Gruppe B - 3.Spieltag
20:45 Uhr
Griechenland - Mexiko
Es geht um den guten Ruf und um neues Selbstbewusstsein: Trainer Otto Rehhagel und Europameister Griechenland wollen sich mit einem Sieg gegen Mexiko würdig vom FIFA Confederations Cup in Deutschland verabschieden, das ramponierte Image aufpolieren und Mut für die Schlussphase in der WM-Qualifikation tanken. Weltmeister-Bezwinger Mexiko strebt hingegen den Gruppensieg an und träumt bereits vom ganz großen Coup.
"Natürlich wollen wir nicht ohne Tor und Sieg nach Griechenland zurückkehren. Auch wenn meine Spieler platt sind - sie sollen noch einmal ihre letzten Kräfte bündeln. Danach können sie sich im Urlaub erholen", fordert "König Otto" vor dem letzten Gruppenspiel heute Abend in Frankfurt ein Stück Wiedergutmachung für die Pleiten gegen Brasilien (0:3) und Japan (0:1).
Für die Hellenen, die bei der "Mini-WM" als einziges Team noch ohne Torerfolg sind, geht es trotz des bereits feststehenden Scheiterns in der Vorrunde zumindest noch um die Ehre. "Wir sind sowohl unseren vielen Fans, die extra für uns ins Waldstadion kommen, als auch unseren Anhängern in der Heimat ein gutes Spiel schuldig", meinte der frühere Bremer Torjäger Angelos Charisteas, der ebenso wie seine Teamkollegen der Form von der Euro vor einem Jahr in Portugal weit hinterherhinkt und sich von Rehhagel zuletzt Kritik gefallen lassen musste.
Allerdings plagen "Rehhakles" weiter massive Personalprobleme. Verteidiger Georgios Seitaridis und Stürmer Ioannis Amanatidis vom 1. FC Kaiserslautern sind angeschlagen. Abwehrchef Traianos Dellas ist verletzt ohnehin nicht dabei. Mittelfeldspieler Konstantinos Katsouranis von AEK Athen und Verteidiger Giourkas Seitaridis vom FC Porto sind verletzt, Georgios Karagounis von Inter Mailand ist gesperrt.
"Ich werde einige Spieler bringen, die in der zweiten Reihe stehen. Ich hoffe, sie können ihre Chance nutzen", erklärte Rehhagel. Der 66-Jährige kann gegen Mexiko wieder auf den zuletzt verletzten Verteidiger Michalis Kapsis zurückgreifen. Auch Mittelfeldspieler Theodoros Zagorakis, der in der vergangenen Woche ohne Erfolg mit dem FC Bologna um den Verbleib in der italienischen Serie A kämpfte, steht Rehhagel wieder zur Verfügung.
"Ohne so viele Leistungsträger sind wir nicht stabil genug", erklärte Rehhagel, der die Partie deshalb auch nicht als Test für die WM-Qualifikation am 7. September in Kasachstan ansieht: "Dann sind wir hoffentlich wieder komplett und ausgeruht. Dann werden wir eine andere griechische Mannschaft sehen."
Keine Rücksicht kann Rehhagel von Mexiko erwarten. Obwohl der Konföderationen-Cup-Gewinner von 1999 nach den Siegen gegen Japan (2:1) und Brasilien (1:0) bereits als Halbfinalist feststeht, wollen die Mexikaner ihre Erfolgsserie gegen Griechenland auf 21 Spiele in Folge ohne Niederlage ausbauen. "Ob Brasilien, oder Griechenland: Wir wollen gegen jeden Gegner unser Spiel durchsetzen und gewinnen", erklärte Mexikos argentinischer Nationalcoach Ricardo La Volpe.
Stürmer Jared Borgetti, der gegen Brasilien zunächst in seinem ganz persönlichen Elfmeter-Krimi im dritten Anlauf an Torhüter Dida scheiterte, um dann doch noch den Siegtreffer zu erzielen, träumt unterdessen schon vom Cup-Triumph. "Nun können wir wirklich ins Endspiel kommen und das vielleicht auch noch gewinnen", meinte der 32-Jährige.
20:45 Uhr
Japan - Brasilien
Bei Weltmeister Brasilien geht die Angst vor dem Versagen um: Nach dem überraschenden 0:1 am vergangenen Sonntag gegen Mexiko plant Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira im entscheidenden Spiel der Gruppe B gegen Japan heute Abend eine personelle Zäsur, will die halbe Mannschaft umkrempeln und mit einem verstärkten "B-Elf" antreten. Dabei geht es in Köln nicht nur gegen den Asienmeister, sondern auf der Trainerbank der Japaner sitzt kein Geringerer als Brasiliens Fußball-Idol Zico, der "weiße Pele".
Trotzdem zieht Parreira die personelle Reißleine. "Die Spieler haben am Ende einer langen Saison einen müden Kopf und müde Beine. Wer garantiert mir, dass wir uns mit der gleichen Mannschaft für das Halbfinale qualifizieren? Niemand. Das Leben ist aus Herausforderungen und Entscheidungen gemacht. Ich habe keine Angst und übernehme die Verantwortung. Wenn es eine WM wäre, würde ich die Umstellungen nicht vornehmen, da es aber keine WM ist, denke ich, dass die Sache normal ist", begründete der "Selecao"-Coach seine Entscheidung.
Der 62-Jährige erwägt, Weltfußballer Ronaldinho ("Ich bin nach der langen Saison körperlich kaputt"), Kaka, Adriano, den Ex-Leverkusener Emerson, Gilberto von Hertha BSC Berlin und Torhüter Dida pausieren zu lassen. Dafür sollen Schlussmann Marcos sowie Leo, Renato, Gilberto Silva, Julio Baptista, Juninho und Ricardo Oliveira eine Bewährungschance erhalten. "Dennoch", so Parreira, "wir werden stark genug sein, um Japan zu schlagen."
Die Spieler der "Selecao" indes aalten ihre müden Knochen im Hotel-Schwimmbad, doch die Stimmung ist nach der Niederlage gegen die Mexkianer angespannt. Und so fordert Bayern-Star Ze Roberto, der seinen Vertrag in München um ein Jahr verlängern wird: "Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir den inneren Schweinehund überwinden müssen." Und Ronaldinho glaubt: "Auch wenn uns ein Unentschieden reicht, das wird wie ein Endspiel für uns."
Für Japan wird es das "Spiel des Jahres". Mit einem Sensationssieg gegen den fünfmaligen Weltmeister können die Nippon-Kicker Fußball-Geschichte schreiben. Und für Zico, den dreimaligen WM-Teilnehmer, ist das Duell gegen seine Landsleute eine äußerst delikate Situation: "Es ist für mich ein extrem spezielles Spiel. Wenn ich die brasilianische Nationalhymne höre, wird das ein sehr emotionaler Moment sein. Aber wenn sie vorbei ist, arbeite ich hundertprozentig für Japan."
Der 52 Jahre alte einstige Weltklassefußballer, der 89-mal das gelbe CBF-Trikot trug und dabei 66 Tore erzielte, will sich einen Traum erfüllen und die "Selecao" aus dem "Confed Cup" werfen. "Ich kann keine Rücksicht auf meine Landsleute nehmen. Brasilien ist natürlich Favorit. Aber ich sage meinen Spielern immer, dass jeder Gegner geschlagen werden kann. Man muss nur körperlich und mental alles geben. Meine Mannschaft darf keine Angst vor den großen Namen haben, dann haben wir eine Chance."
Allerdings nur dann, wenn die Japaner endlich ihre Möglichkeiten besser nutzen. "Wir spielen attraktiv Fubßall. Aber unser Problem ist, dass wir zu wenig Tore machen. Immer, wenn meine Spieler vor dem Tor auftauchen, bekommen sie Panik. Das ist ein psychologisches Problem. Das müssen wir abstellen", forderte Zico. Ähnlich sieht es Torhüter Yoshikatsu Kawaguchi: "Der Druck liegt auf Brasilien, wir können entspannt ins Spiel gehen. Aber wir werden wahrscheinlich nur wenige Chancen erhalten. Wenn wir sie nicht nutzen, sitzen wir im Flugzeug nach Hause."