So richtig überzeugen will mich das Spiel bislang nicht, was überraschenderweise gerade am Szenario liegt. Ich hatte gehofft, dass man Klischees vermeidet - gerade weil es ja ein ungewöhnliches Szenario gibt. Stattdessen werden mir zwei Armeen vorgesetzt, die beide so auch in einem Jugendroman auftauchen könnten. Auf der einen Seite die noblen Entehrten, die diszipliniert geführt und gut ausgerüstet werden. Angeführt von einem aufrichtigen Edelmann, der aber in der Schlacht einst geschlagen und zum Kniefall gezwungen wurde, zieht man in ordentlicher Formation in den Kampf und hält sich strikt an die Gesetze. Auf der anderen Seite hat man den scharlachroten Chor, der zwar etwas interessanter ist, aber letzten Endes auch zu eindimensional bleibt. Das mit den zwei Seiten muss man auch leider so sagen. Es gibt quasi keine Abstufungen. Zumindest wären mir keine aufgefallen. Fast jede Figur war wirklich sofort einer der zwei Armeen zuzuordnen. Ausreißer gibt es bei völlig unwichtigen Nebenfiguren. So kann man z.B. mit einem Rekruten sprechen, der mit der Situation in der Armee völlig überfordert ist und es ohne Hilfe nicht mehr lang machen dürfte.
Das alles bezieht sich auf das erste Kapitel - vielleicht ändert sich das später noch. Ich hatte mich darauf gefreut mal auf Seite der Bösen zu spielen aber ich hab mich jetzt entgegen aller Vorsätze den Rebellen angeschlossen. Deren Absichten sind immerhin einigermaßen interessant - was aber vermutlich daran liegt, dass man bislang wenig über sie erfahren hat

. Stand jetzt ist es völlig aussichtslos die zu unterstützen, von daher will ich wissen wie es da ausgeht. Das ist natürlich gleichzeitig auch lobenswert - es gibt einige verschiedene Wege, die man einschlagen kann.
Es ist ein wie bei Dragon Age. Mit einem eigenen Universum sind die Entwickler offensichtlich überfordert. Die Forgotten Realms sind über Jahrzehnte gewachsen, da gibt es interessante Fraktionen, auf die man zurückgreifen kann. Hier musste alles selbst entwickelt werden. Dafür ist es natürlich gut gelungen aber ich hatte mir da schon etwas mehr erwartet. Ich bin auch kein Freund davon krankhaft alles an eine Fantasy Welt anzupassen. Warum ist die weiße Fahne hier blau? Das wird allein im ersten Kapital ungelogen mindestens viermal erwähnt. Das ist völlig unnötig und macht dazu noch keinen Sinn. Die Farbe der Enteherten ist lila. Aus der Entfernung dürfte die kaum von einer blauen Fahne zu unterscheiden sein. Das ist natürlich eine total Kleinigkeit aber hier gibt es einfach eine Vielzahl an kleinen Dingen, die mich stören.
Ich finde es auch ungeschickt von Armeen zu sprechen die davon reden, dass sie aus hunderten Kämpfern bestehen, im Falle des Chors sprechen die Figuren sogar von tausenden Kämpfern. In den winzigen Lagern stehen dann jeweils etwa 20 Soldaten herum. In The Witcher oder Dragon Age hat man das geschickt gelöst indem man manche Bereiche nicht betreten konnte. So war wenigstens die Illusion eines großen Lagers gewahrt. Wenn die Engine es nicht hergibt, dann sollte man das Szenario anders wählen - z.B. einen Konflikt zwischen zwei Gilden. Aber wenn man von Armeen spricht, die riesige Ländereien einnehmen, dann sollte das irgendwo auch im Spiel spürbar sein. Das hat mich schon in Oblivion genervt.
Das Kampfsystem überzeugt mich bisher auch nicht wirklich. Den Nahkampf haben sie aufgewertet aber die Magie ist bislang eher in Form von Buffs / Debuffs interessant. Richtig gute Angriffszauber sind mir noch nicht untergekommen.
In vielen Tests war ja die Rede, dass man vom Szenario überfordert sei am Anfang weil es eben so viele Figuren gibt, die eine Rolle im Hintergrund spielen. Das hat man gut hinbekommen finde ich, da hatte ich gar keine Probleme. Liegt aber leider auch daran, dass die wichtigen Figuren bislang absolut eindimensional sind. Wie gesagt, da mag sich noch was tun.
Der Prolog war übrigens großartig. So etwas in der Art würde ich mich häufiger wünschen.