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http://www.spiegel.de/netzwelt/technologie/0,1518,359275,00.html
APPLE-FANS VERÄRGERT
Intel? Igitt!
Von Holger Dambeck
Die Mac-Benutzer sind in heller Aufregung. Seit ruchbar wurde, dass Apple auf Intel-Chips umsteigen könnte, herrscht in den einschlägigen Foren Untergangsstimmung. Dabei wäre ein Hardwarewechsel relativ reibungslos möglich. Auch über die Gründe des möglichen Intel-Deals wird wild spekuliert.
[M] SPIEGEL ONLINE, Apple, Intel
Intel im Mac: Geht das gut?
Die Nachricht schlug am Wochenende ein wie eine Bombe: Apple wolle schon bald Intel-Prozessoren statt der bisherigen PowerPC-Chips von IBM in Mac-Rechner einbauen, berichteten das IT-Portal Cnet und das "Wall Street Journal". Firmenchef Steve Jobs werde den Wechsel am Montag Abend auf Apples Worldwide Developer Conference in San Francisco verkünden, heiß es weiter.
Die PowerPC-Chips von IBM, seit 1994 in Macs im Einsatz, würden schrittweise abgelöst. Cnet berief sich in seinem Bericht auf "nahestehende Quellen", Apple hat dazu bislang nicht Stellung genommen. Angeblich sollen die Mac minis schon Mitte 2006 mit Intel-Prozessoren rechnen, High-End-Geräte wie der Power Mac folgen Mitte 2007.
Ein "Intel-inside"-Logo auf einem Mac - für eingefleischte Macianer wäre das der Anfang vom Ende. In Internet-Foren zeigte sich mancher geschockt von der Nachricht, andere waren regelrecht erbost. "Jetzt wollen die diese inkompatiblen Scheiß-CPUs einsetzen", schreibt ein Nutzer mit dem Namen "Zehplusplus" im Heise-Forum. "Das wäre dann Apples Niedergang!"
Macs nur noch im Untergrund?
"Mir als Kunden wird nun die Wahlmöglichkeit geraubt, mich der Intel-Allianz zu entziehen", klagt "oxnoxo". "Was bleibt den Konsumenten denn noch? Die Wahl zwischen AMD und Intel? Das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera." Oxnoxo sieht nur noch einen Ausweg: "Ich hoffe, dass sich ein Untergrundmarkt für Apple-Ersatzteile bildet, damit noch möglichst lange ein Entfliehen möglich ist."
Analysten reagierten mit gewisser Skepsis auf den angekündigten Wechsel. Sie fürchten zunächst einen Einbruch der Verkaufszahlen für Mac-Rechner, weil kaum ein Kunde noch die alte Hardware kaufen werde, wenn die neue schon angekündigt sei. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders und überzeugte Macianer hamstern schnell noch bergeweise alte Apple-Computer, bevor die Intel-Kisten kommen.
Kevin Krewill, Chef des Fachblatts "Microprocessor Report" sieht ein echtes Vermittlungsproblem auf Apple zukommen. Steve Jobs habe seine Rechner auch damit beworben, dass PowerPC-Prozessoren schneller und leistungsfähiger seien als jene von Intel. "Ich weiß nicht, wie Steve und Apple das erklären wollen", sagte er Cnet.
Der Wechsel des Prozessorlieferanten könnte mit weniger Problemen verbunden sein, als mancher denkt. Zum einen basiert Apples Betriebssystem Mac OS X auf dem Open-Source-Unix-System OpenBSD, das auch auf Chips mit x86-Architektur von Intel läuft. Zum anderen hat Steve Jobs bereits Ende 2003 erklärt, dass sich Mac OS X leicht auf beliebige Prozessoren portieren ließe, also auch auf Intel-Chips.
Mancher begreift das Ganze denn auch eher als große Chance denn als Katastrophe. "Gebt uns Mac OS X für Intel-PCs", lautet die Forderung. "Stellt Euch dem direkten Wettbewerb mit Microsoft!" Mit Longhorn, das sowieso nur ein Abklatsch der aktuelle Mac OS X Variante Tiger sei, könne man es locker aufnehmen. "Millionen von Nutzern werden aufatmen, wenn sie endlich nicht mehr auf Windows angewiesen sind", meint der User "Joker".
Die Windows- und Linux-Gemeinde reagierte mit Häme und Spott auf den gemutmaßten Intel-Deal. Der PowerPC erinnere an den Wankelmotor, hieß es. Oder: "Endlich kann ich mir ein schönes Notebook kaufen."
"Millionen von Nutzern werden aufatmen"
"Sämtliche Software neu kaufen? Macht doch nichts!", meinte ein Forumsteilnehmer. "Denn echte Maccies werfen gerne Geld zum Fenster raus."
Über die eigentlichen Gründe des Prozessorwechsels wird wild spekuliert. Fest steht, dass IBM die Trennung von Apple wohl verschmerzen kann. Als künftiger Lieferant für alle drei neuen Spielkonsolen von Sony, Microsoft und Nintendo rollt der Rubel auch ohne die paar PowerPC-Chips für Mac-Rechner, deren Anteil am gesamten Computermarkt nur einige Prozent beträgt.
Vielleicht, so wird im Netz geargwöhnt, hat Microsoft von IBM als Gegenleistung für den Xbox-Zuliefervertrag ja verlangt, dass IBM bei Apple aussteigt?
Eine andere These vertritt Leander Kahney in seinem Blog "Cult of Mac". Hollywood stehe hinter dem Apple-Intel-Deal, vermutet er. Apple wolle unbedingt die neuen Pentium-D-Chips mit integriertem Digitalem Rechtemanagement (DRM) haben, damit die Filmindustrie ihre Inhalte auch für Mac OS zur Verfügung stelle. Der Pentium-Prozessor verhindere unkontrolliertes Kopieren und Verteilen von Filmen aus Online-Videotheken. Apple benötige den Chip, um in den Markt der Entertainment-PCs einsteigen zu können. Kahney hat aber seine Zweifel, ob die Apple-Kunden einen solchen streng abgeschotteten Mac überhaupt haben wollen.
Im Macnews.de-Forum ist man sich sicher, dass die Berichte von Cnet und "Wall Street Journal" falsch sind. "Das ist ein Gerücht, das extra von Steve gestreut wurde, damit er einen witzigen Aufhänger hat bei seiner Keynote." Die Rede auf der Worldwide Developer Conference in San Francisco soll um 19 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnen. Spätestens dann weiß man mehr.