So schlimm wie Scholl das macht fand ich es auch nicht. Der Schiri gestern war schlecht, da hätte man ein paar Mal ne Karte zücken müssen. Unter anderem natürlich in der Szene mit Neymar. Ich fürchte fast, dass die Fifa da Druck gemacht hat, damit nicht zu viele Spieler fürs Halbfinale gesperrt sind.
Ich denke das steigert sich gegenseitig auch etwas hoch. Die einen Spieler fallen immer leichter und spektakulärer, weil sie sonst die Freistöße nicht mehr kriegen. Die anderen nervt das und so greifen sie immer härter ein. Mein Schwager ist Professor und hat in die Richtung eine ganz interessante Studie gemacht. Er hat mit Profi Schiedsrichtern aus der Schweiz erforscht, ob die - aus einer neutralen Position - Spielszenen besser entscheiden können. Ergebnis war, dass sie gleich oft daneben lagen wie Laien, sich aber wesentlich sicherer über diese Entscheidung waren. Er erklärt das mit dem Unterschied zwischen Erfahrung und Wahrnehmung. Liegt ein Hummels oder ein anderer Spieler am Boden, der nicht für Schwalben bekannt ist und hat der Schiedsrichter es nicht richtig gesehen, dann schließt er unbewusst, dass da eine Berührung stattgefunden haben muss. Andersherum wird z.B. bei einem Robben eher nicht gepfiffen. In der Studie haben sie z.B. mehrere Sekunden aus einer Wiederholung (direkt beim Passspiel, ging um Abseits oder nicht) entfernt und keiner der Probanden hat es gemerkt.
Den Fall mit Kießling erklärt er übrigens so:
"Man muss zwischen der Wahrnehmung eines Ereignisses und der Erinnerung daran differenzieren. Die Spieler sind unsicher, aber sie haben dann ja doch den Ball im Tor gesehen. Wie soll der da reingekommen sein, als regulär durch die Pfosten? Jetzt werden die Erinnerung und damit das Gedächtnis für das Ereignis unbewusst verändert. Meiner Meinung nach hat Kießling seiner eigenen Wahrnehmung zunächst nicht getraut, dann aber tatsächlich geglaubt, dass es ein reguläres Tor war. Dies zeigt sehr deutlich, dass es immer wieder Momente gibt, in denen die menschliche Wahrnehmung zum Problem wird."