Endet Stadion-Odyssee doch in Mannheim?
Gelände im Bösfeld in Aussicht – Hopp sauer: Drei Millionen in den Sand gesetzt – FCH Heidelberg vertagt
Von Wolfgang Brück
Heidelberg. Nachdem der Bau des Bundesliga-Stadions an der Autobahn zwischen Heidelberg und Eppelheim unwahrscheinlich geworden ist, weil die Wild-Werke das Gelände beanspruchen, zeichnet sich ein neuer Standort ab. „Es gibt Signale aus Mannheim“, sagte Dietmar Hopp am Samstag auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung beim Spiel seiner TSG Hoffenheim in Augsburg.
Im Mannheimer Bösfeld, keine 500 Meter entfernt von der SAP Arena seines Sohns Daniel in Richtung S-Bahnhof, wäre noch Platz für das 30000 Zuschauer fassende Bundesliga-Stadion, das sich Hopp 40 Millionen Euro kosten lassen will. Der große Vorteil: Dank Maimarkt und SAP Arena sind über 10000 Parkplätze bereits vorhanden. Die nahe Autobahn und der Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel sind weitere Pluspunkte.
„Das sieht sehr positiv aus“, meint Hopp. Der Gesellschafter der TSG Hoffenheim will nun schnellstmöglich ein Gespräch mit dem Mannheimer Oberbürgermeister Gerhard Widder führen.
Schon bevor Heidelberg auf den Plan trat, hatte Mannheim um die Gunst des Gönners geworben. Damals hatte Hopp kategorisch abgelehnt: „Nach Mannheim gehe ich auf keinen Fall.“ Aus gutem Grund: Bei einem Umzug nach Mannheim läuft die kleine TSG Hoffenheim Gefahr, ihre Identität zu verlieren und vom übermächtigen SV Waldhof vereinnahmt zu werden.
Zudem sind die Waldhof-Fans in der Vergangenheit nicht gerade zimperlich mit dem SAP-Mitbegründer umgegangen, überschütteten ihn immer wieder mit Hass und Hohn. Hopp sagt dazu: „Ich hasse nicht Waldhof, Waldhof hasst mich.“ Noch vor zwei Wochen beim Oberliga-Derby zwischen Hoffenheim II und dem SV Waldhof skandierten die Mannheimer Schlachtenbummler: „Hopp, wir sch... auf dein Geld.“
Doch jetzt die überraschende Kehrtwende. „Wenn ich in Mannheim ein Stadion baue, geht das nicht ohne die Mannheimer Vereine“, meint Hopp und äußert sich freundlich über die Fans des Ex-Bundesligisten: „Da ist ein großes Potenzial. Und eine riesige Begeisterungs-Fähigkeit. Ich hoffe, dass die Vernünftigen in der Mehrheit sind.“
Das trifft gewiss für den Vorstand des Fußball-Oberligisten zu. Präsident Dr. Hans Joachim Bremme war kürzlich in Zuzenhausen, um mit Dietmar Hopp über einen Jugendförder-Stützpunkt am Alsenweg zu reden. Ein paar Tage später schauten sich die Herren bei einem Glas Rotwein gemeinsam das Derby an. Für das Waldhöfer Präsidiums-Mitglied Rainer Spagerer der Anfang einer wunderbaren Freundschaft. „Ich könnte mir durchaus eine Partnerschaft mit der TSG Hoffenheim über den Jugendbereich hinaus vorstellen“, erklärte der SPD-Stadtrat.
Hopp stellte aber klar, dass die Art und Weise einer Zusammenarbeit derzeit noch völlig offen ist. Sicher sei nur, sagte der Mäzen, dass mit Spielern der TSG Hoffenheim der Aufstieg angestrebt wird und auch die Führung aus Hoffenheim kommen müsse. Es bleibt deshalb dabei, dass ein neuer Geschäftsführer eingestellt wird. Jochen Rotthaus vom VfB Stuttgart soll am 1. Juli anfangen.
