Uncharted 2 - Among Thieves
Noch vor wenigen Wochen konnte ich mit der Uncharted-Reihe nicht viel anfangen. Den ersten Teil habe ich im Januar diesen Jahres als Platinum-Titel gekauft und nachdem ich gerade mal die ersten drei Kapitel angespielt hatte, ist die Disc auch schon für Monate in der Schublade verschwunden. Erst Ende letzten Monats habe ich mich doch noch dazu überwinden können dem Spiel eine Chance zu geben, in erster Linie weil ich wissen wollte ob mich der Titel anspricht und der Kauf des zweiten Teils für mich in frage kommt. Nach wenigen Kapiteln war ich dann schon so gefesselt, dass ich den Titel in drei Tagen auch schon durch hatte. Das Spiel war alles andere als makellos, aber die Action und die Präsentation, vor Allem die Charaktere, deren Potenziale aber Aufgrund der doch recht sparsamen Dialoggestaltung selten richtig ausgespiel werden konnten, haben einen bis zum Schluss an den Stuhl gefesselt. Es blieb dennoch ein bitterer Nachgeschmack: Das Spiel bot kaum Abwechslung, die meiste Zeit befand man sich in ewig langen Feuergefechten mit nicht zu enden scheinenden Gegnerwellen. Zu selten wurde die Action durch sehr einfache Kletterpassagen, so genannte "Rätseleinlagen", nervige Vehikelsequenzen und eine spannende aber viel zu kurze On-Rails-Einlage aufgelockert. Auch die Spielumgebungen empfand ich als recht monoton, den größten Teil der Handlung verbrachte man in einer Jungleumgebung mit sich darin befindenden, oft kargen Ruinen, Höhlen und Bunkern.
Hätten die Jungs und Mädels von Naughty Dog nur die Hälfte dieser Kritikpunkte beherzigt und richtig umgesetzt, wäre ich mit dem Nachfolger schon überglücklich gewesen. Tatsächlich haben sie es aber geschafft ALLE genannten Schwächen des Vorgängers zu beseitigen und dabei noch viel viel mehr drauf zu legen. Uncharted 2 packt einen von der ersten Minute an am Kragen lässt dich nicht mehr los. Dank einer besonderen Erzählweise (möchte nicht zuviel verraten
) wird man mitten ins geschehen geschleudert und sofort auf die Story heiß gemacht. Während der erste Teil im Grunde nur vier interessante Charaktere bieten konnte, werden hier nochmal fünf neue vorgestellt und diesmal haben, im Gegensatz zum Erstling, auch die Antagonisten spannende Hintergründe und erstklassige Dialoge, so dass man garnicht anders kann als sie zu hassen. Man möchte sie einfach zur strecke bringen. Das absolute Highlight ist aber Chloe! Sie ist vom Charakter her das weibliche Gegenstück zu Drake und trägt zu einem unterhaltsamen Love-triangle bei. Ihre Stimme werde ich die nächsten Nächte wohl noch in meinen Träumen hören. Insgesamt ist die Synchro natürlich wieder sehr gut gelungen. Und nein! Die deutsche Synchro kann mit der englischen auf keinen Fall mithalten. Habe mir beides angehört und obwohl die deutsche auch sicherlich nicht schlecht ist, hat die englische einfach mehr Raumtiefe und hört sich deutlich natürlicher an. Außerdem ist die deutsche Stimme von Chloe meilenweit von der englischen entfernt. Allein diese Tatsache macht die englische zur Pflicht!
Es ist schon beeindruckend wie die Synchro den unterschiedlichen Umgebungen angepasst wurde. Egal ob Häuserschluchten, Höhlen, Tempel oder Berge, sie hört sich immer natürlich an. Und wie man erkennen kann wird einiges an Schauplätzen geboten. Hier wird Abwechslung ganz groß geschrieben. Selten verweilt man länger als zwanzig Minuten in der gleichen Umgebung. Und oft, und diese Stellen sind meiner Meinung nach die absoluten Höhepunkte des Spiels, ändert sich die Umgebung währen man sich in ihr befindet und darin interagiert.
