Torwartentscheidung rückt näher
Die Entscheidung zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann als WM-Torwart Nummer eins könnte schneller als erwartet fallen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann kündigte am Donnerstag für Freitag (7. April) Gespräche zu dem brisanten Nationalmannschaftsthema an. "Ich werde mich mit meinem Trainerstab zusammensetzen und die Frage diskutieren", sagte Klinsmann am Rande eines Werbetermins in Rust bei Freiburg.
Löw: "Situation wird intensiv besprochen"
Zuletzt hatte Klinsmann stets betont, die Entscheidung werde definitiv erst im Mai fallen. Diesen Termin erwähnte der Bundestrainer am Donnerstag nicht mehr. Stattdessen bemühte er Franz Beckenbauers Standardaussage: "Schaun mer mal." Klinsmanns Assistent Joachim Löw deutete indes eine baldige Entscheidung an. "Das ist im Moment eine schwierige Situation, die intensiv besprochen wird und bald auch gelöst werden kann."
"Menschlich harte Entscheidung"
Klinsmann betonte jedoch abermals, dass er noch keine Entscheidung getroffen habe. "Ich beteilige mich nicht an Spekulationen", sagte der Weltmeister von 1990 und sprach von einer "menschlich schweren und harten Entscheidung". Anschließend reiste Klinsmann weiter nach München. Ob es dort Gespräche mit der Chefetage von Bayern München geben wird, blieb vorerst offen.
Magath bekräftigt Kritik an Klinsmann
Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Franz Beckenbauer, Manager Uli Hoeneß und Trainer Felix Magath hatten zuletzt teilweise heftige Kritik an Klinsmanns Vorgehen in der Torhüterfrage geübt und forderten mehrfach sofortige Klarheit. Magath bekräftigte seine Meinung am Donnerstag: "Ich sage es ja schon die ganze Zeit, dass es so nicht fair ist." Hoeneß hatte Kahns Aussetzer beim 2:2 gegen Köln mit Klinsmanns "Psycho-Terror" entschuldigt.
"Kahn wird klar benachteiligt"
Magath betonte, dass die Situation für Kahn und Lehmann nicht vergleichbar sei. "Es ist nicht egal, ob ich die Nummer eins bin und diese Position verteidigen muss, oder ob ich das erste Mal die Chance bekomme, die Nummer eins zu werden", erklärte der Coach. Hinzu komme, dass Lehmanns Klub Arsenal, der im Gegensatz zu Bayern weiter in der Champions League spielt, jetzt "eine super Phase" habe. "Lehmann kann sich zwar nicht so auszeichnen, aber er bekommt auch kein Gegentor", sagte Magath. Wegen dieser Gründe stellte der Coach fest: "Das ist eine klare Benachteiligung für Oliver Kahn."
Lehmann reagiert gelassen
Lehmann reagierte nach dem Einzug ins Halbfinale der Königsklasse durch das 0:0 in Turin ungewohnt gelassen auf die Münchner Lobby-Arbeit für seinen Rivalen. "Ich kann die Bayern verstehen, dass sie sich für Oliver Kahn einsetzen. Wenn ich dort spielen würde, fände ich das auch toll", sagte Lehmann. Er selbst geht fest davon aus, bei der WM im Tor zu stehen. "Ich bin guter Dinge, denn ausschlaggebend ist die sportliche Leistung auf dem Platz. Der Trainer wird nach Leistung entscheiden, denn sonst würde er sich unglaubwürdig machen", so der 36-Jährige.
Magath revidiert Rücktritts-Empfehlung
Entgegen früherer Äußerungen hat sich Lehmann indes noch nicht für einen Rücktritt entschieden, sollte er gegen Kahn abermals den Kürzeren ziehen: "Das kann ich nicht sagen." Oliver Kahn würde sich es im Gegensatz wohl nicht antun, auf der Bank Platz zu nehmen. Sein Vereinstrainer revidierte am Donnerstag dennoch seine Rücktritts-Empfehlung für Kahn. "Ich weiß nicht, was er macht. Aber ich würde ihm empfehlen, selbst wenn die Entscheidung gegen ihn fallen würde, dass er die WM in Deutschland mitmacht", sagte Magath.
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