Interview mit Michael Ballack
Seine Tore haben die deutsche Elf ins Finale gebracht, er selbst ist aber nicht dabei. Im kicker-Interview verrät Michael Ballack, was ihn so richtig wütend macht und wieso er an Laurent Blanc denkt.
kicker: Herr Ballack, Sie haben Deutschland gegen die USA ins Halbfinale und gegen Korea ins Finale geschossen, sind am Sonntag in Yokohama aber nur Zuschauer. Wie groß ist Ihre Enttäuschung?
Michael Ballack: Die Freude über den großartigen Erfolg überwiegt. Ich bin trotz der Sperre mit ganzem Herzen dabei und trainiere mit, auch wenn ich kürzer treten werde. Natürlich war ich im ersten Moment sehr traurig. Ein WM-Finale ist das Größte und zu fehlen, ist verdammt bitter. Aber ich kann's nicht ändern, muss mich fügen.
kicker: Wer hat Sie zuerst getröstet?
Ballack: Rudi Völler. Er hat mich in den Arm genommen und gesagt: "Ich ziehe den Hut vor Dir."
kicker: Wer war der erste "Telefon-Seelsorger"?
Ballack: Mein Vater Stephan. Der hat mir erst gratuliert und dann gesagt "Kopf hoch, Junge!"
kicker: Sie wirken trotz dieser persönlichen Endspiel-Tragik gelassen; wie haben Sie geschlafen?
Ballack: Ich habe lange gesessen mit einigen Kameraden, so gut wie nicht geschlafen. Ich habe schon so viele kritische Situationen im Fußball mitgemacht, da stecke ich nicht den Kopf in den Sand. Mein Eigentor damals in Unterhaching, die verpassten Titelchancen mit Leverkusen, das waren alles Nackenschläge. Schlimm wäre es, wenn ich wegen eines dummen Fouls gesperrt wäre. Aber es war kein dummes sondern ein erforderliches Foul, das das drohende 0:1 verhindert hat. Es war ein Foul für die Mannschaft. Wütend bin ich über die Karte gegen Paraguay.
kicker: Was sagten Sie da zum Schiedsrichter?
Ballack: Überhaupt nichts, ich lag auf dem Boden. Die Spieler aus Paraguay haben die Gelbe Karte gefordert. Es war ein Witz, diese Karte hat mich das Finale gekostet.
kicker: Was haben Sie nach dem Foul an Lee Chun Soo gedacht?
Ballack: Hoffentlich nicht Gelb. Dann kam die Karte, aber ich mache dem Schiedsrichter keinen Vorwurf. Urs Meier hat gut gepfiffen, aber irgendwie habe ich bei ihm Pech: Erst die beiden Nebel-Absagen und dann die klare Niederlage in der Champions League bei Juventus Turin, und jetzt die Sperre. Nach der Karte musste ich an Laurent Blanc denken, der 1998 ebenfalls wegen einer Gelb-Sperre im Finale fehlte ...
kicker: ... und trotzdem wurde Frankreich Weltmeister.
Ballack: Hoffentlich ist das ein gutes Omen für uns.
kicker: Müssen Sie das Finale von der Tribüne aus verfolgen?
Ballack: Ich werde bei den Jungs sein, davon hält mich keiner ab.
kicker: Wer kann Ihre Position im Finale einnehmen?
Ballack: Torsten Frings kann mich ersetzen. Auf meiner Position fühlt er sich sehr wohl, dort hat er schon im Frühjahr gegen die USA gut gespielt. Klar, dass die Entscheidung der Trainer trifft. Egal ob Frings, Jens Jeremies und Sebastian Kehl, einer muss ja auf jeden Fall für mich rein; so ärgerlich alles fü
r mich ist: Ich habe den Weg für einen Kameraden frei gemacht.
kicker: Ihre Partnerin ist nicht hier und Sie sind jetzt ganz allein.
Ballack: Im September werde ich wieder Vater, logisch, dass meine Frau die Strapazen nicht auf sich nimmt. Mein Vater wollte nicht kommen; er war beim Champions-League-Finale, und da haben wir verloren ...
Ich bin auch dafür das Frings Ballack ersetzt. Zwar wird dann rechts das Flügelpäärchen aufgelöst, aber in der abgelaufenen Saison, hat er auf der Ballack Position überragend in Bremen gespielt