Aber genug zur Präsentation und mal etwas zum Gameplay. Die Grundelemente "Schießen", "Klettern" und "Rätseln" sind auch im zweiten Teil vertreten. Doch diesmal sind die unterschiedlichen Passagen viel ausgewogener ins Spiel integriert und sehr angenehm über die Gesamtspielzeit verteilt worden. Mir kam es sogar so vor, als hätte ich die allermeiste Zeit mit dem Klettern verbracht. Dies könnte aber auch daran liegen, dass die Actionsequenzen durch die neue Stealthmehanik etwas abwechslungsreicher und geworden sind und sich nicht mehr so furchtbar ziehen wie noch im ersten Teil. Im Gegenteil! Die Actioneinlagen sind extrem unterhaltsam, weil man die Möglichkeit hat sie so anzugehen wie man selbst möchte. So kann ich mich einfach ins Gefecht stürzen und dann schauen wie ich mit der Situation fertig werden, oder aber ich kann mich leise heranpirschen, ein paar Wachen ausschalten, dann auf eine höhere Ebene klettern, dort einen RPG-Schützen erledigen, seine Waffe nehmen und mir still einen Überblick über das Schlachtfeld verschaffen. An einigen Stellen bekommt man die Möglichkeit sich leise einigen wenigen Gegnern zu entledigen und so einen Spawnansturm einer Gegnerschaar zu entgehen. Drakes Stealth-Fähigkeiten sind natürlich sehr beschränkt und man hat nie eine "stille" Waffe zur Verfügung, so dass man sie nur aus nächster nähe anwenden kann, aber sie passen sehr gut ins Geschehen und auch zu Drakes Person. Er ist kein Sam Fisher, aber er ist dennoch ein cleveres Kerlchen und würde sich wohl eher nicht unüberlegt in eine Gefechtssituation begeben. Wenn sich aber ein Gegner doch mal im falschen Augenblick umdreht kann man ihn immernoch mit der "getuneten" Melee-Kampfmechanik verdreschen. Deutlich nützlicher als noch im Vorgänger, kann man mit dieser problemlos kleinere Gegnermengen bewältigen ohne gleich abgeknallt zu werden. Eine simples Quicktime-System hält die Kämpfe dabei spannend. Man sollte Uncharted 2 aber wirklich nicht auf die Gefechtsaction reduzieren. Meine Lieblingsstelle war interessanter Weise eine Sequenz in der man nichts anderes gemacht hat als hinter jemandem her zu gehen und sich dabei an der wunderschönen Umgebung zu ergötzen.
Trotz des ganzen wohl verdienten Lobs, ist auch Uncharted 2, oh Wunder, kein perfektes Spiel. So haben mir die Bosskämpfe gegen Widersacher menschlicher Art nicht so gut gefallen. Es ist alles Andere als realistisch, wenn jemand Grundlos Dutzenden Magazine verschlingen kann. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Dann musste man für meinen Geschmack etwas zu oft einen Wagen schieben um irgendwo hoch zu kommen. Warum muss es immer der gleiche Wagen sein? Man hätte da doch auch noch drei andere Modelle erstellen und so etwas anderes anbieten können. Auch ist die Kamera nicht immer ideal ausgerichtet, so dass man öfters nachjustieren muss. Allgemein geht die Übersicht oft verloren. Da ist das Spiel wohl Opfer des eigenen Detailgrads geworden, denn bei all der Pracht kann man leichter Klettersteinchen und offene Fenster übersehen. Manchmal wird man aber auch auf die falsche Fährte gelockt indem der Charakter nach einer Sequenz in gerade die entgegengesetzte Richtung gedreht wird in die man sich eigentlich begeben soll. Und zu allerletzt wollte ich noch aufführen, dass man sehr oft ohne eigenes Verschulden in den Tod springt. Da reicht es schon auf eine kleine Kante falsch aufzukommen und schon sieht man den "Game-Over"-Screen, obwohl eigentlich nichts passiert ist. Sonderlich schlimm ist das aber nicht, denn das Checkpointsystem ist himmlisch. Doch diese Kritikpunkte sind wirklich nicht der Rede wert und schmälern den Gesamteindruck in keinster Weise. Manche dieser Punkte würden bei einem beliebigen anderen Spiel nicht mal ins Auge fallen, wenn aber das Spiel so ausgereift ist wie dieses, stechen einige Schönheitsfehler einfach deutlicher heraus.
Ich könnte hier noch ewig weiter zur filmreifen Story mit sehr zufriedenstellendem Hollywood-Ende, grandiosem Soundtrack und unglaublicher Technik schreiben, aber mal ehrlich, wer will das schon lesen?
Und den Co-op- und Multiplayer-Part habe ich praktisch noch nicht angerührt.
Als ich mit dem Spielen angefangen habe, habe ich nicht erwartet so davon überwältige zu werden. Selbst Masis Liebeserklärungen hier im Board hatte ich einwenig belächelt und skeptisch betrachtet, doch im Nachhinein muss ich ihm absolut zustimmen:
Mit dem zweiten Teil katapultiert Naughty Dog ihre Uncharted-Reihe in die Liga der absoluten Top-Titel der Videospielelandschaft.
Fazit: