Ullrichs Tourstart in Gefahr
Der Tour de France droht der Verlust seiner Superstars. Ein spanischer Radiosender vermeldete, dass Jan Ullrich und Ivan Basso laut eines Polizeiberichts in die Dopingaffäre um den Mediziner Fuentes verwickelt sind. Bei T-Mobile hält man die Quelle für verlässlich. Ullrich bestreitet die Vorwürfe.
Hamburg - Nach Informationen des spanischen Radiosenders "Cadena Ser" tauchen die Namen des T-Mobile-Kapitäns und des italienischen Giro-Gewinners im polizeilichen Ermittlungsbericht zur Doping-Affäre auf.
"Die Quelle scheint sicher zu sein", bestätigte T-Mobile-Pressesprecher Christian Frommert, "wir müssen jetzt überlegen, was unser nächster Schritt ist. Wie haben Jan und Oscar nochmal befragt. Beide bleiben bei ihren Aussagen, nichts mit der ganzen Sache zu tun zu haben", so Frommert.
Nachdem der Ermittlungsrichter Antonio Serrano die Informationssperre aufgehoben hatte, wurden zwölf Fahrernamen genannt. Davon stehen neben Ullrich und Basso folgende Profis in der Starterliste der Tour: Oscar Sevilla, Francesco Mancebo, Juan-Antonio Flecha, Joseba Beloki (alle Spanien), Giovanni Lombardi (Italien) und Denis Mentschow (Russland). Die Tour-Organisation hat bisher nicht reagiert und bereitet weiter die Präsentation der Teams am Abend in der Straßburger Innenstadt vor.
Der 500 Seiten umfassende Untersuchungsbericht der "Operacion Puerto" war von den Ermittlern am Mittwoch abgeschlossen worden. Am 23. Mai hatte die spanische Polizeieinheit Guardia Civil in Madrid zahlreiche Beweismittel beschlagnahmt, darunter auch Blutkonserven mit der Aufschrift "Jan" sowie Notizen mit dem Code "Hijo Rudicio" (Rudis Sohn), die die Zeitung "El Pais" Ullrich und seinem sportlichen Leiter Rudy Pevenage zugeordnet hatte.
Zu diesem Zeitpunkt war Ullrich lediglich ein von "El Pais" des Dopingmissbrauchs verdächtigter Fahrer. Der Radiosender "Cadena Ser" geht in seiner Meldung aber einen Schritt weiter. Danach geht es nicht mehr um Verdachtsmomente, sondern um die Tatsache, dass Ullrichs Name auf der Liste stehen und damit zu den Dopingsündern gehören soll.
Im ARD-Fernsehen räumte Ullrich zum ersten Mal ein, die Angriffe auf ihn hätten "meine Moral getroffen" und seien Auslöser für seinen vorzeitigen Ausstieg beim Giro d'Italia gewesen. Die Beschuldigungen seien aber völlig ungerechtfertigt: "Allein in diesem Jahr bin ich bereits neunmal Trainingskontrollen unterzogen worden, dreimal so oft wie im letzten Jahr. Ich habe nichts zu verbergen und mit dem Fall in Spanien nichts zu tun."