Das Problem ist nicht, dass der IQ beim Gros der Stadionbesucher nur kurz ueber dem der Bratwurst in ihrer Hand liegt. Ich glaube unsere Gesellschaft ist noch nicht soweit, dass Homosexualitaet in wirklich allen Bereichen unseres Lebens anerkannt ist. Dank Outings diverserer Prominenter ist mit Sicherheit ein Umdenkprozess angestossen worden, wirklich zu 100% akzeptiert ist es aber noch nicht.
Ich nehme mal die gleichgeschlechtliche Ehe als Beispiel. Alles prima. Alles wunderbar. Jeder soll das gleiche Recht haben sein Leben mit dem Menschen zu verbringen, den er oder sie liebt. Und zwar mit Brief und Siegel, sprich als Ehepaar. Wenn jedoch ein verstaendlicher Kinderwunsch aufkommt, wird es, von biologischen Problemen mal abgesehen, schwierig. Im Moment wuerde ich schwulen oder lesbischen Paaren noch keinen Persilschein fuer ein "gemeinsames" Kind ausstellen. Nicht weil ich ihnen absprechen moechte gute und liebevolle Eltern zu sein. Ganz und gar nicht. Sondern eher weil Kinder sehr grausam sein koennen. Was wuerde denn passieren, wenn die Klassenkameraden rausbekommen das XY zwei Muetter oder 2 Vaeter hat? Es duerfte irgendwann ein Spiessrutenlaufen geben.
Aehnlich verhaelt es sich glaube ich auch mit schwulen Profisportlern. Die Gesellschaft ansich mag zwar sagen: "Hey, mir isses doch scheissegal, wer sich mit welchen Koerperoeffnungen vergnuegt.". Bis zur entgueltigen Akteptanz schwuler Profis im Sport ist jedoch noch ein gutes Stueck Weg zurueckzulegen. Es ist zwar nicht mehr alles Schwarz oder Weiss. Aber diese Grauzone, in der sich unsere Gesellschaft gluecklicherweise reingewagt hat ist noch ein kniffeliges Pflaster auf dem man jeden Schritt mit Bedacht waehlen sollte, damit Menschen nicht zu Schaden kommen.
Darueber hinaus scheint interessanterweise Homosexualitaet nur bei maennlichen Sportlern ein gesellschaftliches Akzeptanzproblem zu haben. Aber warum? Hat es nur damit zu tun, dass Mannschaftssportler im Allgemeinen mit der achso herrlich, harten Maennlichkeit asoziiert werden? Dass dieses Bild, von dem man vermutlich moechte, dass es die Oeffentlichkeit bzw. die Gegner von einem haben, zerstoert wird, sollte Mann sich outen? Oder wie sonst sollte man es sich erklaeren, dass scheinbar 80% unserer Fussballnationaldamen lesbisch sind und kein Problem damit haben das auch in die Oeffentlichekit zu transportieren? Ich weiss es nicht. Aber es waere wunschenswert, wenn im Zuge der durch Enkes Tod ausgeloesten Diskussion um gesellschaftliche Akzeptanz auch hinsichtlich schwuler Sportler ein weiterer gedanklicher Schritt getan wird.
Und um hier die Bruecke zu schlagen: Ich kann mir gut vorstellen, dass Enke schwul war und letzendlich daran zerbrochen sein koennte, dass er mit dem Druck seines Doppellebens nicht mehr umgehen konnte. Er waere nicht der erste gewesen.Und vermutlich auch leider nicht der letzte.