T-Mobile Team kündigt Ullrich
Das T-Mobile Team hat die endgültige Trennung von seinem unter Doping-Verdacht stehenden bisherigen Mannschaftskapitän Jan Ullrich vollzogen.
Wie Rennstall-Chef Olaf Ludwig am Freitag bestätigte, wurde bereits am Donnerstag die außerordentliche Kündigung des Vertrags mit dem 31-jährigen Radstar ausgesprochen. Der Rauswurf wurde Ullrich durch die Anwälte von Ludwigs Cycling GmbH per Fax zugestellt. "Es gibt keinen neuen Kenntnisstand. Unsere Anwälte, die sich seit Beginn mit dem Fall beschäftigen, haben diesen Schritt jetzt eingeleitet", erklärte Ludwig, der keine weitere Stellungnahme abgeben wollte: "Alles weitere klären die Juristen."
Rechtsstreit erwartet
T-Mobile-Pressesprecher Christian Frommert erklärte in der ARD, er erwarte nun einen Rechtsstreit. "Die Anwälte haben den Sachverhalt geprüft und nun reagiert, um Fristen einhalten zu können. Wir hätten irgendwann die Suspendierung aufheben, oder aber die Kündigung wie nun Geschehen aussprechen müssen. Jan Ullrich und Oscar Sevilla hatten eine Frist, um ihre Unschuld zu beweisen." Da sie das nicht getan hätten, sei der Verdacht geblieben, dass sie in die Dopingaffäre verwickelt seien.
Auch Sevilla betroffen
"Kenntnisse über positive Dopingtests haben wir allerdings nicht", so Frommert. Auch der ebenfalls bereits suspendierte Spanier Oscar Sevilla erhielt die Kündigung. Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage war wegen der Verwicklung in die Doping-Affäre schon zuvor gekündigt worden.
Gespräche in der nächsten Woche
Ullrich-Manager Wolfgang Stohband nannte die Kündigung für seinen Schützling "unbegründet" und zog ebenfalls ein mögliches juristisches Vorgehen in Erwägung, falls ein geplantes Treffen beider Seiten nicht zu einer Einigung führe. "Sofern das für nächste Woche geplante Gespräch keine Einigung bringt, wird Jan die Kündigung gerichtlich anfechten", ließ Strohband auf Ullrichs Internetseite verlauten.
Ullrichs Anwalt: "Nichts in der Hand"
Der Hamburger Manager wies die Vorwürfe gegen seinen Schützling erneut zurück. Nach der Einschätzung von Ullrichs Rechtanwalt Ulrich Theune gehe man davon aus, dass die Kündigung keinen Bestand haben werde. "Ich habe bislangs nichts in der Hand außer den öffentlich gemachten Vorwürfen. Deshalb haben wir die Sache den Anwälten übergeben, die alles weitere regeln", sagte Strohband.
"Wie eine Faxnummer behandelt"
Auch Ullrich selbst nahm auf seiner Homepage Stellung: "Ich bin sehr enttäuscht darüber, dass mir die Entscheidung nicht persönlich, sondern von den T-Mobile-Anwälten per Fax mitgeteilt wurde. Die Kündigung ist für mich nicht akzeptabel", erklärte der Rostocker, der sich derzeit an seinem Schweizer Wohnsitz Scherzingen aufhält. Weiter schreibt der Toursieger von 1997: "Ich finde es beschämend, dass ich nach so vielen Jahren guter Zusammenarbeit und nach allem was ich für das Team getan habe, wie eine Faxnummer behandelt werde."
Ullrich will Unschuld beweisen
Ullrich, der von seinem Team einen Tag vor dem Start der Tour de France suspendiert worden war, wird vorgeworfen, in den spanischen Doping-Skandal um den Madrider Arzt Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein. Er hatte bei seiner Abreise vom Tour-Startort Straßburg am 30. Juni die Vorwürfe bestritten und erklärt, seine Unschuld beweisen zu wollen.
Zusammenarbeit nach dem Karriereende hinfällig
Mit der nun ausgesprochenen Kündigung ist nach Ansicht des Rennstalls auch eine geschlossene Absichtserklärung zwischen T-Mobile und Ullrich aus dem Jahr 2004 hinfällig, die eine Zusammenarbeit nach dem Karriereende Ullrichs vorsah. "Durch die außerordentliche und fristlose Kündigung des noch bis Ende 2006 laufenden Fahrervertrages nimmt T-Mobile International nun auch von dieser Vereinbarung Abstand", hieß es in einer Pressemitteilung des Rennstalls. Ende 2002 hatte sich das damalige Team Telekom in Folge der "Disco-Affäre", bei der Ullrich positiv auf Amphetamine getestet worden war und die Einnahme später zugegeben hatte, schon einmal von seinem Star getrennt. Ein Jahr später war Ullrich jedoch ins neue T-Mobile Team zurückgekehrt.
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