Also nun doch „Mannem vorne“? Den FCH Heidelberg 06 wird es jedenfalls vorerst nicht geben. Die für den 8. Mai anberaumte Mitglieder-Versammlung bei der TSG Hoffenheim, in der die Namensänderung beschlossen werden sollte, ist bereits abgesetzt worden. Dennoch hat Heidelberg noch eine Chance. Der Stadionbauer will mit Oberbürgermeisterin Beate Weber sprechen und die Möglichkeiten ausloten, ob es vielleicht ein alternatives Gelände gibt. Hopp: „Ich habe gehört, Heidelberg hätte noch was in der Hinterhand. Die arbeiten nun fieberhaft.“
Das Gelände am Gäulschlag, dem ursprünglichen Standort, kommt allerdings nicht mehr in Frage. „Zu teuer“, sagt Hopp und zu weit weg von öffentlichen Verkehrsmitteln. Auch einen Weg zurück nach Walldorf, wie am Freitag noch erwogen, wird es nicht geben. Hopp: „Das geht doch nicht, dass man erst eine Absage erteilt und dann noch mal kommt.“ Das Gelände gegenüber den Wild-Werken sei der „absolut ideale Standort“ gewesen. Verkehrsgünstig gelegen und gut sichtbar von der Autobahn.
Für Peter Hofmann, dem Präsidenten der TSG Hoffenheim, bleibt derweil Heidelberg Favorit: „Heidelberg hat schon enorme Vorarbeit geleistet. Alle haben sich unglaublich bemüht. Ich fände es schade, wenn es nicht klappen würde“. Das sehen die Mitglieder der Initiative „Mit Aufsteigen“ bestimmt genau so. Erst vor zwei Wochen hatten sich enagierte Unternehmer aus Heidelberg zusammengeschlossen, um das Hopp-Projekt zu unterstützen. Der Wind drehte sich, die Stadion-Befürworter waren zuletzt vernehmbarer als die Gegner. Ihre Argumente überzeugender. Hopp weiß das zu schätzen: „Heidelberg hat viel für das Stadion getan. Die Zustimmung, auch aus Eppelheim, war in der letzten Zeit überwältigend.“
Wenn dennoch nicht gebaut werden kann, gibt es zumindest ein Trostpflaster. „Heidelberg bekommt auf jeden Fall seinen Jugendförder-Stützpunkt“, verspricht der Mäzen. den Nachwuchs-Fußballern der SG Kirchheim, des ASC Neuenheim und der beiden Eppelheimer Vereine ASV und DJK.
Nicht gut zu sprechen ist der SAP-Mitbegründer dagegen auf Dr. Hans-Peter Wild, dessen Sinneswandel er nicht nachvollziehen kann. Ende Januar habe ihn Wild in seinem Ferienhaus in Naples in Florida besucht, berichtet Hopp. „An zwei Abenden haben wir ausführlich über das Stadion auf dem Gelände gegenüber seiner Firma gesprochen. Doktor Wild war begeistert, fand die Idee großartig. Ich habe den Vorschlag gemacht, die Arena ‘Capri-Sonne-Stadion‘ zu nennen.“
Nun fühlt sich Hopp getäuscht. „Doktor Wilds Verhalten ist egoistisch und gnadenlos. Das gehört sich nicht im Geschäftsleben und schon gar nicht unter Freunden.“ Die beiden Unternehmer spielen seit vielen Jahren zusammen Golf und gehören dem selben Klub in St. Leon-Rot an. Dietmar Hopp stellte dem Eppelheimer sogar sein Ferienhaus in Florida zur Verfügung.
Die Freundschaft ist zerbrochen, das Tischtuch zerschnitten. „Weshalb hat Doktor Wild nicht vorher gesagt, dass er das Gelände für sein Unternehmen braucht?“, fragt Hopp. Dass der Firmenchef seine eigenen Ansprüche erst geltend machte, als sich die von Hopp betriebene Nutzungsänderung der bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche abzeichnete, lässt Hopp, der Mittwoch seinen 66. Geburtstag feiert, nur zu einem Schluss kommen. „Doktor Wild hat mich benutzt.“
Knapp drei Millionen Euro, klagt Hopp, habe er bereits in die Planungen investiert. Geld, das verloren ist. Auch die Fertigstellung wird sich vermutlich um ein Jahr verzögern. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Stadion bis Sommer 2008 steht. Wir müssen wieder ganz von vorne anfangen“, sagt er.
Aufgeben will er trotzdem nicht. Der Mäzen: „Ich habe enormen Zuspruch erhalten. Deshalb will ich das Stadion bauen. Denn ich möchte die Menschen nicht enttäuschen.“