Vorschau Gruppe D :
1. Tschechien +1 3
2. Niederlande +0 1
2. Deutschland +0 1
4. Lettland -1 0
18:00 Uhr - Lettland - Deutschland
Ein Sieg ist für die deutsche Nationalmannschaft im zweiten EM-Vorrundenspiel gegen Lettland Pflicht. Allerdings wird es eine undankbare Aufgabe werden, denn die Letten werden voraussichtlich rein defensiv agieren und das Spiel der Elf von Teamchef Rudi Völler überlassen. "Wir müssen uns zerreißen", sagt Michael Ballack. "Wir sind Favorit, alle erwarten einen Sieg, es wird kein schönes Spiel werden. Der Abwehrriegel der Letten ist schwer zu knacken."
Ausgangsposition:
Nach dem guten Auftakt gegen Holland geht die DFB-Auswahl selbstbewusst in die Begegnung. Allerdings warnt Völler: "Wir haben noch nichts erreicht." Nur ein Sieg zählt daher, um im letzten Spiel am Mittwoch gegen Tschechien das Weiterkommen in der Hand zu haben. Dabei wäre ein Erfolg mit zwei Toren von Vorteil, da die Tschechen nur 2:1 gegen Lettland gewonnen haben.
Besonderes:
Die deutsche Mannschaft hat sich intensiv auf eine Hitzeschlacht vorbereitet. "Es ist sehr heiß, und das kann ein ganz großer Gegner sein", sagt der Teamchef, der daher in den Trainingseinheiten sogar das regelmäßige Trinken üben ließ. Doch offenbar werden die Temperaturen deutlich unter den erwarteten 35 Grad liegen. Die Meteorologen prognostizieren für den Nachmittag in Porto einen bedeckten Himmel und doch nur 20 Grad.
Taktik/Personal:
Völler wird im Gegensatz zum Holland-Spiel in jedem Fall mit einem weiteren Angreifer spielen lassen, der fast sicher Fredi Bobic heißen wird. Ein Fragezeichen steht dagegen noch hinter einem Einsatz von Jens Nowotny, der an einer Prellung am zweimal operierten rechten Knie laboriert. Das Abschlusstraining am Freitagnachmittag konnte der Abwehrchef zwar absolvieren, spielte aber nur in der B-Mannschaft. "Ich warte auf ein Zeichen, ob Nowotny 100 Prozent fit ist", sagt Völler, der sich erst kurz vor dem Spiel entscheiden will. Ansonsten würde Frank Baumann den Platz in der Innenverteidigung übernehmen und sich je nach Spielsituation mit nach vorne einschalten.
Der Gegner:
Die Letten sind der große Außenseiter bei der EM-Endrunde. Der 53. der Weltrangliste schaltete allerdings in der Relegation immerhin den WM-Dritten Türkei aus und zeigte auch beim 1:2 gegen Tschechien eine gute Leistung. Das Spiel der Balten beschränkt sich fast ausschließlich auf Konter über Torjäger Maris Verpakovskis. Ansonsten stehen teilweise acht Spieler tief in der eigenen Hälfte. "Die stehen knochenhart hinten drin. Das wird nicht einfach", sagt Bobic. "Ein schnelles Tor würde uns enorm helfen." Und Völler meint: "Fußball ist ein Geduldsspiel. Man muss warten können und darf nicht die Nerven verlieren."
Bilanz:
Zweimal trafen beide Nationen bisher aufeinander, das letzte Duell liegt aber bereits 67 Jahre zurück. Am 25. Juni gewann Deutschland in Riga 3:1, nachdem das erste Spiel am 13. Oktober 1935 in Königsberg 3:0 gewonnen worden war. Allerdings waren die Letten nur von 1922 bis 1940 unabhängig, danach wurden sie Teilrepublik der Sowjetunion. Erst 1991 wurde das Land wieder eigenständig.
Das sagt der Teamchef:
Rudi Völler: "Wir werden sicher etwas offensiver spielen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Letten bei Kontern ganz, ganz gefährlich sind. Wir werden nicht in die Falle gelockt werden, dass wir der große Favorit sind und mit etwas weniger als gegen die Holländer zum Erfolg kommen können."
Schiedsrichter:
Michael Riley (England), pfiff am ersten EM-Spieltag bereits den 5:0-Sieg von Schweden gegen Bulgarien.
20:45 Uhr - Niederlande - Tschechien
Bei den Holländern geht es nach dem Unentschieden gegen Deutschland rund. Bondscoach Dick Advocaat muss sich vor dem Duell gegen Tschechien einiges an Kritik anhören. Gelassenheit dagegen bei den Tschechen. Nach dem Sieg gegen Lettland wäre die Brückner-Elf mit einem weiteren Dreier definitiv in der nächsten Runde. Bereits in der Qualifikation hatte man Oranje das Nachsehen gegeben. Das soll sich nun wiederholen.
Personelle Situation:
Holland kann personell aus dem Vollen schöpfen. Mittelfeldstratege Clarence Seedorf hat seine Oberschenkel-Verletzung auskuriert und könnte wieder auflaufen. Tschechiens Trainer Karel Brückner muss auf Innenverteidiger Rene Bolf verzichten, der mit Fieber im Bett liegt. Für ihn stehen Thomas Hübschmann oder Marek Rozehnal bereit.
EM-Bilanz aus holländischer Sicht:
EM 1976, Endrunde, Halbfinale: 1:3 n.V. (Niederlande im Spiel um Platz drei, CSSR im Finale)
EM 1980, Endrunde, Gruppenspiel: 1:1 (Niederlande ausgeschieden, CSSR im Spiel um Platz drei)
EM 1996, Qualifikation: 0:0 und 1:3 (beide Teams qualifiziert)
EM 2000, Endrunde, Gruppenspiel: 1:0 (Niederlande im Viertelfinale, Tschechien ausgeschieden)
EM 2004, Qualifikation : 1:1 und 1:3 (Niederlande in den Playoffs, Tschechien qualifiziert)
Das sagen die Spieler:
Während bei den Holländern Bondsoach Dick Advocaat mit heftiger Kritik zu kämpfen hat, ist bei den Tschechen Gelassenheit angesagt.
Vladimir Smicer: "Wir konzentrieren uns auf uns selbst. Für unsere Fans wäre alles andere als das Weiterkommen eine riesige Enttäuschung."
Pierre van Hooijdonk: "Ich wäre gegen Tschechien schon über ein Unentschieden froh."
Das sagen die Experten:
Johan Cruyff: "Man fragt sich, wo die Qualität ist, die Holland angeblich haben soll."
Franz Beckenbauer: "Advocaat hat fünf Klasse-Stürmer in seinem Aufgebot, gegen Deutschland spielte nur einer. Was nutzen die schnellen Außen, wenn vorne mit ihren Flanken niemand etwas anfangen kann?"