Fifa ermittelt gegen Frings
Italienische Vorwürfe gegen "Schläger" Torsten Frings und Eröffnung eines Verfahrens gegen den Argentinier Maxi Rodriguez.
Die Tumulte am vergangenen Freitag im Anschluss an den 4:2-Erfolg Deutschlands im Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale gegen Argentinien (1:1 n.V.) in Berlin sorgen nochmals für Schlagzeilen und hitzige Diskussionen. Die italienische Zeitung "La Repubblica" veröffentlichte am Sonntag ein Foto, das Mittelfeldspieler Frings zeigt, wie er den argentinischen Stürmer Julio Cruz von Inter Mailand ins Gesicht schlägt. Auch das italienische Fernsehen zeigte die Bilder. Der Weltverband Fifa bestätigte, dass man die TV-Bilder angefordert habe, um die Vorkommnisse in Augenschein zu nehmen.
"Opfer" Cruz hat "nichts gespürt"
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilte über Mediendirektor Harald Stenger am Sonntagabend mit: "Wir sind von Medien über die aktuelle Entwicklung unterrichtet worden. Bisher ist in dieser Angelegenheit aber noch keine Anfrage der Fifa bei uns eingetroffen. Solange wir nicht offiziell von der Fifa informiert sind, können wir keine Stellungnahme abgeben." Das angebliche "Opfer" Cruz sagte der "Gazzetta dello Sport": "Ich habe keinen Faustschlag bekommen, zumindest habe ich nichts gespürt." Trotzdem wurden von Seiten der "Azzurri" nun Strafmaßnahmen gegen Frings vor dem Halbfinalduell des WM-Gastgebers gegen Italien am Dienstag (21.00 Uhr) in Dortmund gefordert.
Fifa: "Bierhoff wollte nur beruhigen"
Matthias Sammer, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erklärte in Anbetracht der Bilder von der Frings-Tätlichkeit in der "ARD", dass das Verursacherprinzip nicht außer acht gelassen werden dürfe. Die Fifa ließ durch Mediendirektor Markus Siegler am Sonntagvormittag mitteilen, dass gegen deutsche Spieler nicht mehr ermittelt werde. Es werde aber noch untersucht, "welche Rolle deutsche Offizielle gespielt haben könnten", so Siegler. Gemeint ist offenbar Nationalmannschafts-Teammanager Oliver Bierhoff, der versuchte zu schlichten und sich trotzdem den Zorn einiger argentinischer Akteure zuzog. "So weit wir das bislang beurteilen können, wollte er nur beruhigen", hatte Siegler am Samstag erklärt. Auch Stenger hatte sich schützend vor die deutschen Spieler gestellt.
Cruz: "Borowski war Auslöser"
Fifa-Präsident Joseph S. Blatter erklärte, bevor die Bilder von dem Frings-Faustschlag öffentlich wurden: "Den einzigen Vorwurf, den man den Deutschen machen kann, ist, dass Offizielle aufs Spielfeld gelaufen sind. Da gehören sie nicht hin." Gleichzeitig nahm er Bierhoff in Schutz: "Er wollte ja nur schlichten." "Es gab ein paar Wortgefechte und auch ein kleines Gerangel, mehr aber nicht. Ich bin auf den Rasen geeilt, um zu schlichten", sagte Bierhoff. Das sieht Julio Cruz anders. "Ich wollte nur die Lage beruhigen. Bierhoff habe ich zum Beispiel zurückgehalten, der gerade auf unseren Co-Trainer Tocali losgehen wollte. 'Was machst du da, ihr habt doch gewonnen', sagte ich zu ihm." Laut Cruz ist Tim Borowski für die Tumulte verantwortlich. "Beim Elfmeterschießen haben uns die Deutschen provoziert. Nach dem ersten Tor kam Borowski auf uns zu und sagte 'Fuck you'. Dies war der Auslöser für die späteren Tumulte."
Verfahren gegen Rodriguez und Cufre
Borowski konterte: "Die Argentinier hatten nicht gerade einen Heiligenschein. Sie haben während des Elfmeterschießens versucht, uns aus der Ruhe zu bringen. Das war eher eine beruhigende Geste von mir." Bierhoff glaubt indes nicht, dass es zu nachträglichen Sanktionen kommt: "Die Fifa hat auch von uns einen Bericht angefordert. Das wird keine Folgen haben." Stattdessen wurde gegen den Argentinier Maxi Rodriguez ein Verfahren eingeleitet. Dieser hatte sich bei den handgreiflichen Auseinandersetzungen zu einem Faustschlag gegen den Münchner Bastian Schweinsteiger hinreißen lassen. Allerdings bedeutete auch der Schlag von Frings gegen Cruz eine klare Tätlichkeit.
Cufre muss mit Sperre rechnen
Der argentinische Ersatzspieler Leandro Cufre hatte unmittelbar nach der Entscheidung mit seinem Tritt in den Unterleib von Per Mertesacker die unschönen Vorfälle ausgelöst und die Rote Karte gesehen; er muss mit einer langfristigen Sperre durch die Disziplinarkommission der Fifa rechnen. Rodriguez' Attacke war dagegen von Schiedsrichter Lubos Michel (Slowakei) ebenso nicht geahndet worden wie der Frings-Hieb in Richtung Cruz.