Die Nibelungen
Die Intention meines Wichtels ist klar. Ewig lange Laufzeit, schwarz-weiße Bilder, Stummfilm und zu einer Zeit gedreht, die mittlerweile völlig angestaubt wirkt. Kann nur langweilig sein und eine echte Qual zum schauen. Wäre es für mich auch gewesen hätte ich dieses Mammutwerk am Stück schauen müssen. Aber ich habe das Epos in fünf Etappen geguckt und das kann man sich durchaus mal geben, wenn man sich erst einmal an den Stil des Schauspiels und die damaligen Kunstverhältnisse gewöhnt hat. Texttafeln in altdeutscher Schrift wirken heute natürlich arg öde, setzten das gezeigte aber in einen guten Kontext um den Handlungen der Parsonen besser folgen zu können.
Zur Geschichte muss ich glaub ich nichts mehr sagen, das Nibelungenlied sollte jeder mit anständiger Schulbildung mal gelesen haben, es zählt nicht umsonst zu den ganz großen Epen deutscher Erzählkunst, die wohl mehr zeitgenössische Produkte beeinflusst habe dürfte, als man auf dem ersten Blick meinen könnte. Vielleicht sucht ja Herr Jackson schon wieder nach neuem Stoff um die Meute im Jahre 2020 ins Kino zu locken, die Nibelungen würde sich da durchaus anbieten, und mit King Kong hat er ja auch schon mal einem Klassiker zu neuen Ehren verholfen. Wie dem auch sei, der Jackson der zwanziger Jahre hieß Lang, Fritz Lang, österreichischer Regisseur, der mit dem Erfolg von Dr. Mabuse große Erfolge feierte und nach den Nibelungen und vor allen Dingen Metropolis und M zu den ganz bedeutenden Filmemachern der Anfangszeit zählen sollte.
Warum er damals so beliebt war, kann man schon in den Nibelungen sehr gut erkennen. Da wäre zum einen der Hang zu großem Bombast, zu riesigen Bühnenbauten, zu tollen, weiten Aufnahmen und seinem Hang zu Special Effects. Gerade letzere sind in den Nibelungen wegweisend, für damalige Verhältnisse geradezu sensationell in Szene gesetzt. Klar wirkt ein Pappdrache heute nicht mehr sonderlich furchterregend, aber damals im Kino, auf der großen Leinwand, mit einem Orchester im Hintergrund … da ging bestimmt vielen die Düse. Unter anderem ja auch Adolf Hitler, der die Nibelungen zu seinen Lieblingsfilmen zählte. Was man gut nachvollziehen kann, denn die heroische Erscheinung Siegfrieds, das Bild des mutigen, unbesiegbaren Deutschen … klar gefällt sowas den Nazis. Zurück zum Film
Dieser teilt sich auf in zwei Filme: Siegfried und Kriemhilds Rache. Die Handlung des ersteren war mir deutlich besser in Erinnerung geblieben: Siegfried erschlägt den Drachen, täusche Brunhilde und stirbt. Kriemhilds Rachegeschichte war mir dagegen völlig entfallen, umso überraschender fand ich dann auch den zweiten Plot. Dieser bietet einem deutlich mehr Dramatik und Story, die Siegfriedgeschichte dafür mehr Action und halt die Szenen die einem mehr im Gedächnis bleiben. Zusammen ergibt sich ein wahres Epos, das untermalt von der orchestralen Musik, den tollen Bildern und den historischen Kontext des Films ein unterhaltsames Gesamtes ergeben. Das mag meinen Wichtel natürlich enttäuschen und auch nicht zum Konzept des Schrottwichtels passen, aber was will man machen. Die Nibelungen ist nun mal kein schlechter Film, eigentlich sogar ein sehr guter, der damals wohl ähnlich hohe Wellen geschlagen hat, wie heutzutage ein Herr der Ringe. Es war nicht immer spaßig, gerade die ersten zwei Stunden muss man sich wirklich erst an die Machart des Films gewöhnen, weil man heute einfach anderes gewohnt ist, alles in allem aber eine filmische Erfahrung die ich nicht missen möchte. Danke an meinen Wichtel, wer immer es jetzt auch war