Ich gehe mal von WeedFUX´ Post nahtlos ueber zu (
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Assassins Creed III
Ein in vielen Bereichen leider nicht zu Ende gedachtes Spiel.
AC II ist fuer mich aufgrund der grandios mehrschichtigen Story, eines der besten Spiele der jetzigen Konsolengeneration. Etwas Aehnliches hatte ich mir auch von "Brotherhood" erhofft. Und wurde ziemlich entaeuscht. Klar, es gab ein wenig Micromanagment hier und da (und ich liebe Micromanagment) aber die Unterschiede zum Vorgaenger waren doch eher marginal, eigentlich eher ein Rueckschritt bzw. gar kein Unterschied. Es war alles "zu gleich". Kraxel hier, kraxel da. Loes ein Raetsel hier, loes ein Raetsel da. Bring den um, bring jenen um, etcpp.
Insofern war ich eigentlich ueber ein anderes Setting sehr froh. Hat es funktioniert? Nein.
Nicht falsch verstehen: Die USA zur Zeit der Boston Tea Party ist famos inszeniert. Das Spiel gibt einem wirklich das Gefuehl sich zur Zeit der amerikanischen Unabhaengigkeits Bewegung durch Boston, New York und die angrenzende Wildnis zu bewegen. Die Staedte leben so richtig und die Natur sieht teilweise wirklich Klasse aus. So habe ich mich ab und an dabei ertappt wie ich nach eventuellen Aussichtspunkten umzusehen, nur um einen Sonnenaufgang ueber einem See zu sehen. Malerische Bergketten im Hintergund inklusive.
Allerdings scheitert das Konzept teilweise heftig. Zum einen lassen die beiden Staedte logischerweise die entsprechend zu bekletternde Architektur vermissen. Etwas was bisher in der AC Reihe ein essentieller Bestandteil war. Zum anderen ist die Natur so dermassen "Open World", dass den Leveldesignern/Testern sehr, sehr viele Stellen durchgerutscht sind, die beim Spielen einen ziemlichen Frust ausloesen. "Warum komm ich hier nicht weiter? Es sieht doch so aus als kaeme ich hier hoch/durch." Massive Kamera Probleme inklusive.
Ueberhaupt. Open World bzw. Sandboxing. Das Spiel bietet einem einen riesigen Spielplatz mit sehr, sehr vielen Moeglichkeiten. Sammel dies, jage das. Schick Deine Assassine dahin oder hierhin. Und so weiter. Egal was man in den ganzen Sandboxing/Micromanagment macht, so gut wie garnichts hat Konsequenzen fuer das eigentliche Spiel. Diese Moegliglichkeiten sind naemlich zu 90% nur da um da zu sein bzw. den Spieler zu beschaeftigen. Das wirklich umfangreiche Crafting und Handels System ist ansich auch zwecklos. Klar ich kann mir hier und da ein paar Sachen basteln, die meinem Character helfen und das Durchspielen ein wenig erleichtern, ich kann reichlich Kohle scheffeln (ich sag nur Baerenfelle oder Elchgeweihe in die Karibik schicken) aber unterm Strich ist das alles ziemlich sinnbefreit. Warum kann bspw. mein Schmied, wenn ich ihn entsprechend aufgelevelt habe, keine besseren Kanonen fuer mein Schiff bauen? Ergo: das System ist unterm Strich fast komplett fuer die Fuesse. Viel, viel verschenktes Potential und nicht konsequent zu Ende gefuehrt.
Die Atmosphaere ist, wie schon erwaehnt, wirklich toll. Die Staedte leben, die NPCs sind gut bis sehr gut gezeichnet. So vermittelt das Spiel es echt toll, wie sich das eigene Dorf mit all seinen Bewohnern entwickelt, erzaehlt kleine Geschichten aus ihrem Leben und gibt dem Spieler das Gefuehl in einer lebendigen Welt zu sein. Dazu sind die Gegenspieler von Connor wirklich Klasse gemacht. Haytham Kenway ist imho einer der genialsten NPCs der letzten Jahre.
Die Story ist ansich OK. Keine grossen Ueberraschungen, alles ziemlich vorhersehbar. Fand ich jetzt soooo schlecht nicht. Was mir allerdings auch hier im Vergleich zu Teil 2 gefehlt hat, ist das Zusammenspiel bzw. gemeinsame Bezugspunkte zwischen Animus und der "reellen" Welt von Desmond. Und die letzten Sequenzen, der eigentliche Showdown, sind irgendwie lieblos. Zeit oder Geld ausgegangen? War irgendwie doof und auch hier halbgar.
Mein groesster Kritikpunkt, neben dem brachliegenden Potential, dass man eigentlich durch die schon gelegten Grundlagen haette nutzen muessen, ist das Gameplay. Assassins Creed III spielt sich wie auf Autopilot. Die Kaempfe sind durch die Bank ein Witz. Anspruchsvolle Kletterpassagen/raetsel, bisher eigentlich einer DER Eckpfeiler der Serie, sucht man Vergebens. Echte Schleichpassagen? Fehlanzeige. Dazu macht der "Autopilot" Modus das Spiel ab und an zu einem echten Aergernis "NEIN! Da will ich doch garnicht hoch, Du Depp!" Fazit: Spielerischer Anspruch gleich NULL!
Es spricht irgendwie Baende, dass das Positivste, dass wohl nicht nur mir von dem Spiel in Erinnerung bleiben wird, die Schiffsmissionen sind. Die sind so bombastisch gut inszeniert, dass es eine wahre Freude ist. Hier stimmt im Gegensatz zum Rest auch der spielerische Anspruch. Mit einem Schiff zu versuchen eine ganze Armada an Gegnern auf den Meeresgrund zu schicken, ist zT echt kniffelig. Da ist es mir auch herzlich egal, dass diese Missionen eigentlich ueberhaupt nicht ins Spiel passen und irgendwie fehl am Platze wirken. Bitte Ubisoft: Mehr davon!
FAZIT: AC III ist ein solides bis gutes Spiel, das reichlich Platz zum Rumtoben bietet. Es ist atmosphaerisch gut gelungen, hat reichlich Eye Candy, fordert einen spielerisch aber eigentlich garnicht. Spielzeit ist auch mehr als in Ordnung. Den Kauf bereut hab ich nicht, Spass gemacht hat es auch. Ein etwas schales Gefuehl bleibt aufgrund der ausgelassenen Moeglichkeiten und dem Mangel an spielerischem Anspruch aber trotzdem.
8.1/10