Ronnie sagt bye, bye
Auf spektakuläre Art und Weise hat sich Ronnie O'Sullivan von der UK Championship verabschiedet. Der Exzentriker gab sein Viertelfinalmatch gegen Stephen Hendry bei einem 1:4-Rückstand im sechsten Frame bei einem Spielstand von 24:0 für ihn auf.
In diesem sechsten Frame hatte O'Sullivan drei Rote und drei Schwarze gelocht, als er sich verstellte. Doch statt einer Safety versuchte er noch, eine kaum mögliche Rote zu lochen und auf Schwarz zu stellen. Als das misslang und eine Chance für Stephen Hendry liegen blieb, schüttelte O'Sullivan die Hand von Hendry und von Schiedsrichter Jan Verhaas und verließ die Arena. Das Match wird mit 9:1 für Stephen Hendry gewertet, der damit das Halbfinale des zweitwichtigsten Snookerturnieres des Jahres erreicht hat. Hendry und Verhaas waren sichtlich konsterniert.
"Er hat mir nur gesagt er habe genug", so Hendry, "aber ich habe nichts davon gemerkt dass irgendetwas nicht in Ordnung war." O'Sullivan habe ihm dann noch viel Glück für das Turnier gewünscht. Hendry betonte aber auch: "Ich habe ihn nicht zu kritisieren."
Gründe für Aufgabe bleiben offen
Turnierdirektor Mike Ganley hatte sich von O'Sullivan noch einmal bestätigen lassen, dass er das Match wirklich aufgegeben habe: "Ich habe ihn dann gefragt, ob etwas nicht in Ordnung sein. Er hat nur gesagt &sbquonein' und das Gebäude verlassen. Das hat uns alle geschockt." Ganley weiter: "Offensichtlich hat er sich nicht in der Lage gesehen, das Match fortzusetzen. Vielleicht hat er Gründe, die wir nicht kennen."
Auch O'Sullivans Management konnte keine weiteren Informationen beitragen. "Wir sind genauso erstaunt wie alle anderen", so ein Sprecher. "Er hat nur noch Stephen Hendry alles Gute für das Turnier gewünscht und unserem Snooker-Sportdirektor John Carroll ein schönes Weihnachtsfest. Was seine Gründe betrifft, tappen wir komplett im Dunklen."
Steht Karriereende bevor?
O'Sullivan selber gab keine weiteren Erklärungen ab und gab auch keine Pressekonferenz. Damit blieb auch unklar, ob sich das "ich habe genug" nur auf dieses Match bezog oder auf seine Snooker-Karriere. O'Sullivan hatte in den letzten Tagen mehrfach betont, dass ihm der Siegeswille abhanden gekommen sei und er Kinder als viel wichtigeren Bestandteil seines Lebens empfinde. Seine Lebensgefährtin Jo hatte im Februar ihre erste gemeinsame Tochter zur Welt gebracht und ist erneut in Umständen.
Die Zuschauer, die Tickets für das Match von O'Sullivan gegen Hendry gekauft haben, können jetzt die Begegnung zwischen Graeme Dott und Steve Davis sehen. Außerdem bietet die World Snooker Association ihnen noch Eintrittskarten für das Halbfinale am Freitag an.
Hendry mit Klasse-Leistung
Bis zum Zeitpunkt der überraschenden Aufgabe hatte Stephen Hendry sich in glänzender Form präsentiert. Den ersten Frame gewann er mit Breaks von 52 und 37 Punkten sicher. Im zweiten Frame führte O'Sullivan nach einem 60er-Break schon mit 66:0, doch mit einer 72er-Clearance holte sich der Schotte den Durchgang doch noch auf Schwarz. In Frame drei spielte Hendry dann mit 102 das 695. Century seiner Karriere. Eine 67 des siebenfachen Weltmeister genügte, um mit 4:0 in die Pause zu gehen.
Der erste Frame nach dem Interval bot beiden Akteuren Chancen, doch mit mehreren kleinen Breaks ging O'Sullivan in Führung. Als Hendry nach der letzten Roten Schwarz verschoss und daraufhin Snooker benötigte, gab er den Durchgang auf. Und dann kam das überraschende Ende in Frame sechs.
Eurosport - Rolf Kalb - 14/12/2006 20:04