Bedenken wegen Flutkatastrophe
Verträgt sich ein satirischer Late-Talk mit einer Katastrophe, in der mehr als 160.000 Menschen starben? Harald Schmidt ist skeptisch. Die Freude am eigenen Kultstatus lässt sich der Star allerdings nicht verhageln: Sein ARD-Debüt am 23. Dezember letzten Jahres sei eine "Granatenspitzensendung" gewesen.
Eigentlich soll Star-Lästerer Harald Schmidt am 19. Januar mit der regelmäßigen Ausstrahlung seiner ARD-Late-Night beginnen. Doch der Moderator hat Bedenken, ob seine Sendung angesichts der Flutkatastrophe in Asien angemessen ist. "Das müsste man abwarten", sagte Schmidt dem Nachrichtenmagazin "Focus", für das er als Kolumnist tätig ist. In den Tagen unmittelbar nach den Ereignissen in Südasien hätte er die Sendung "hundertprozentig nicht" produziert. Die Flut und die Folgen würde er allerdings dann zum Thema machen, "wenn ein Übereinsatz von Rückkehrern in den Talkshows stattfindet", fügte er hinzu.
Für seine Show "Harald Schmidt" kündigte der 47-Jährige ein Comeback der Französin Nathalie an sowie eine Rolle für den Sprecher des ARD-Verkehrsratgebers "Der siebte Sinn", Egon Hoegen. Thematisch will er unter anderem Schiller und Einstein, die Wahlkämpfe in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sowie die Besuche von US-Präsident George W. Bush und des Papstes aufgreifen. Er hoffe sehr, "dass ein Politiker aus der fünften bis elften Reihe in Füssen oder Bad Oldesloe vor elf Leuten durchdreht und sagt, dieser Krieg wurde uns aufgezwungen - damit die Empörungsmaschine noch mal auf Hochtouren laufen kann".
Schmidt betonte, er sei stolz, dass die ARD auf die Rechte am Fußball-Uefa-Pokal verzichten wolle, um ihn zu finanzieren. Nun müssten die Zuschauer nicht mehr sehen, "wie unsere Elite-Kicker am Nachmittag in grauen, regnerischen Beitrittskandidaten-Ländern herumstolpern."
Eine Einschaltquote von einer Million Zuschauern bei der Sendung am 19. Januar wäre "ein Erfolg", sagte Schmidt. Er und die Zuschauer müssten sich allerdings erst an das neue Halbstundenformat gewöhnen. Kritik an seiner ersten Sendung am 23. Dezember wies der Entertainer zurück. Er habe danach das übrige Fernsehprogramm intensiv studiert und müsse nun sagen: "Meine erste Sendung war ja absolute Weltklasse!" Und ergänzte: "Eine solche Granatenspitzensendung abzuliefern nach einem Jahr Pause, da werde ich mir selbst schon fast unheimlich."
Bei dem ARD-Comeback von Schmidt im Dezember hatten 5,16 Millionen Zuschauer eingeschaltet. Die Show soll ab dem 19. Januar mittwochs und donnerstags um 23 Uhr laufen.
Quelle : SPIEGEL