Gestern das unbeständige Wetter genutzt und Final Fantasy 16 durchgespielt und ich muß sagen ich hatte echt viel Spaß mit dem Titel. Zwischendurch war ich etwas ernüchtert weil mir im vornherein nicht klar war, wie wenig Rollenspiel im neuen Serienableger drin steckt. Nach den tollen ersten zwei, drei Stunden gibts leider eine Phase in der das Spiel nicht in die Puschen kommt. Eingeschränktes Kampfsystem, sehr kleine, schlauchige Level, lahme Nebenquest ... da kann man schon die Lust verlieren. Irgendwann öffnet sich das Spiel aber, es gibt mehr zu tun, die Level werden größer, die Story zieht noch mal an und man bekommt mehr Fertigkeiten zur Hand. Über das Kampfsystem wurde ja viel gemeckert, aber eigentlich fand ich das ganz spaßig. Schön kurzweilige, schnelle Schnetzteleien gegen die mobgegner, Bosse und Zwischengegner erfordern dann auch mal ein paar Skills. Richtig geil wirds aber leider nie. Zum einen spielen sich fast alle Bosse gleich, es ist der immer gleiche Mix aus ausweichen, draufhauen bis der Gegner gestunt ist und dann ballert man ihn mit Specialattacken zu. Dann das gleiche von vorne. Das man mal Skills durchwechseln muss, weil Gegner gegen bestimmte Elemente oder Angriffe anfällig sind kommt so gut wie gar nicht vor. Auch der Einsatz von Gift, Verwirrung oder ähnlichen Zauber fällt aus. Was schade ist, da wäre echt mehr drin gewesen. Trotz all der Meckerei machten mir die Kämpfe aber doch Spaß, zum einen weil ich es nett fand das man den meisten Attacken schön ausweichen konnte und dann so eine Art Kampfballett ensteht und zum anderen weil sie einfach spektakulär ausschauen. Zündet man mal ein paar Fertigkeiten explodiert der Bildschirm gerne mal vor Farben und Effekten und das schaute halt einfach fantastisch aus. Ganz großes Kino natürlich wenn es gegen die superfetten Endgegner ging, die Epik auf Level 3000 gedreht wurde und man sich einfach einem Rausch der Effekte hingeben konnte. Da war das simpel gestrickte Kampfsystem halt auch passend, weil man sich voll auf das gezeigte einlassen konnte. Zu erwähnen wäre noch die imo sehr gute musikalische Untermalung. Hier werden auch die ganz schweren Geschütze aufgefahren und man fühlt sich während der Schlacht genau in der richtigen Stimmung. Ich mochte auch das in vielen Stücken immer mal wieder ein paar wiedererkennbare Themes der Reihe eingebaut wurden. Insgesamt hätten es ruhig ein paar Musikstücke mehr sein dürfen, nach hinten raus wiederholen sie sich schon oft.
Warum mir Final Fantasy 16 richtig giut gefallen hat ist der Weltenaufbau, die Charaktere und die Story. Ich glaube das hatte ich noch nie in einem Rollenspiel das mir im Grunde jeder Charakter meiner Partie gefallen hat. Die waren mir alle sympathisch, ich habe mitgefiebert, ich mochte die Beziehungen unter einander. Geholfen hat da natürlich die phantastische englische Vertonung, die fiel echt kein Charakter ab. Ich mochte, das alle so schön geerdet und "normal" waren. Hier gibts keine flippigen Teenager, hier gibts keine halbnackten Damen, keine bunten Frisuren oder cringe Charaktere. Da griff imo ein Rad ins nächste. Die Beziehung zwischen Clive und Jill hätte etwas besser ausgearbeitet sein können, zwischendurch habe ich mich immer wieder gefragt ob sie denn nun ein Paar sein sollen oder nicht, weil sie öfter mal so distanziert zueinander waren. Liegt vielleicht aber auch an den japanischen Entwicklern, da geht man ja allgemein etwas dröger, stoischer an solche Dinge heran. Ich mochte auch die Gegenspieler, die alle schön ausgearbeitet waren, ich mochte die Konflikte in der Welt zwischen Arm und Reich, zwischen Adel und Pöbel. Die Geschichte rund um die Sklaven hätte meiner Meinung nach mehr im Fokus stehen können, zum Ende hin war es dann ja doch eher eine Randnotiz. Ich mochte das viele Geschichten über die Nebenquest erzählt wurden. Gerade zum Ende hin, gabs da ein paar wirklich nett geschriebene Storylines. Ich fand die Kostüme und Rüstungen toll. Das ganze Design hat mir unheimlich gut gefallen. Nie zuviel, immer passend. Sahen alle toll aus. Der Aufbau der Welt war nett, es gibt ein paar wirklich schöne Landschaften zu entdecken. Leider waren die schicken Gegenden häufig recht leer, womit wir beim imo größten Problem des Spiels wären: Das Loot!
Das ganze Lootsystem grenzt schon fast an einer Frechheit. Ich fands sogar fast schon broken. Im kann mich an kein Rollenspiel erinnern, bei dem das Erkunden der Welt so wenig Belohnung geboten hat, wie FF16. Selbst im Endgame findet man immer wieder Truhen in denen sich dann so spektakuläre Dinge finden lassen wie drei goldstücke oder fünf Felle, von denen man dann schon dreistellige Anzahlen im Inventar hat. Und selbst wenn man dann tatsächlich mal irgendeinen Anhänger oder ein Rüstungsteil findet, dann erhöht der irgendeinen Wert um fünf Prozent. Das ganze Inventar ist irgendwann zugemüllt mit Gegenständen die man nicht braucht, weil man mit Ihnen fast nichts machen kann. Aus lauter Verzweifelung kauft man dann beim Händler irgendwelche Musikstücke damit man wenigstens irgendetwas für seine Goldmünzen kauft. Das ganze wirkt als wäre das Lootsystem nicht fertig geworden, als hätten sie irgendwann in der Entwicklung gemerkt, das ihnen die Zeit davon rennt und sie die Truhen dann Random mit Kram gefüllt haben. Das sie es besser können zeigen sie zum Beispiel bei den Monsterjagden. Erfüllt man diese bekommt man da meist tatsächlichen einen seltenen, wichtigen Gegenstand mit dem sich dann neue Schwerter oder Rüstungen craften lassen. Da macht es dann tatsächlich Sinn die Welt nach diesen Bossen zu durchforsten. Den Rest hätten sie besser einfach weggelassen, da passt vorne und hinten leider nichts zusammen.
Aber genug gemeckert, insgesamt hatte ich echt viel Freude mit dem Spiel. Imo geht da ne knappe 80er Wertung in Ordnung, je nachdem wie man die Schwächen gewichtet, vielleicht auch ein mittlerer 70er. Die hohen 90er WErtungen die der Titel teilweise eingefahren hat wundern mich doch sehr, dafür sind die Schwächen zu deutlich als das man diese übersehen oder für nicht relevant halten könnte. FF16 ist ein Bombast Abenteuer das mit seiner Welt, seinen Charakteren, seiner Geschichte bei mir Punkten kann. Leider ist es kaum Rollenspiel, was ich bei einer Marke die wie keine andere für Rollenspiele steht, sehr schade finde. Es macht Spaß, es bietet eine Menge für Auge und Ohren, aber so ein wenig muss ich auch eine Träne verdrücken in welche Richtung sich Square hier entwickelt hat. Statt epischen Ausnahmewerk gibt es hier dann doch nur Popcorn"kino" für die Maße