Es wird Zeit für die Vorschau. Gruppe D ist dran.
18:00 Uhr - Tschechien - Lettland
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Tschechien: 1 Chech - 2 Grygera, 5 Bolf, 21 Ujfalusi, 6 Jankulovski - 8 Poborsky, 10 Rosicky, 4 Galasek, 11 Nedved - 9 Koller, 15 Baros
Lettland: 1 Kolinko - 7 Isakovs, 4 Zemlinskis, 2 Stepanovs, 6 Blagonadezdins - 8 Bleidelis, 3 Astafjevs, 5 Laizans, 10 Rubins - 9 Verpakovskis, 11 Prohorenkovs
Schiedsrichter: Gilles Veissiere (Frankreich)
Die Erwartungshaltung in der Heimat ist riesig, der Druck auf das Team von Trainer Karel Brückner immens. Wenn Tschechiens Fußball-Nationalmannschaft zum Auftakt der "deutschen" Gruppe D am Dienstag gegen Außenseiter Lettland in Aveiro die "Operation EM-Titel" in Angriff nimmt, ist der Europameister von 1976 zum Siegen verdammt.
Bei Niederlage mit dem Rücken zur Wand
Bei einer Niederlage oder einem Unentschieden stünde der Mitfavorit bereits vor den Duellen gegen die Niederlande (19. Juni) und die DFB-Auswahl (23. Juni) mit dem Rücken zur Wand. "Der erste Schritt in das Turnier ist immer der wichtigste. Wir müssen gegen die Letten gewinnen. Aber unser erster Gegner ist mit Sicherheit kein Punktelieferant", sagte Mittelfeldspieler Tomas Rosicky, derzeit noch beim Bundesligisten Borussia Dortmund unter Vertrag.
Koller träumt vom Titel
"Wer in dieser Gruppe weiterkommt, der kann auch die EM gewinnen." Sein BVB-Vereinskollege Jan Koller träumt vor dem Auftaktmatch bereits vom großen Wurf. "Die Fans in der Heimat sind heiß auf die EM. Außerdem ist es meine letzte Chance, einen großen internationalen Titel zu gewinnen", sagte Koller.
Tschechien will sich rehabilitieren
Nach der verpassten Qualifikation für die WM 2002 in Südkorea und Japan will sich die Brückner-Elf endgültig rehabilitieren Allerdings ist nach der souveränen EM-Qualifikation und 20 Spielen in Serie ohne Niederlage, darunter Siege gegen Frankreich und Italien, bei den Tschechen Ernüchterung eingekehrt. Die beiden Pleiten in Irland (1:2) und gegen Japan (0:1) haben dem Selbstvertrauen des EM-Finalisten von 1996 ordentlich zugesetzt.
"Zählen nicht zu den Top-Favoriten"
"Unsere Mannschaft ist gut, aber zu den Topfavoriten zählen wir nicht mehr", meinte Europas Fußballer des Jahres Pavel Nedved von Juventus Turin, der in den vergangenen Tagen auf Grund der großen Hitze physische Probleme hatte. Auch der Rest des Teams wirkt nach der langen Saison geschlaucht. Zudem scheint der 2:1-Auftakterfolg der Griechen gegen die Gastgeber beim Eröffnungsspiel in Porto den Tschechen zusätzlichen Respekt vor den Letten eingeflößt zu haben.
Nedved warnt
"Wer dieses Spiel gesehen hat, weiß, dass es keine schlechten Teams mehr gibt. Sollten wir nicht gewinnen, war das erste Spiel gegen Lettland alles andere als ein Vorteil", meinte Nedved. Taktisch wird Brückner in der Defensive nach dem misslungen Experiment mit der Dreierkette wieder auf eine Viererkette setzen.
Viele Bundesligaspieler im Kader
Aus "deutscher" Sicht ist neben Koller und Rosicky Bundesliga-Profi Tomas Ujfalusi (Hamburger SV) gesetzt. Vratislav Lokvenc, der in der neuen Saison für den VfL Bochum auf Torejagd gehen wird, steht als Koller-Ersatz bereit, und Roman Tyce (1860 München) ist die erste Alternative im defensiven Mittelfeld. Während beim Favoriten der wachsende Druck allgegenwärtig ist, gehen die "Underdogs" aus Lettland völlig entspannt in das erste EM-Spiel ihrer Geschichte.
