Nach Matthäus sagt auch Neururer dem Club ab
Nachdem die Verhandlungen mit Lothar Matthäus gescheitert sind, war Peter Neururer bis Sonntagabend der erklärte Trainerfavorit in Nürnberg für die Nachfolge von Wolfgang Wolf. Doch angesichts der desolaten Vorstellung der Nürnberger gegen Stuttgart (0:1) sagte Neururer während des Spiels bei Sportdirektor Martin Bader auf der Mailbox ab. Offensichtlich sah der abstiegskampferprobte Coach keinen Ansatzpunkt, wie er die leblos wirkende Nürnberger Mannschaft in die Erfolgsspur zurückführen könnte.
Sichtlich geschockt teilte Bader die Entscheidung nach dem 0:1 gegen den VfB Stuttgart mit. Offensichtlich sah der abstiegskampferprobte Coach keinen Ansatzpunkt, wie er die leblos wirkende Nürnberger Mannschaft in die Erfolgsspur zurückführen könnte. "Das war so schlecht, da kann ich auch nicht mehr helfen", so Neururer gegenüber der "Bild". Eigentlich wollte Neururer am Montag in Nürnberg den Vertrag unterzeichnen. Mit der Absage gab Neururer den 1. FC Nürnberg auch ein Stück weit der Lächerlichkeit preis. Auch Neuruer selbst war mit der Art und Weise seines Rückzugs nicht wirklich glücklich: "Es tut mir leid, dass ich die Entscheidung Herrn Bader nur auf die Mailbox gesprochen habe. Dafür möchte ich micht entschuldigen."
Durch die völlig überraschenden Korb Neururers mehren sich in den Vereinsgremien auch die kritischen Stimmen gegenüber Bader, der als Frontmann der Trainersuche agiert. Bisher hatte Vereinspräsident Michael A. Roth seinen Sportdirektor stets über den grünen Klee gelobt. Als in der vergangenen Woche Spekulationen auftauchten, denen zufolge der ehemalige Nürnberger Profi Stefan Reuter als Sportdirektor an den Valznerweiher kommen könnte, konterte Roth diese mit dem klaren Hinweis darauf, dass "der Club in dieser Position sehr gut aufgestellt" sei. Nun muss man abwarten, ob sich der Vereinsboss trotz der aufkommenden Bader-Kritik weiterhin vorbehaltlos hinter seinen Sportdirektor stellt.
Die Verantwortlichen des fränkischen Traditionsvereins müssen sich erneut auf die Suche begeben. Jetzt dürfte der ominöse "dritte Mann" ins Spiel kommen, der nach Matthäus und Neururer eigentlich gar keine Rolle spielen sollte. Denkbar ist in dieser Hinsicht der Name Jürgen Kohler, der bisher schon telefonisch kontaktiert wurde. Auch Jürgen Röber, zuletzt beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga unter Vetrag, wird immer wieder ins Spiel gebracht. Allerdings ist Röber derzeit Trainer beim serbischen Tabellendritten Partizan Belgrad.
Vor dem Spiel sagte Bader zudem, dass es auch vorstellbar wäre, einem "Trainer aus der jüngeren Generation eine Chance zu geben". Namen nennen wollte der Sportdirektor diesbezüglich aber nicht. Am Zeitplan, wonach die Franken bis Mitte der Woche den neuen Coach vorstellen wollen, soll aber laut Bader festgehalten werden, "damit der Trainer dann noch zehn Tage mit der Mannschaft arbeiten kann, ehe es zum Spiel nach Kaiserslautern geht". Dort trifft das Schlusslicht FCN auf den Vorletzten FCK.
Für Peter Neururer sprach vor allem seine Erfahrung im Abstiegskampf, weshalb es die Verantwortlichen dem 50-Jährigen auch zutrauten, die Mannschaft wieder auf Kurs zu bekommen und aus dem Tabellenkeller zu führen. Zudem wird spekuliert, dass Neururer angesichts der angespannten Situation bei mehreren Vereinen der Bundesliga (Köln, Hannover, Kaiserslautern) ein anderes Engagement vorzieht, als jenes beim 1. FC Nürnberg, das angesichts der derzeitigen Verfassung des Club einem Himmelfahrtskommando gleicht.
Bereits kurz nachdem kicker online exklusiv von dem anberaumten Treffen zwischen den Club-Verantwortlichen und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus berichtet hatte, formierte sich der Widerstand gegen den 44-Jährigen im Fanumfeld und im Verein selbst. Club-Anhänger hatten in vielen Internetforen mit Boykott und Vereinsaustritt gedroht, falls Matthäus Trainer in Nürnberg werden sollte. "Der Trainerwechsel soll bei uns neben der sportlichen und menschlichen Komponente, die Lothar zweifelsohne hat, auch Euphorie auslösen. Und vor allem wieder bei unseren Fans den verloren gegangenen Kredit zurückgewinnen", begründete Bader die Entscheidung gegen den Weltmeister von 1990 im DSF. Matthäus selbst erklärte dem Sender, er "habe dem 1. FC Nürnberg abgesagt", da die Situation beim Club ihn "ein bisschen irritiert" habe. "Bereits vor unserem ersten Treffen wurde die ganze Sache publik", sagte der frühere Weltklasse-Mittelfeldspieler, der zurzeit als ungarischer Nationalcoach unter Vertrag steht. "Ich möchte dem 1. FC Nürnberg in der jetzigen Situation nicht schaden, weil ich gemerkt habe, dass im Umfeld eine gewisse Unruhe entstanden ist. Die sportliche Aufgabe wäre sicherlich reizvoll und lösbar gewesen, aber dann muss man von dieser Entscheidung überzeugt sein. Und vor allem müssen alle Beteiligten dahinter stehen", so Matthäus. Dieses Gefühl habe er am Anfang gehabt: "Aber aufgrund der Situation um den Valznerweiher sind einige Herren ins Grübeln gekommen. Was aber nicht mit meiner Qualität, sondern mit dem Umfeld im Club zu tun hat."
"Das war so schlecht, da kann ich auch nicht mehr helfen"
Den Eindruck kann man nach diesem miesen Spiel gestern Abend gegen den VfB Stuttgart nur bestätigen.