Kommentar: R.I.P. Ultra HD Blu-ray
Kostenfalle
Sony wird dazu sicherlich Marktforschung betrieben und herausgefunden haben, dass zu wenige Kunden bereit sind, für die UHD-Blu-ray-Wiedergabe auch nur 50 Euro mehr zu zahlen. Vielleicht sehen auch die Verkaufszahlen der UHD-Filme zu schlecht aus. Kein Wunder: Während Streaming-Dienste wie iTunes HD-Filme inzwischen für 4 bis 6 Euro verschleudern, zahlt man für einen UHD-Film auf Disc 25 bis 30 Euro. Ich bin selbst großer Filmfan und besitze mehrere Hundert Discs, aber beim sechsfachen Preis hört selbst bei mir der Spaß auf.
Auch wenn Filmfans bei Konsolen als Abspielgeräte wegen der Laufgeräusche abwinken (und deshalb die PS4 Pro einem etwaig für 2017 geplanten UHD-Blu-ray-Player kaum Konkurrenz macht), kurbeln die Konsolen doch den Disc-Absatz an. Höhere Verkaufszahlen lassen wiederum die Preise purzeln, was die Stückzahlen nochmals in die Höhe treibt. Doch diese positive Absatz-Rückkoppelung wird bei der UHD Blu-ray nun ausbleiben. Denn es gibt bislang nur zwei teure Abspielgeräte und selbst Microsofts Xbox One S ist nur eine halbgare Lösung, weil sie die schönen neuen Tonformate Dolby Atmos und DTS:X nicht ausgeben kann.
Tödliche Signalwirkung
Klar hat die UHD Blu-ray ein besseres Bild als Blu-ray Disc und Streaming-Filme, aber auf den feinen Unterschied legen offenbar zu wenige Konsumenten Wert. Selbst zehn Jahre nach der Markteinführung werden noch immer deutlich mehr DVDs als Blu-ray Discs verkauft. Während sich Technik-Feaks also beim Mittagstisch darüber streiten, ob sie jetzt einen Fernseher mit HDR10 kaufen oder lieber noch ein Jahr warten, bis HDR12 bezahlbar ist, ist das der Mehrheit völlig egal. Die hört auch lieber MP3 statt SACD. Bequemlichkeit geht ihr ab einem gewissen Punkt über Qualität.
Filmfans werden es sich nach Sonys Signal nun zweimal überlegen, ob sie tatsächlich in Infrastruktur und Discs für die Ultra HD Blu-ray investieren. Und in dieser Warteschleife droht das Format zu verhungern, denn die gierigen Streaming-Dienste sind bereits dabei, sich weitere Marktanteile zu schnappen. So wird sich wieder einmal nicht das technisch bessere, sondern das günstigere und bequemere Format (zumindest für Städter mit schneller Internetleitung) durchsetzen. Das kann man nun blöd finden oder nicht, man wird es nicht aufhalten.