Der DVD-Nachfolge-Krieg scheint sich zugunsten der Blu-ray-Disk zu entscheiden. Nachdem Warner Bros. Entertainment bekannt gegeben hat, ab Juni 2008 ausschließlich auf Blu-ray zu setzten, kündigte nun auch New Line Cinema an, den Kassenschlager "Der Herr der Ringe" künftig auf Blu-ray herausbringen zu wollen. Nach der überraschenden und laut Brancheninsidern weitreichenden Entscheidung Warners bleiben im HD-DVD-Lager nur noch bedeutende Hollywood-Marktplayer wie Paramount und Universal als Unterstützer übrig. Zudem gerät HD-DVD durch Speicherplatzdefizite und immer günstiger werdende Blu-ray-Player unter 300 Euro verstärkt unter Zugzwang. Unterdessen gibt sich HD-DVD-Verfechter Toshiba nach wie vor kämpferisch und spricht von einer noch längst nicht endgültig entschiedenen Marktsituation.
"Die Entscheidung Warners als eines der größten Filmstudios, künftig ausschließlich auf Blu-ray zu setzen, ist psychologisch maßgebend. Zudem hat Blu-ray als Multimedia-Format für die Filmindustrie absatz- wie speicherplatzbezogen die Nase vorn. In dieser Hinsicht weist die HD-DVD einen Nachteil auf, wobei Toshiba von der Entscheidung Warners sichtlich geschockt zu sein scheint", sagt Bernhard Krause, Sprecher des deutschen Herstellers von CD- und DVD-Produktionsanlagen, Singulus Technologies. Laut dem Insider hänge der endgültige Siegeszug der Blu-ray-Disk auch von der Positionierung wichtiger Großkonzerne wie Apple oder Microsoft ab. Der iPhone-Hersteller gab bereits zu Jahresbeginn bekannt, künftige Rechner mit Blu-ray-Laufwerken ausstatten zu wollen. Dieser Schritt scheint naheliegend, da Konzernchef Steve Jobs nicht nur über Kontakte zu Sony verfügt, sondern auch im Blu-ray-Konsortium sitzt.
"Man hat uns schon einmal für tot erklärt", sagte hingegen Jodi Sally, bei Toshiba USA für die Vermarktung von digitalen Audio- und Videogeräten zuständig, im Rahmen der Eröffnung der International Consumer Electronics Show 2008. Obwohl Warner beide Nachfolgeformate unterstützt hat, verkaufen sich die blauen Scheiben mit prominenter Vertretung durch Sony. HD-DVD-Kritiker weisen immer wieder auf den Umstand hin, dass mit Sonys Spielekonsole Playstation 3 ein Blu-ray-Player ganz nebenbei in viele Haushalte eingezogen ist. Obwohl Sally argumentiert, dass HD-DVD-Player bis zum 22. Dezember 2007 rund 49,3 Prozent des Marktes für hochauflösende Scheiben ausmachen, verschieben sich die prozentualen Marktanteile beim Miteinrechnen der Playstation 3 deutlich zugunsten von Blu-ray.
Auch taiwanesische Hersteller sehen die Entscheidung Warners als einen Schlüsselfaktor, der eine definitive Marktpositionierung der konkurrierenden DVD-Nachfolgeformate bewirken wird, berichtet das asiatische Branchenportal DigiTimes heute, Montag. "Es ist bezeichnend, wenn Toshiba auf einer der wichtigsten Consumer-Messen der Welt vor dem Hintergrund der Warner-Entscheidung alle Pressekonferenzen über die Zukunft des Nachfolgeformats abgesagt hat", fügt Krause hinzu. Trotz der Blu-ray-Erfolge im Multimedia-Geschäft sah Dirk Thomaere, Toshiba Europe General Manager Computersysteme D-A-CH, die Zukunft der HD-DVD im Software-Segment. "Ich denke, dass diese Geschäftsstrategie im Moment eher als Ersatzlösung dient, schließlich hat es auch sehr lange gedauert, bis Software-Hersteller den Schwenk von der CD-ROM hin zur DVD machten", so Krause.