Heute ist Gruppe B an der Reihe.
18:00 Uhr - Schweiz - Kroatien
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Schweiz: 1 Stiel - 2 Haas, 20 Müller, 5 Murat Yakin, 17 Spycher - 8 Wicky, 6 Vogel, 18 Huggel, 10 Hakan Yakin - 11 Chapuisat, 9 Frei
Kroatien: 12 Butina - 13 Simic, 21 Robert Kovac, 3 Simunic, 6 Zivkovic - 19 Mornar, 10 Niko Kovac, 22 Bjelica, 7 Rapaic - 9 Prso, 11 Sokota
Schiedsrichter: Lucilio Baptista (Portugal)
Stephane Chapuisat wird vom "Klinsmann-Syndrom" verfolgt. Wie der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, der einst 853 Minuten ohne Erfolgserlebis geblieben war, läuft "Chappi" seit exakt 1165 Minuten einem Torerfolg hinterher. Ausgerechnet im ersten Gruppenspiel der Euro gegen Kroatien will der 101-malige Naionalspieler nun sein Tor-Trauma bewältigen.
"Chappi" trotzt Ladehemmung
"Ich bleibe cool, mache mich nicht verrückt, vielleicht beende ich am Sonntag meine Ladehemmung", hofft der einstige Topstürmer auf das lang ersehnte Erfolgserlebnis. Jetzt oder nie: Nach dem Championat in Portugal hat der frühere Bundesliga-Profi nämlich seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft angekündigt. "Für die WM 2006 in Deutschland und für die Heim-Euro 2008 bin ich zu alt", erklärt der 228-malige Bundesligaspieler.
Wegweisendes Spiel für Kuhn
Doch nun stehen erst mal die Spiele in Portugal vor der Tür. "Unser Fokus liegt auf Kroatien. Dieses Spiel ist für uns wegweisend, das müssen wir gewinnen", sagt Coach "Köbi" Kuhn klipp und klar. Und Torhüter-Oldie Stiel fordert: "Man muss bei einer EM alles geben. Wer nicht glaubt, dass wir nicht weiterkommen, der hat hier nichts verloren. Ich gehe davon aus, dass wir ins Viertelfinale kommen." Das hofft auch Chapuisat. "Ich möchte meinen 35. Geburtstag am 28. Juni in Portugal feiern", sagt der frühere Bundesligaspieler von Bayer Uerdingen und Borussia Dortmund. Das geht aber nur, wenn die Schweizer das Viertelfinale erreichen.
Pletikosa fällt aus
Für Kroatiens Nationaltorhüter Stipe Pletikosa ist hingegen die EM schon vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat. Beim Training trat er bei einem Rückpass über den Ball - die niederschmetternde Diagnose bei einer Untersuchung im Krankenhaus in Lissabon lautete Muskeleinriss. Statt also bei der Euro für Furore zu sorgen und sich den Traum zu erfüllen, sich für einen Klub in der englischen Premier League zu empfehlen, muss der 40-malige Nationalkeeper die Heimreise antreten.
Butina steht im Tor
Eingeflogen wird dagegen als dritter Torhüter Vladimir Vasilj von Varteks Varadzin. Im Auftaktspiel steht nun Tomislav Butina zwischen den Pfosten, die etatmäßige Nummer zwei, der beim FC Brügge spielt. "Dass Pletikosa ausfällt ist für ihn traurig und für uns ein harter Schlag", erklärte Kroatiens Trainer Otto Baric, "aber Jammern nützt nichts, wir müssen ohne Wenn und Aber die Schweiz schlagen, wenn wir in unserer Gruppe gegen die Favoriten England und Frankreich eine Chance für den Einzug ins Viertelfinale haben wollen."
Acht Bundesligaspieler dabei
Ähnlich sieht es Kapitän Boris Zivkovic. "Das ist das Schlüsselspiel, das müssen wir gewinnen", fordert der Abwehrspieler vom VfB Stuttgart, neben Josip Simunic (Hertha BSC Berlin), Nenad Bjelica (1. FC Kaiserslautern), Robert Kovac (Bayern München) und Niko Kovac (Hertha BSC Berlin) einer von fünf Bundesliga-Legionären, die in der Startelf des WM-Dritten von 1998 stehen dürften. Igor Tudor (Juventus Turin) ist hingegen nach seinem Platzverweis im letzten EM-Gruppenspiel gegen Slowenien gesperrt. Der Schweizer Nationaltrainer Kuhn setzt hingegen in Jörg Stiel (Borussia Mönchengladbach), Raphael Wicky (Werder Bremen) und Hakan Yakin (VfB Stuttgart) auf "nur" drei Bundesliga-Profis.
20:45 Uhr - Frankreich - England
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen
Frankreich: 16 Barthez - 5 Gallas, 15 Thuram, 13 Silvestre, 3 Lizarazu - 7 Pires, 6 Makelele, 4 Vieira, 10 Zidane - 20 Trezeguet, 12 Henry
England: 1 James - 2 Gary Neville, 16 Carragher, 6 Campbell, 3 Ashley Cole - 7 Beckham, 4 Gerrard, 11 Lampard, 8 Scholes - 9 Rooney, 10 Owen
Schiedsrichter: Markus Merk (Kaiserslautern)
Vor dem Familientreffen im "Stadion des Lichts" ist es mit dem Frieden vorbei. "Es wird Krieg geben", kündigte England-Legionär Patrick Vieira vor dem brisanten EM-Duell von Europameister Frankreich mit dem Rivalen aus dem Fußball-Mutterland am Sonntag in Lissabon an: "Jeder wird für sein Land kämpfen."
