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Schiedsrichter auf der Flucht
Bei der Handball-WM ist es zum Eklat gekommen: Wie Sport1.de erfuhr, wurde ein Schiedsrichter am Donnerstagabend im offiziellen Hotel der Referees und Spieler in Königswinter tätlich angegriffen.
Daraufhin wurden die Unparteiischen in einer Nacht- und Nebelaktion vom Weltverband in ein anderes Hotel in Bonn ausquartiert. Am Freitagvormittag bestätigte der deutsche Schiedsrichter Bernd Ulrich gegenüber Sport1.de, dass alle Referees "Hals über Kopf" das Hotel in Königswinter verlassen mussten. "Was passiert ist, darf nicht sein", sagte der Magdeburger, der gemeinsam mit seinem Partner Frank Lemme seit Jahren zu den besten Handball-Schiedsrichtern der Welt zählt.
Schlag in den Rücken
Offenbar soll der norwegische Schiedsrichter Kenneth Abrahamson von einem französisch sprechenden Mann einen Schlag in den Rücken bekommen haben. Die Person soll der Delegation des zweimaligen Weltmeisters angehören. Von der IHF gab es noch keine Stellungnahme.
Eine Verwechslung?
Bei dem Angriff dürfte es sich jedoch um eine Verwechslung gehandelt haben. Schließlich wurde die Partie das Halbfinale Frankreich gegen Deutschland (31:32 nach zweimaliger Verlängerung) von den Schweden Hakansson/Nilsson geleitet. Beide zogen sich den Unmut der Franzosen zu, weil sie in der Schlussphase der zweiten Verlängerung einen Treffer von Michael Guigou nicht gegeben hatten.
Betrugsvorwürfe von Onesta
Der französische Nationaltrainer Claude Onesta erhob nach der Schlappe in Köln sogar Betrugsvorwürfe und erschien nicht zur offiziellen Pressekonferenz. "Das war eindeutig eine WM von Deutschen für die Deutschen mit Unterstützung des internationalen Verbandes", sagte er der Zeitung "Ouest France".
Rückendeckung von Frankreichs Presse
Rückendeckung erhielt Onesta nach dem Krimi in der Domstadt von der französischen Presse. "Die Schiedsrichter müssen niemandem Rechenschaft ablegen. Man kann sich aber gut vorstellen, wie sie hinter einem Duschvorhang sitzen und das Für und Wider mit den 19.000 Zuschauern abwägen. Das Tor ist ungültig, sagen sie", schrieb die Zeitung "Liberation" in Anspielung auf den vermeintlichen Ausgleich von Michael Guigou kurz vor dem Spielende. "Courrier de l'Ouest" titelte: "Das war so grausam. Die Blauen haben gegen die Zuschauer und ein Schiedsrichtergespann gespielt, das am Ende den Deutschen half."
Empörung unter den Schiedsrichtern
In Schiedsrichterkreisen ist man empört über das Verhalten der französischen Delegation. Ulrich macht dafür aber auch die außergewöhnliche Situation verantwortlich, dass die "Männer in schwarz" im selben Quartier wie die Spanier, Kroaten und Franzosen untergebracht sind. "So etwas gab es bei anderen Weltmeisterschaften nicht", berichtete Ulrich im Gespräch mit Sport1.de. Die Manipulationsvorwürfe weist er zurück: "Das ist falsch."
Französisches Verhalten für Brand "skandalös"
Auch Bundestrainer Heiner Brand äußerte sich noch einmal entsetzt. Das Verhalten der Franzosen könne er nicht nachvollziehen, so Brand. "Wenn die Schiedsrichter nur halb so objektiv in Frankreich bei der WM 2001 gewesen wären wie jetzt, wäre Frankreich nicht unter die ersten Zehn gekommen", sagte der Gummersbacher auf Nachfrage von Sport1.de. "Es ist skandalös, dass sie jetzt so den Mund aufmachen." Frankreich besiegte vor sechs Jahren unter anderem die deutsche Mannschaft im Viertelfinale nach Verlängerung und wurde später Weltmeister.
"Sieg gegen Dänemark die beste Antwort"
Während sich Brand mit der deutschen Auswahl auf das Finale gegen Polen vorbereitet, blicken die enttäuschten Franzosen dem Spiel um Platz drei am Sonntag (14 Uhr/live im DSF ) gegen den EM-Dritten Dänemark entgegen. "Die beste Antwort, die wir der deutschen Öffentlichkeit und dem internationalen Verband geben können, ist ein Sieg im Spiel um Bronze", meinte Onesta.
Diese WM toppt echt alles! Ich bin schon gespannt, was sich die Polen am Sonntag ausdenken werden."Keine Eier in der Hose"
Die Trainer bei der Handball-WM scheinen langsam durchzudrehen.
Der slowenische Coach Kasim Kamenica spricht von Betrug, Frankreichs Claude Onesta beschwert sich über die Organisation und wird deshalb von Bundestrainer Heiner Brand abgekanzelt. Jetzt giften sich der Isländer Alfred Gislason und Polens Coach Bogdan Wenta an.
Der polnische Nationaltrainer gerät wegen seiner umstrittenen Motivationsmethoden immer mehr in die Kritik. Nun bezichtigt Gislason, der mit Wenta nach der 33:35-Niederlage seines Teams beinahe aneinander geraten war, den 50-maligen deutschen Nationalspieler sogar der Lüge.
Mit Lügen angestachelt
"Er hat seine Spieler mit Lügen angestachelt. Ich soll gesagt haben, polnische Spieler hätten keine Ehre und keine Eier in der Hose und so ein dummes Zeug. Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas nie sagen würde", sagte Gislason dem Kölner "Express".
Der Coach vom VfL Gummersbach soll unter anderem von seinem ehemaligen Schützling Karol Bielecki von den Auswüchsen des polnischen Trainers erfahren haben. Wenta, der in der Bundesliga den SC Magdeburg trainiert, war schon beim Spiel gegen die deutsche Mannschaft durch unsportliches Verhalten an der Seitenlinie negativ aufgefallen.
"Der ist für mich gestorben"
"Das wirkt vielleicht manchmal arrogant, aber ich lebe für den Handball und tue alles für den Sieg", sagte Wenta, der die von Gislason formulierten Aussagen aber abstritt. Gislason schließt eine Aussprache mit Wenta aus: "Das war ja nicht das erste Mal. Bogdan hat mal wieder seinen miesen Charakter gezeigt. Der ist für mich gestorben."
Das Spiel gegen Frankreich haben übrigens bis zu 16 Millionen Menschen gesehen (Marktanteil 41,3%). Die höchste Quote, die je mit einem Handballspiel in Deutschland erzielt wurde, noch vor dem WM-Finale 1978.