Die Handlung war sehr ordentlich, leidet aber an dem Thriller-typischen Syndrom der "zu konstruierten" Handlung im Nachhinein. Ich bin gespannt wie Microsofts Thrillerspiel Alan Wake sich hier im Vergleich schlägt, mir kam es aber bei Heavy Rain teilweise zu gestreckt vor und das alles etwas "zu gut" in Hand und Hand geht, trotz der diversen offenen Fragen, die am Ende blieben (Origami in Ethans Händen nach den Blackouts, Vincent who?). Zudem kommen noch diverse Logikbrüche, die negativ auffallen (Mord an Manfred, Shelbys Interesse in Kramer...). Insbesondere bei Shelby fällt mir im Nachinein auf, dass es ein paar Szenen gab, wo er in seinen Gedanken (nach dem Streit mit Lauren zum Beispiel) auf den Killer Bezug genommen hat, aber nicht auf sich selbst... WTF? Wieso Shelby Ethan am Ende töten will, geht mir auch nicht ganz in den Kopf.
Ganz stark finde ich die Emotionalität von Heavy Rain und würde es auch als die große Stärke bezeichnen. Insbesondere Ethan Mars war der Hammer und ich habe selten mit einem Charakter so mitgelitten. Madison ist ganz ok, hatte aber die schwächsten Szenen (bis auf den Anfang, der war sehr geil!) und als sie gegen Ende dann doch ein paar intensivere bekommen hat, hat sich das schon etwas 'abgespielt' angewirkt, gerade weil Ethan mit den Prüfungen ein paar ziemlich geile Herzkasper bei mir verursacht hat. Die beiden anderen Chars hat der Kumpel gezockt - fand ich beide sehr gelungen. Jayden macht Bock mit seinen Agentengadgets und seiner kühlen, rationalen Art... Shelby war mir am Anfang mit seiner mürrischen, leicht behäbigen Art schon etwas suspekt, konnte mich auch am wenigsten mit ihm identifizieren. Der Twist gegen Ende war natürlich ein ganz schöner Schlag in die Fresse.
Musik ist klasse, grafisch ist es auch sehr schön anzuschauen. Grafische Highlights waren die Elektroprüfung, der Club, die Bude von Nathaniel (sehr verstörend) und die Crowd-Szenen von Ethan. Teilweise hat die Grafik aber auch geschwächelt, gerade matte und graue Orte wirkten schwach auf mich, trotz ziemlicher Detailliebe.
Die Steuerung hat großteils gut funktioniert. Gerade wenn ich unter Stress stand, funktionierte alles recht gut (wohl gerade wegen erhöhter Konzentration). Inwiefern es wichtig ist diese 'Alltagssimulationen' teilweise einzubauen, lass ich mal dahin gestellt. Generell finde ich aber die Abwechslung zwischen Alltag und Action gut.
Die stärksten Szenen waren für mich übrigens Ethans Geisterfahrt, Ethans Fingerszene und der Mindfuckmoment von Jayden in seinem Apartement...
Noch ein paar Worte zur Charakterzeichnung: Im Vergleich zu Spielen ist sie natürlich gut, lässt aber für mich doch noch Platz nach oben. Bei aller Emotionalität wirken viele Charaktere schlichtweg wie Klischees, zumindest hat sich bei mir dieser Eindruck beim Spielen aufgebaut. Außergewöhnliche Charaktere, bei denen man sich denkt "Wow, genialer Charakter!" (wie anno dazumal Remedy mit Max Payne oder Biowares großartige ME2-Charaktere), findet man nicht. Das liegt natürlich am vermeintlichen Alltagssetting, trotzdem verpasst Quantic die Chance hier tiefer blicken zu lassen. Die Charaktere sind auf ihre Rollen zugeschnitten, die Handlung gibt ihnen natürlich das Recht zu 'leben' - lässt ihnen aber nicht die Freiheit dafür. Die Klischees sind zwar halt wichtig für die Handlung um sie spannend zu lassen, ich denke aber ohne sie (und mit einer leicht umgebauten Handlung) wäre das Script um einiges besser gewesen. Das wollte ich nur mal so am Rande erwähnen.
Heavy Rain als Film (wenn er sich nahe an der Vorlage orientiert) wird zumindest von der Handlung und den Charakteren - für mich - nur ein durchschnittlicher Film.