Effenberg offiziell vorgestellt
Das hatte Wolfsburg bisher noch nicht erlebt. Begleitet von einem beispiellosen Medienrummel hat Stefan Effenberg erstmals seine Beweggründe für den sensationellen Wechsel zum VfL Wolfsburg erläutert. "Ich bin ganz sicher, dass man hier einiges bewegen kann, Platz fünf oder sechs ist möglich", sagte der 34-Jährige am Montag (19.08.02) auf einer gut 30-minütigen Pressekonferenz in der Volkswagenstadt.
Der Andrang der Journalisten war so groß, dass der Auftritt des ehemaligen Nationalspielers vom üblichen Presseraum in das VIP-Zelt der Niedersachsen verlegt werden musste. Effenberg, dessen Vertrag beim Weltpokalsieger Bayern München am Ende der vergangenen Saison ausgelaufen war, wirkte bei seinem Auftritt locker und gelöst: "Ich freue mich tierisch auf diese neue Aufgabe."
Die Verwunderung in der Öffentlichkeit darüber, dass der umstrittene Blondschopf sich für den eher biederen norddeutschen Werksklub entschieden habe, wollte Effenberg nicht teilen. "Es ist ein 'Back-to-the-roots-Feeling', die Strukturen hier sind doch ähnlich wie in Mönchengladbach. Ich glaube auch, dass hier eine ähnliche Euphorie entstehen wird", formulierte der gebürtige Hamburger, dessen bis zum Saisonende gültige Kontrakt mit zwei Millionen Euro dotiert sein soll.
Trainer Wolfgang Wolf wollte sich noch nicht festlegen, deutete aber unmissverständlich an, dass mit Effenbergs Debüt am Samstag (24.08.02) auf der Bielefelder Alm zu rechnen sei: "Stefans Zustand ist recht gut, dass er kein Mann für die Bank ist, ist ja kein Geheimnis." Ungeachtet dieses Vertrauensvorschusses kündigte Wolfs neuer Star an, am Montagnachmittag und am Dienstag drei zusätzliche Trainingseinheiten mit Co-Trainer Alfons Higl absolvieren zu wollen.
Vor der offiziellen Präsentation absolvierte der exzentrische Mittelfeldspieler seine erste Trainingseinheit, einen knapp einstündigen Waldlauf. Dabei mussten Effenberg und seine neuen
Kollegen sich ihren Weg zu Fuß in eine Grünanlage bahnen, da der vorgesehene Zufahrtsweg von parkenden Autos blockiert war. Etwa 400 Fans wollten den umstrittenen Star sehen, auch hier verfolgten bereits rund 40 Journalisten jeden Schritt des Neuzugangs.
Klar ist bereits, dass 'Cheffe' bei den Niedersachsen die Rückennummer 10 erhält. Dies ist der ausdrückliche Wunsch von Krzysztof Nowak. Der ehemalige polnische Nationalspieler trug in der Vergangenheit dieses Trikot, musste jedoch seine Karriere wegen einer heimtückischen Nervenkrankheit (Amyotrophische Lateralsklerose) seine Laufbahn beenden.
Als Anerkennung für die Leistungen des 26-Jährigen, der mittlerweile im Rollstuhl sitzt, sollte die 10 eigentlich nie wieder vergeben werden. "Ich betrachte dies als große Auszeichnung für mich, deshalb werde ich dieses Trikot in Ehren tragen", sagte der Neu-Wolfsburger dazu.
Effenberg war bereits am Sonntag (18.08.02) nach Wolfsburg gereist und hatte nach ersten Orientierungsschwierigkeiten gegen 23.00 Uhr seine Suite im Ritz Carlton, nur einen Steinwurf vom VfL-Stadion entfernt, bezogen. Dort empfing er auch am Montagmo
rgen VfL-Coach Wolf zu einem gemeinsamen Frühstück unter vier Augen.
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