Gute Stimmung
In den Trainingseinheiten in Anadia wird viel gelacht, das Team vom Baltikum scheint die EM-Premiere in vollen Zügen zu genießen. Versilbern Sie Ihr Fußball-Fachwissen mit Wetten bei betandwin! "Es wäre eine Sensation, wenn wir ins Viertelfinale kämen. Für unser Land war es bereits eine Sensation, dass wir uns überhaupt qualifiziert haben", sagte Coach Aleksandrs Starkovs, der beim Erstligisten Skonto Riga jahrelang bereits 19 der 23 Spieler im Kader unter seinen Fittichen hatte.
Griechenland als Vorbild
Zudem möchte sich Starkovs die Griechen von Trainer Otto Rehhagel zum Vorbild nehmen. "Sie haben es beim 2:1 gegen Portugal vorgemacht und sind für uns ein sehr gutes Beispiel. Dieses Spiel hat uns gezeigt, dass der Underdog einen Favoriten schlagen kann", sagte Starkovs: `Kein Team, das bei der EM dabei ist, hat sich zufällig qualifiziert."
20:45 Uhr - Deutschland - Niederlande
Das Duell zwischen Deutschland und Holland war schon immer von besonderer Rivalität geprägt. Auch am Dienstag in Porto wird ein hitziges Duell erwartet. Ruud van Nistelrooy verstieg sich sogar zu der Behauptung: "Hier geht es nicht nur um Fußball, sondern auch um geschichtliche Hintergründe. Vor allem um das, was vor 60 Jahren passiert ist. Das wird eine ganz emotionale Sache hier." Sport1 wirft einen Blick auf die großen Spiele der beiden Nachbarländer.
7. Juli 1974, WM-Finale in München: 2:1 für Deutschland
Die DFB-Auswahl war als Europameister und Gastgeber zu Beginn des Turniers der große Favorit. Doch im Laufe der Endrunde hatte sich die von Rinus Michels trainierte holländische Elf mit ihrem herrlichen Offensivfußball ins Rampenlicht gespielt. Die Deutschen waren noch nicht einmal am Ball, da stand es bereits 1:0 für Holland. Vogts foulte Cruyff, Neeskens erzielte per Strafstoß die Führung. Dann die bis heute umstrittene Szene vor dem 1:1: Nach einem angeblichen Foul von Jansen an Hölzenbein entschied Schiedsrichter Taylor (England) erneut auf Elfmeter. Breitner verwandelte sicher. Noch vor der Pause traf Gerd Müller nach Bonhof-Flanke zum 2:1 für Deutschland. Die zweite Halbzeit war ein einziger Sturmlauf des Oranje-Teams. Doch Sepp Maier und das Glück verhinderten den Ausgleich. Deutschland war zum zweiten Mal Weltmeister.
18. Juni 1978, WM-Zwischenrunde in Cordoba: 2:2
Deutschland hätte gewinnen müssen, um weiter zu kommen. Und es begann gut. Bereits in der dritten Minute brachte Rüdiger Abramaczik die DFB-Elf in Führung. Der Ausgleich von Arie Haan folgte 24 Minuten später. Aber die Deutschen gingen in der zweiten Hälfte wieder in Front - Dieter Müller (70.). Sechs Minuten vor dem Abpfiff glich Rene van de Kerkhof erneut aus. Damit konnte die deutsche Mannschaft ihren Weltmeister-Titel nicht mehr verteidigen. Zum Abschluss blamierte sich die Truppe von Helmut Schön bei der 2:3-Pleite gegen Österreich und verpasste sogar das Spiel um Platz drei. Holland wurde nach dem 1:3 im Finale gegen Argentinien zum zweiten Mal Vize-Weltmeister.