Merk als "Blauhelm"
Keine Rücksicht auf Freunde oder Klub-Kollegen heißt die Devise vor dem Rendezvous der zahlreichen französischen Gastarbeiter mit den Mitspielern aus der englischen Premier League - und der deutsche Schiedsrichter Markus Merk soll als "Blauhelm" dafür sorgen, dass die Rivalität nicht ausartet. "Die Engländer wollen uns zeigen, dass sie in ihrem Land die Besten sind", sagte Vieira, Mittelfeldspieler von Meister Arsenal London und einer von insgesamt neun Insel-Kickern im Aufgebot des Titelverteidigers. "Und wenn wir mit einer Niederlage nach England zurückkommen, werden wir leiden müssen."
"Schlacht" im Mittelfeld
"Wir werden dafür sorgen, dass sie um ihr Leben rennen müssen", entgegnete Liverpools Steven Gerrard, der vor allem eine "Schlacht" im Mittelfeld prophezeit: "Wir werden uns nicht zurücklehnen und sie nicht das Tempo bestimmen lassen." Die martialische Wortwahl vor dem Klassiker war auch für die englischen Boulevardblätter der Startschuss. "Zielscheibe Vieira" titelte die "Sun". Und die Daily Mail forderte: "Es ist Zeit, diese arroganten Franzosen endlich zum Schweigen zu bringen."
Die "Sun" empfielt: "Klappe halten"
Selbst der ansonsten eher zurückhaltende Paul Scholes stimmte in den verbalen Schlagabtausch ein. "Ich habe gelesen, dass sie sicher sind, uns zu schlagen. Sie sind super selbstbewusst. Wir werden sie zurück auf die Erde holen", kündigte der Mittelfeldspieler von Manchester United an. "Sie haben uns richtig heiß gemacht." Verärgert war der 29-Jährige vor allem über Arsenal-Profi Robert Pires: "Er hat gesagt, sie gewinnen 3:1. Aber bei ManU kennt man ja diese Prahlerei der Franzosen von Arsenal. So sind sie eben." Von der "Sun" gab es deshalb nur den Ratschlag: "Klappe halten".
Duell Terry/Henry fällt aus
Den Schlagabtausch ausgelöst hatte neben Pires auch dessen Klubkollege Thierry Henry, der sich sehr ausführlich und nicht nur positiv über die englische Abwehr ausgelassen hatte. Gegen Chelsea-Verteidiger John Terry habe er keineswegs immer schlecht ausgesehen, widersprach der Arsenal-Torjäger englischen Journalisten. "Ich habe viele Tore gegen Chelsea geschossen, und Terry spielt schon länger dort", meinte der Stürmerstar. Mit dem Innenverteidiger muss sich Henry am Sonntag definitiv nicht auseinandersetzen, der 23-Jährige fehlt wegen einer Oberschenkelverletzung.
Kuschelkurs unter "Königlichen"
Doch nicht nur die französischen Inselkicker feiern Wiedersehen mit ihren Klub- und Ligakollegen. Auch die Mittelfeldstars Zinedine Zidane und David Beckham von Real Madrid spielen diesmal nicht miteinander, sondern gegeneinander - allerdings mit weit weniger Getöse. Statt Kampfansagen gibt es von den beiden "Königlichen" nur lobende Worte füreinander. "Zidane ist einer der besten Spieler der Welt, wenn nicht gar der beste", sagte Beckham und outete sich als Fan des dreimaligen Weltfußballers: "An seiner Seite zu spielen, ist ein Vergnügen."
"Flop" Beckham
Am Sonntag hat er dieses Vergnügen nicht. Dann muss der Fußball-Popstar beweisen, dass er sportlich mit "Zizou" in einer Liga spielt. Vor dem EM-Auftakt sorgte Beckham wieder für einige Schlagzeilen, nur von Fußball war dabei selten die Rede. Zuletzt war er von Paparazzi auf dem Hotel-Balkon fotografiert worden - in Unterhose und mit der Hand zwischen den Beinen . "Es ist Zeit für Becks aufzuhören, ein Flop zu sein", schrieb ihm die "Sun" schon mal ins Stammbuch.
"In diesem Sommer will ich es ihnen zeigen"
"In Turnieren war ich mal gut, mal nicht so gut", gab Beckham zu, "aber ich würde mich nicht als Flop bezeichnen." Der 29-Jährige will nun beweisen, dass er auch bei großen Turnieren ein ganz Großer sein kann. "In diesem Sommer will ich es ihnen zeigen." Und, ganz Kapitän, machte er seinem Team vor dem Duell mit den französischen Weltstars Mut: "Ich glaube, wir haben eine bessere Mannschaft als die Franzosen. Sie haben zwar die besten Spieler der Welt, aber wenn bei uns alles zusammenpasst, können wir jeden schlagen."
Selbstkritischer Zidane
Von Zidane gab es nicht nur für Beckham höchstes Lob: "Die Engländer haben eine große Mannschaft, ich bewundere sie." Sich selbst sieht der Weltfußballer des Jahres trotz des enttäuschenden Saisonendes bei Real in bester Verfassung. "Ich habe den schlechtesten Fußball der letzten fünf Jahre gespielt", sagte der fast 32-Jährige. "Aber ich fühle mich auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Diese EM kommt gerade zum richtigen Zeitpunkt."
Partie bricht alle Wett-Rekorde
Der britische Buchmacher Ladbrokes geht davon aus, dass Zocker aus der ganzen Welt allein in diese Partie gut 38 Millionen Euro investieren werden. Der Klassiker zwischen dem Titelverteidiger und England wird damit Wett-Rekorde brechen.