Fundstück aus Facebook
Warum sehen eigentlich alle Netflix-Serien gleich aus? Egal ob spanischer Thriller, koreanisches Drama oder deutsche Provinz-Krimis. Es gibt eine geheime Formel. Hier ist der ultimative Guide, um deine eigene generische Netflix-Serie zu drehen.


Beleuchtung: Regel 1: Licht ist der Feind allen Lebens. Dreh alles so dunkel, dass der Zuschauer die ersten zehn Minuten seine eigenen Spiegelungen im Bildschirm anstarrt und prüft, ob der Monitor kaputt ist. Wenn jemand fragt, sag: Das ist cineastisch.

Look: Der Filter: "Tschernobyl bei Nieselregen". Alles muss grün-blau und leicht entsättigt sein. Die Welt ist ein trauriger Ort. Das Bild soll aussehen wie ein Aquarium mit Depressionen. Echte Farben sind was für Sitcoms aus den 90ern. Wir machen hier Kunst.

Set: Alle Wohnungen sehen gleich aus. Betonwände, Designerlampen, ein einzelnes Buch auf dem Couchtisch. Keine Krümel, keine Post, keine Spuren von Leben. Die Hauptfigur verdient 35.000 im Jahr und hat ein Loft in Manhattan. Niemand stellt Fragen.

Color Grading: Zieh die Hauttöne ins Orange, alles andere ins Türkis. Das nennt sich "Teal and Orange" und ist seit 2010 Gesetz. Es sieht aus, als hätten alle Charaktere Gelbsucht, während die Welt um sie herum erfriert. Aber hey: Hauptsache Kontrast.

Audio: Alle flüstern. Intensität entsteht nicht durch Spiel, sondern durch Lautstärkereduktion. Je wichtiger der Satz, desto unhörbarer. Artikulation ist was für Theater. Hier wird genuschelt, gemurmelt, in den Bart gebrabbelt. Der Zuschauer soll sich anstrengen. Das schafft Bindung.

Acting: Emotionen werden nicht gespielt, sie werden verweigert. Ein starrer Blick in die Ferne. Ein Zucken im Kiefer. Das wars. Wir nennen das "subtiles Spiel" oder "nordische Kühle". In Wahrheit sparen wir uns einfach die Probenzeit.

Pacing: Deine Geschichte reicht für vier Folgen? Perfekt. Mach zwölf draus. Die Streamingplattform will Watchtime, du willst Geld, alle sind glücklich. In Folge fünf kann jemand sehr lange aus dem Fenster schauen, während Cello-Musik läuft.

Musik: Jede Szene braucht einen Song, der dem Zuschauer genau erklärt, was er fühlen soll. Jemand weint? Spiel "Sad" von Band X. Jemand rennt? Spiel "Run" von Band Y. Subtext ist tot. Die Spotify-Playlist muss knallen.

Story: Die Hauptfigur braucht ein Geheimnis. Wirf in Folge 1 fünf Fragen auf. Beantworte in Folge 8 keine davon, sondern stell drei neue. Das wirkt intelligent, ist aber eigentlich nur Planlosigkeit.

Das Ende: Der Cliffhanger ins Nichts. Beende die Staffel so offen wie möglich. Lass die Hauptfigur in Lebensgefahr schweben. Ob es weitergeht, entscheidet ein Algorithmus in LA, der deine Serie mit einer koreanischen Zombie-Romanze und einer Doku über Hunde-Yoga vergleicht. Viel Glück!
Glückwunsch! Du hast jetzt eine Serie, die in 190 Ländern gleichzeitig startet, drei Tage in den Top 10 hängt, von niemandem zu Ende geschaut wird und nach sechs Wochen so vergessen ist, als hätte es sie nie gegeben. Höchste Zeit, die Abo-Preise anzuheben!