Ich finde manch eine Meinung liest sich förmlich so als wäre die Grundeinstellung zu RE6 schon so negativ voreingenommen das eigentlich gar kein Interesse daran besteht dem Spiel wirklich was positives abzugewinnen.
Ich denke davon kann sich keiner freisprechen. Wenn ein Spiel (oder was auch immer) fast durchweg negative bis sehr negative Resonanz hervorruft dann geht man natürlich skeptischer ran. Ich denke das ist eine normaler psychologischer Vorgang.
RE war schon immer eine dankbare Serie wenn es darum geht Haare in der Suppe zu finden - Dass das besser und schneller geht wenn man danach sucht versteht sich von selbst.
War sie das? Ich fand alle Teile bislang wirklich klasse, auch den 5er. Natürlich war die Neuausrichtung sicher streitbar, aber trotzdem waren alle Spiele der Serie Klassespiele, die in Ihrem Genre qualitativ ganz weit oben angesiedelt sind.
Ich bin jetzt noch nicht besonders weit mit dem Spiel aber sich bei Resident Evil, der Serie in dem Medallions Tore öffnen und Rätsel oft kaum abstruser sein könnten darüber zu beschweren, dass es Logikfehler gibt oder der Kontext 'unrealistisch' ist, wirkt auf mich ebenfalls relativ...konstuiert. Vielleicht straft mich das Spiel aber ja noch eines besseren Wissens.
Nunja, in welchem Spiel muss man nicht irgendwelche Türen mit Madallions, verborgenen Schaltern oder irgendwelchen Verschiebespielchen öffnen. Imo ist das usus und daher eher glaubwürdig wie die oben beschriebenen Szenen aus Resi. Zudem nimmt sich Resi unheimlich ernst, Ironie oder ein Augenzwinkern findet man dort nicht, da wiegen solche bescheuerten Entscheidungen/Cutscenes/Dialoge einfach schwerer und torpedieren die von Capcom anvisierte Atmosphäre enorm.
Abgesehen davon ist das doch nur die Spitze des Eisbergs. Wäre der Rest des Spiels gut, ich würde über solche Kleinigkeiten kaum ein Wort verlieren aber sie reihen sich perfekt in die vielen Unzulänglichkeiten ein die das Spiel in fast jeder Hinsicht zu bieten hat.
Ich will nicht sagen das RE6 totaler Müll ist, aber mehr als ein passables Spiel (mit dem man durchaus Spaß haben kann) ist es nicht. Für die Marke, die damit einhergehende Erwartungshaltung und die Qualität der Vorgänger ist RE6 wohl eine ziemliche Enttäuschung.
Ich habe noch nicht sonderlich weit gespielt, kenne nur die Demo, die ersten zwei Kapitel von Leon und den Anfang der anderen beiden Kampagnen aber schon jetzt türmen sich die Kritikpunkte:
- Hässlichstes und unübersichtlichstes HUD und Inventar ever
- Seltsam platzierte und schlechte Kamera, die in engen Gängen und kleinen Räumen notorisch überfordert ist.
- Undurchdachte und schwammige Steuerung. Warum der rote Punkt des Visiers manchmal fröhlich durch die Gegend wandert und warum das in Deckung gehen derart unkomfortabel gelöst ist muss mir Capcom mal erklären. Ist ja nicht so das nicht schon zig Spiele diese Mechanik erheblich besser gelöst haben.
- Viel zu starker Nahkampf. Durch die Kamera versuche ich oftmals erst gar nicht mich durchzuballern sondern schwenke gerne mal auf wildes R2 drücken um und erstaunlicherweise ist das oftmals sogar von Erfolg gekrönt.
- Technisch schwankend und erheblich schwächer als der direkte Vorgänger. Für mich absolut nicht nachvollziehbar warum ein Spiel nicht nur schlechter aussieht, sondern auch noch eine etwas schwächere Performance bietet als der direkte Vorgänger (Xbox360).
- dumme KI, nervige und schlecht platzierte Ladezeiten, oft unpassen QTEs und und und.
Das sind ja nun alles Fakten, die zusammengenommen erhebliche negative Auswirkungen auf die Spielbarkeit und somit auf den Spielspass haben. Trotz allem kann man natürlich Spaß damit haben, aber ein gutes oder gar sehr gutes Spiel ist RE6 einfach nicht geworden. Ich werde es trotz allem früher oder später im coop mal spielen, das Verlangen unbedingt weiterspielen zu wollen verspüre ich bei RE6 aber leider nicht. Da ist die Auswahl an qualitativ weit besseren Spielen im Moment zu groß.