"Merk hat uns das Finale geklaut"
Für Milan war der deutsche Schiedsrichter der Schuldige am Halbfinal-Aus in der Champions League. Barcelona feierte hingegen die Auferstehung.
Nach dem Champions-League-Aus war der Katzenjammer beim AC Mailand groß. In vier Viertel- und Halbfinalspielen hatte der italienische Vize-Meister lediglich zwei Gegentore kassiert - eines zu viel, wie sich am Mittwochabend herausstellte. Den Italienern fehlte beim FC Barcelona einfach das letzte Quäntchen Glück und Geschick, um die 0:1-Hinspielniederlage doch noch umzubiegen.
Ancelotti mächtig sauer auf Merk
Doch statt sich an der eigenen Nase zu packen, hatten es die Milan-Verantwortlichen nach dem 0:0 im Rückspiel auf den deutschen Schiedsrichter Markus Merk abgesehen. "Merk hat uns das Finale geklaut. Ein Experte wie er darf so einen Fehler nicht machen", schimpfte Milan-Trainer Carlo Ancelotti.
Shevchenko-Tor nicht gegeben
Was war passiert? In der 67. Minute hatte Andrej Shevchenko zur vermeintlichen Führung für den Zweiten der Serie A getroffen - Merk hatte zuvor jedoch ein Foul des Ukrainers an Barca-Kapitän Carles Puyol beobachtet. "Das Tor war gültig. Ich weiß nicht, was der Schiedsrichter gesehen hat", echauffierte sich Ancelotti und Vize-Präsident Adriano Galliani meinte verbittert: "Wir sind wegen eines Fehlers des Schiedsrichters ausgeschieden."
Italiens Presse verurteilt Merk
Auch in Italiens Presse schoss man sich auf den Weltschiedsrichter der Jahre 2004 und 2005 ein. Der Schiedsrichter drängt Milan aus der Champions League. Das Tor von Schewtschenko war regulär", schrieb die "Gazzetta dello Sport". Der "Corriere dello Sport" titelte: "Protest gegen Merk. Der Schiedsrichter streicht ein Tor, das regulär erschien. Ein trauriges Ende für die letzte italienische Mannschaft."
Verdienter Finaleinzug
Die Italiener verschwiegen in ihren Reaktionen allerdings, dass die Fernsehbilder klar eine Berührung zwischen Shevchenko und Puyol zeigten. Der Barca-Kapitän bestätigte nach dem Schlusspfiff: "Das war ein Foul." Zudem waren die Katalanen über 180 Minuten gesehen das aktivere Team und zogen durchaus verdient ins Finale ein. Das sah dann auch Ancelotti ein. "Barcelona hat es verdient, im Finale zu stehen", so der Milan-Coach.
"Barca ist die Nummer eins"
Nach zwölf Jahren steht Barca also wieder im Endspiel der "Königsklasse" und der spanische Radiosender "Cadena Ser" feierte bereits: "Nix Real, nix Bayern, nix Milan, nix Chelsea - Barca ist die Nummer eins in Europa." So weit wollte Trainer Frank Rijkaard allerdings noch nicht gehen. Sein Team hätte zwar "großartig gekämpft" und sich das Finale redlich verdient, gewonnen sei gegen den Lehmann-Klub allerdings noch lange nicht.
Rijkaard warnt vor Arsenal
"Arsenal steht verdient im Finale und ist ein sehr gefährlicher Gegner für uns", so der Holländer. Auch Präsident Joan Laporta sieht im Finale am 17. Mai in Paris ein Duell auf Augenhöhe. "Das wird ein großes Finale zwischen den zwei Teams, die dieses Jahr in Europa den besten Fußball gespielt haben", meinte der Barca-Boss.
Kein Vorpreschen in Sachen Henry
Im Finale hat Laporta dann auch die Möglichkeit, seinen Wunschspieler Thierry Henry hautnah zu erleben. Seit längerem versucht Laporta den Franzosen aus London loszueisen - der flinke Filigrantechniker wäre das i-Tüpfelchen im katalanischen Kader voller Stars.
"Gio" spricht sich für Henry aus
Nach dem Halbfinale gab sich der Barca-Boss allerdings in Sachen Henry aber zurückhaltend: "Wir sind sehr zufrieden mit den Spielern, die wir haben." Barca-Verteidiger Giovanni van Bronckhorst - früher bei Arsenal - würde den Franzosen jedoch sehr gerne nach dem Finale öfter wiedersehen: "Er ist ein großartiger Spieler und ich wäre sehr froh, wenn er kommen würde. Man will immer die besten Spieler in seinem Team haben."
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