Opfer zu entschädigen und auch sonst keine Verantwortung übernehmen wolle.
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