Ein Spiegel-Online Bericht:
Sony kommt spät, aber dann gewaltig
Wenige Tage, nachdem Microsoft erste Details zur kommenden Xbox 360 bekannt gab, legte sich nun auch Sony auf technische Eckwerte fest. Die Japaner versprechen eine Hightech-Konsole, die doppelt so schnell wie die neue Xbox wäre.
Kein Zweifel: Der Trend bei den Spielekonsolen geht weg von wuchtigen Daddelkisten und hin zu elegant gestylten, Wohnzimmer-kompatiblen Zierlichkeiten. Den Vogel soll da der Gamecube-Nachfolger "Revolution" von Nintendo abschießen: Gerade noch die Abmessungen dreier aufeinander gelegter CD-Hüllen soll das Gerät haben, verspricht Nintendo.
Viel mehr ist bisher allerdings nicht bekannt, und keinen Zweifel lässt Nintendo auch daran, dass vor 2006 mit dem Gerät nicht zu rechnen sei. Einmal mehr also hält Nintendo - die unauffällige Nummer 2 im Trio der Konsolenhersteller - die Bälle flach und überlässt den beiden "Großen" das Trommeln und Prahlen.
Denn bereits im Laufe der letzten Woche hatte Microsoft in seiner Rolle als junger Herausforderer im Gorilla-Rudel sich publikumswirksam in Szene gesetzt und laut und vernehmlich auf die Brust getrommelt: Die Xbox 360, hieß es da, werde rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft 2005 auf dem Markt sein. Darüber hinaus werde sie schnell, leistungsfähig, flexibel und überhaupt begehrenswert.
Klar: Mit der Xbox 360 hofft Microsoft, die Karten im Spiel um die Marktführerschaft im Konsolengeschäft neu mischen zu können. Als erstes mit einer Konsole der dritten Generation auftrumpfen zu können, bringt da schon strategische Vorteile.
Am Wochenende rührte sich dann der bisher unschlagbare Silberrücken Sony, stellte sich auf die Hinterbeine und brüllte laut und vernehmlich: Ja, die Playstation 3 werde später kommen, erst im Frühjahr 2006.
Aber das Warten, schickte Sony hinterher, das werde sich lohnen: Denn im Vergleich der technischen Eckwerte, auf die Sony sich nun festlegte, sieht die beeindruckend kräftige Xbox 360 wie ein Golf GTI neben einem Lamborghini aus.
Wo Microsoft einen Multicore-Prozessor mit drei Kernen a 3,2 Gigahertz verspricht, stellt Sony einen mit acht "synergetischen Prozessorkernen" in Aussicht. Der DVD-Fähigkeit der neuen Xbox setzt Sony ein Blueray-Laufwerk entgegen. Drahtlos ist sowieso alles bei den neuen Konsolen. Vor der Playstation 3 sollen sich künftig bis zu sieben Spieler im Multiplay versammeln, bei Microsoft sind es vier.
In so gut wie jeder Hinsicht also will Sony die Konkurrenz toppen. Nur ab und an muss Sony eine Minderausstattung einräumen: So hat Sony im Gegensatz zu Microsoft keine abnehmbare Festplatte zu bieten, aber das könne man nachkaufen. Unter dem Strich aber stehe bei Sony eine Gesamtrechenleistung , die doppelt hoch ausfalle wie bei der angekündigten Xbox.
Beide Konsolen sollen Abwärtskompatibel das Spielen mit älteren Games ermöglichen, und das dürfte gerade in der Anfangsphase gut sein: Es wird wohl eine Weile dauern, bis den Spieleentwicklern genügend sinnvolle Einfälle kommen, die schiere Rechenmacht der neuen Konsolen überhaupt zu nutzen. Doch die wollen offensichtlich auch mehr sein, als "nur" Spielgeräte: Vom Design bis zur Ausstattung dokumentieren die Kontrahenten, mit ihren Konsolen ein "Entertainment-Center" für das Wohnzimmer vorlegen zu wollen, das mindestens Konsole, Stereoanlage und DVD-Player integrieren will.
Über Preise hat sich noch keine der Firmen ausgelassen. Zu erwarten ist wie in den letzten Jahren ein reger Preiskampf bis hin zur Subventionierung der Konsolen - denn das große Geld im Konsolenmarkt wird erst mit der Software gemacht.