14. Juni 1980, EM-Vorrunde in Neapel: 3:2 für Deutschland
Beim Länderspieldebüt von Lothar Matthäus spielte sich Klaus Allofs in den Vordergrund. Der Stürmer besiegte die Niederländer fast im Alleingang und traf gleich drei Mal (20., 60., 66.). Die Aufholjagd der Holländer kam zu spät. Johnny Rep (80./Elfmeter) und Willy van de Kerkhof (86.) besorgten den Endstand. Beflügelt durch den Sieg gegen den Nachbarn spielte sich Deutschland bis ins Finale, wo die DFB-Elf Belgien durch zwei Treffer Horst Hrubesch bezwang und sich den zweiten EM-Titel sicherte.
21. Juni 1988, EM-Halbfinale in Hamburg: 2:1 für Holland
Dieses Halbfinalspiel wurde zum Albtraum von Jürgen Kohler. Zwar ging der EM-Gastgeber durch einen Elfmeter von Matthäus in Führung (55.). Aber dann zog Marco van Basten in den Strafraum, Kohler konnte den Stürmer nur durch einen Foul bremsen. Ronald Koeman glich aus (74.). 60 Sekunden vor dem Schlusspfiff war van Basten einen Schritt schneller als Kohler und überwand Eike Immel zum 2:1. Unvergessen, wie Koeman sich nach dem Spiel seinen Allerwertesten mit dem Trikot von Olaf Thon abwischte. Wenige Tage später wurde das wie schon 1974 von Rinus Michels gecoachte Team in München mit einem 2:0 gegen Russland zum bislang einzigen Mal Europameister.
24. Juni 1990, WM-Achtelfinale in Mailand: 2:1 für Deutschland
Die Szene in der 22. Minute ging um die ganze Welt: Frank Rijkaard spukte Rudi Völler an - und das gleich zwei Mal. Und wie entschied der argentinische Schiedsrichter Loustau? Er schickte beide mit Rot vom Platz. Das war der Startschuss für Jürgen Klinsmann, der das beste Länderspiel seiner Karriere ablieferte. Der Angreifer besorgte nach schöner Vorarbeit von Guido "Diego" Buchwald die Führung (51.). In der 85. Minute ein Geniestreich von Andy Brehme. Vom Sechzehnereck schlenzte er die Kugel in die lange Ecke. In der 89. Minute gelang Ronlad Koeman per Foulelfmeter nur noch Ergebniskosmetik. Rijkaard und Völler haben sich zwischenzeitlich wieder versöhnt, doch der DFB-Teamchef sagt noch heute: "Dieses Spiel verfolgt mich bis ins Grab. Überall auf der Welt werde ich darauf angesprochen." Am Ende wurde Deutschland Weltmeister - im Finale gegen Argentinien besorgte Brehme das einzige Tor per Foulelfmeter.
18. Juni 1992, EM-Vorrunde in Göteborg: 3:1 für Holland
Die deutsche Elf wurde in der ersten Halbzeit förmlich überrollt und lag nach 45 Minuten durch Tore von Rijkaard (4.) und Rob Witschge (15.) 0:2 zurück. Bundestrainer Berti Vogts wechselte den völlig überforderten Libero Manfred Binz aus. Nach dem Anschlusstor von Klinsmann (54.) keimte nochmal Hoffnung auf. Doch Dennis Bergkamp sorgte für die Entscheidung (72.). Nur dank der Schützenhilfe der Schotten beim 3:0 gegen die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten schaffte Deutschland den Einzug ins Halbfinale. "Man sieht sich immer zwei Mal im Leben", sagte Vogts danach. Doch während sein Team das Endspiel erreichte, scheiterten die Holländer an Dänemark, das dann das Finale gegen Deutschland 2:0 gewann.
20. November 2002, Freundschaftsspiel: 3:1 für Holland
Das bislang letzte Aufeinandertreffen beider Mannschaften. Die Gäste revanchierten sich mit dem Sieg gegen den Vize-Weltmeister für ihr Fehlen bei der WM in Japan und Korea. Die deutsche Elf, für die Rückkehrer Bobic das zwischenzeitliche 1:1 erzielte, zeigte dennoch eine gute Leistung. Im aktuellen deutschen EM-Kader stehen noch zehn Spieler, die damals zum Einsatz kamen.
Positive Bilanz
Deutschland und Holland trafen bisher 35 Mal aufeinander. Bei zwölf Unentschieden und zehn Niederlagen entschied die DFB-Elf 13 Duelle für sich (69:60 Tore).