Blub
Der Generationenwechsel hat mich mal wieder nachdenklich gestimmt, also wollte ich paar Gedanken niederschreiben. Bisher dachte ich ich wäre aus der "Alter" rausgewachsen und hätte deshalb so wenig Interesse an meinem altgeliebten Hobby. Mittlerweile glaube ich aber, dass es früher tatsächlich "besser", oder eben sehr anders war. Hier also einpaar Punkte die mir dazu eingefallen sind.
Der offensichtlichste Punkt vorne weg: Alter
Als Kind war alles noch ein Abenteuer. Alles war spannend, neu, unverbraucht. Es war noch nicht so einfach zwischen Realität und Fantasy zu trennen, wie heute. Man glaube noch an Geister, Helden und andere Welten. Spiele waren wie ein Tor zu diesen Welten. Und manchmal auch zu faszinierend krasser Gewalt und Breast-Physics.
Die Spiele-Branche in den 80ern und 90ern
Damals war der Videospielemarkt noch eine Nische. Es gab nur wenige Großkonzernstrukturen wie wir sie heute mit EA, Activision und Ubisoft wiederfinden. Keiner wusste so recht was der Kunde will und noch war man nicht so weit dem Konsumenten den Wunsch nach dem tausendsten Militärshooter ins Hirn zu brennen. So hat keiner genaue Vorstellungen gehabt was von Spielen zu erwarten ist. Die kleinen Entwicklerteams konnten ihre Kreativität ausleben und so entstanden regelmäßig neue Genres und IPs. Spannend!
Eine Ausnahme bieten heute nur Indie-Developer. Allerdings hat man da immer das Gefühl mehr in Nostalgie zu schwelgen, als tatsächlich neue, kreative Spielideen zu erleben.
Die Videospiel-Presse
Kein Metacritic, kein Gamerankings, niemand der der Presse vorschreiben konnte wie sie was zu testen und bewerten haben. Die wenigen Zeitschriften die sich dem neuen Medium gewidmet hatten waren in erster Linie selbst begeisterte Gamer und hatten einfach ihr Hobby zum Job gemacht: Zocken. Heutzutage kommt ein Redakteur in der Branche kaum noch dazu privat zu spielen. Der Test muss innerhalb von zwei/drei Tagen geschrieben sein, die Vorgabenliste vom Publisher ist riesig. So hat er weder Spaß beim Spielen noch beim Schreiben. Trotzdem kommt dabei selten eine Wertung unter 80% raus. Man will ja die großen Publisher nicht vergraulen und so riskieren, dass man keine Exklusivstories oder frühe (mit Auflagen behaftete) Testmuster mehr bekommt. Und so können die „Großen“ dem Konsumenten eintrichtern was er zu kaufen hat.
Außerdem wurde nicht jedes Spiel schon ein Jahr vor Veröffentlichung hogehypt und durchgekaut, so dass man beim Release schon 90% des Spiels aus Previews und Trailern kennt.
Technik:
Der Sprung von 2D auf 3D war wohl die größte Revolution die die Spielergemeinde in den 90ern erleben durfte. Es war verblüffend das erste Mal eine Spielwelt in 3D erkunden zu können. Einen derartigen Quantensprung kann in kommender Zeit höchstens Oculus Rift, also VR bieten. Die letzten Generationen boten im Grunde nur inkrementelle, optische Verbesserungen und die kommende Generation scheint den geringsten Techniksprung seit Anbeginn der Gaming-Ära zu präsentieren.
Emotionalisierung
Videospieler waren bis in die PS2/Xbox/GC Generation extrem Markentreu was sich nicht selten in „Konsolenkriegen“ manifestierte. Die Diskusionen waren sehr aufgeheizt und reichten von tatsächlich kritischen Argumentationen bis zum dämlichsten Fanboy-Gehabe. Selbst Zocker, die alle Konsolen in ihrem Wohnzimmer stehen hatten, hatten einen Favoriten, welchen sie unermüdlich verteidigten. Irgendwie vermisse ich ein wenig diese Leidenschaft der Konsumenten, auch wenn mit das Ganze damals ziemlich auf den Keks ging.
Etwas fürs Regal (oder für den Gaming-Schrein?)
Kennt ihr noch die fetten N64 Spiele-Boxen. Ich erinnere mich da insbesondere an Lylat-Wars. Damals hab ich neue Spieleboxen neben mein Bett gelegt um sie beim Aufwachen betrachten zu dürfen. Ich hab die dicken Anleitungen, welche sogar kleine Stories zu den Charakteren und der Spielwelt beinhaltet haben, mit aufs Klo genommen und sie zigmal von vorn bis hinten gelesen. Und im Regal hatte ich meine Sammlung bestaunen dürfen.
Heute hab ich eine Liste in Steam. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht mal genau was alles an Titeln sich unter den hundert Einträgen verstecken. Viele Spiele habe ich über Aktionen und Angebote gekauft und im besten Fall eine halbe Stunde angespielt, dann wieder von der Festplatte gehauen. Das ist auch der nächste Punkt, der Preis.
Ne Packung Kaugummis oder ein Spiel?
In den 90ern waren die Spiele echt Arsch teuer. 140 bis 180 DM für ein N64 Spiel? Das musste schon eine Weile halten. Vor Allem weil man es noch von seinem Taschengeld bezahlen durfte. Da gab es vielleicht ein Spiel alle drei Monate. Man musste schon gut Überlegen was man sich zulegen möchte.
Dagegen habe ich in den letzten Jahren vielleicht insgesamt drei Vollpreistitel gekauft. Für den Rest habe ich selten mehr als 8€ ausgegeben. Mit dem geringen Preis fällt auch die Wertschätzung. Es ist nichts mehr Besonderes, es ist kein „Event“ sich ein Spiel zu kaufen, wie früher als man dann seine ganzen Freunde eingeladen hat um es zusammen zu zocken.
Was bleibt?
Handygames und Multiplayer-Shooter. Ich weiß nicht ob ich mich heute überhaupt noch als Gamer bezeichnen wollte. In der Bahn wird Subway Surfers gezockt und ab und an schmeiß ich Counter Strike oder Team Fortress 2 auf dem Rechner an. Alle zwei Jahre gibt’s dann tatsächlich einen Titel den ich am Stück verschlinge. Das letzte Mal ist aber schon ein Weilchen her, das war nämlich Uncharted 2 in der Release-Woche.
Fazit: Ich sollte aufhören in der aktuellen Videospiellandschaft nach den Erfahrungen zu suchen, die mich früher zum zocken bewegt hatten und einfach akzeptieren, dass sie sich gewandelt hat und möglicherweise mir nicht mehr das bieten kann, was ich erwarte.