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Jan Ullrich verkündet Rücktritt

Doping-Beben: Jaksches Rundumschlag

Exakt ein Jahr nach dem Rauswurf von Jan Ullrich aus dem Tour-Team von T-Mobile sind die ersten Aussagen aus dem Doping-Geständnis von Jörg Jaschke veröffentlich worden.

Der 30-Jährige gibt in einem Interview mit dem "Spiegel" jahrelanges Doping zu, bestätigt Kontakte zu dem spanischen Arzt Eufemiano Fuentes und belastet Verantwortliche von ProTour-Teams. Jaksche stellt sich jetzt als "Kronzeuge" den Behörden und den Sportgerichten zur Verfügung. "Ich bin erleichtert und froh, dass die Geschichte draußen ist", sagt er. "Wie es mit mir weiter geht, weiß ich nicht. Ich warte jetzt alles erst einmal ab."

Droh-Anrufe in den vergangenen Wochen
Seine Aussagen sind brisant. Zuletzt habe er sogar Droh-Anrufe bekommen, erzählt Jaksche. Sein Anwalt Michael Lehner setzt darauf, dass Jaksche als Kronzeuge mit einer Reduzierung der üblichen Zwei-Jahres-Sperre rechnen kann. Jaksche erklärt in seiner "Beichte", dass sich Doping wie ein roter Faden durch seine Karriere gezogen hat. Er fuhr seit 1997 für die Rennställe Polti, Team Telekom, Once, CSC und Liberty Seguros. Das Doping sei teilweise aktiv von der Mannschaftsführung betrieben worden, so Jaksche.

Kritik an den Verantwortlichen
"Natürlich hat mir niemand den Arm für die Spritze festgehalten, aber die Teamleiter, die sich früher an dir bereichert haben, die dir die Sachen besorgt haben, ausgerechnet die tun plötzlich so, als würden sie alle für einen sauberen Radsport eintreten", sagt Jaksche. Vor allem Gianluigi Stanga wird von Jaksche schwer belastet. Der Italiener habe ihn 1997 - damals im Team Polti - kurz vor der Tour de Suisse zum Doping geführt. "Stanga sagte, er wolle jetzt anfangen mit der Behandlung. Er wollte herausfinden, was bei mir wirkt. Was er meinte, war: Wir bringen dir jetzt bei, wie der Radsport funktioniert. Es war mein Crashkurs. Ein Betreuer spritzte mir abends auf meinem Zimmer Epo." Damals habe er außerdem weitere Produkte wie Medrol oder Synacthen genommen.

Stanga: Vorwürfe "absurd"
Pikant: Stanga ist mittlerweile Chef des deutsch-italienischen Rennstalls Milram, für den unter anderem auch Erik Zabel fährt. Stanga hat die Vorwürfe in einer ersten Stellungnahme als "absurd" zurückgewiesen.

Hauptsponsor beobachtet Entwicklung
Beim Milram-Hauptsponsor Nordmilch ist man sich jedoch über die Brisanz der Aussagen bewusst. "Das ist eine entscheidende Woche für uns", sagte Marketingchef Martin Mischel auch mit Blick auf die Dopingvorwürfe gegen Alessandro Petacchi. Man werde sich nun die Aussage von Stanga anhören und schließlich eine Entscheidung für die Zukunft treffen. Einen Rückzug von der am Samstag beginnenden Tour de France schloss Mischel aber aus.

Gespräch mit Voigt
Jaksche berichtet auch über ein Gespräch bei der Skandal-Tour 1998 mit dem Berliner Jens Voigt über die scharfen Polizeikontrollen in Frankreich. Voigt habe ihm erzählt, dass ein Fahrer aus seiner Gan-Mannschaft vorgeschlagen habe, alle Dopingmittel entlang der Strecke zu vergraben. Jaksche: "Wie die Kleinganoven haben wir uns damals verhalten."

Epo seit 1997 genommen
Skrupel habe er beim Doping nicht empfunden. "Die Logik ist: Du passt dein Leistungsniveau dem Rest an, weil jeder es tut. Im Radsport lebst du in einer Parallelwelt", wird Jaksche im "Spiegel" zitiert. Er belastet auch Walter Godefroot, der lange Jahre Chef des Team Telekom und des T-Mobile Teams war und nun als Berater des Astana-Teams fungiert, schwer. Nachdem Jaksche 1999 zum Team Telekom gewechselt war - damals fuhr auch Jan Ullrich für den Bonner Rennstall -, sei er von den Ärzten der Freiburger Uni-Klinik mit Medikamenten versorgt worden.

Godefroot bestreitet Vorwürfe
Godefroot sei über das Doping informiert gewesen, sagte Jaksche dem "Spiegel": "Die Mannschaftsleitung wusste alles. Es war ein fest installiertes System." Der Belgier bestreitet dies. Godefroot, so sagt es Jaksche, habe zwar in einer Teamkonferenz davor gewarnt, "Sachen zu den Rennen mitzunehmen", aber "es ging Godefroot nicht darum auszuschließen, dass jemand dopt, sondern, dass er ungeschickt dopt". Und Jaksche behauptet: Weil er bei der Tour de France 1999 nicht gedopt hatte, habe Godefroot ihn nicht über 2000 hinaus weiterverpflichten wollen.

Erstes Treffen mit Fuentes 2005
Jaksche war 2006 im Zuge der "Operacion Puerto" unter Dopingverdacht geraten. Den Dopingarzt Fuentes, gibt Jaksche heute zu, habe er Anfang 2005 auf Gran Canaria erstmals getroffen. Bei dem Mediziner ("Er hat etwas Geniales, war ein Meister der Tarnung") lernte Jaksche das Eigenblut-Doping kennen. Der Akt der Blutzufuhr sei eklig gewesen. "Das war wie ein ständiger Ölwechsel", so Jaksche, der die Infusionen auf eine kleine Anzahl von Rennen wie wenige Frühjahrsklassiker sowie die Tour begrenzt hatte. Die Eigenblut-Behandlung habe wie eine Verjüngungskur gewirkt.

Kein Betrug, weil alle dopen...
Nach Bekanntwerden der Ermittlungsergebnisse der "Operacion Puerto" war Jaksche überrascht, welche Fahrer nicht auf der Liste der gut 50 Profis standen: "Man muss schon sagen, dass die Polizei merkwürdig schlampig gearbeitet hat", sagt Jaksche und wirft der Justiz vor, "eine Selektion" vorgenommen zu haben. Das Doping-System im Radsport sieht er nicht als Betrug an, weil alle dopen würden. "Es war ja nicht so, dass ich eine Atombombe hatte und die anderen kämpften immer noch mit der Machete", so Jaksche.

Duldet UCI die Doping-Praktiken?
Indirekt beschuldigt Jaksche auch die UCI, die Doping-Praktiken im Radsport zu dulden. Ein befreundeter Fahrer habe ihm gesagt, dass es bei Trainingskontrollen Deals zwischen ein paar Mannschaften und dem Weltverband gebe. Warum er endlich spricht, sagt Jaksche auch: "Ich glaube, dass es wichtig ist für die Zukunft dieses Sports, dass einer mal sagt: Okay, so läuft das hier..."

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