München - Der erste offizielle Wettbewerb steht vor der Haustür. Exakt 24 Tage vor dem Start der neuen Bundesliga-Saison kommt es beim DFB-Liga-Pokal zum Showdown der Top Sechs der abgelaufenen Spielzeit.
Meister Dortmund, Vizemeister Leverkusen, Liga-Pokal-Rekordsieger FC Bayern (vier Mal), Pokalsieger Schalke, Titelverteidiger Berlin und Bremen messen die Kräfte.
Sport1 sprach vor dem Start des Liga-Pokals mit allen sechs Cheftrainern der beteiligten Mannschaften.
Sport1: Welchen Stellenwert hat der Liga-Pokal für Sie?
Matthias Sammer (Dortmund): In diesem Jahr kommt ihm sogar eine ganz besondere Bedeutung zu. Da unsere Nationalspieler bei der WM erfreulicherweise bis zum Schluss im Einsatz waren, bietet mir der Liga-Pokal nach ihrem Urlaub zum ersten Mal die Möglichkeit, sie wieder in meiner Mannschaft spielen zu lassen. Insofern handelt es sich um sehr wichtige Testspiele.
Klaus Toppmöller (Leverkusen): Das soll bitte keine Abwertung sein, aber in einem Jahr, in der eine WM oder EM stattfindet, wird es aufgrund der Turnier-Dauer sehr eng und knapp, die besten Spieler aufbieten zu können. Ich habe von Anfang an die Einführung des Liga-Pokals begrüßt. Man kann sich ja mit den besten Mannschaften messen, aber in diesem Jahr werden wohl auch die anderen Teams nicht in Bestbesetzung antreten können.
Ottmar Hitzfeld (München): Er ist zu einer echten Standortbestimmung für die Top-Teams in Deutschland geworden. Er ist nicht nur für die Teams interessant, sondern auch für die vielen Fans und das Fernsehen. Der Stellenwert ist enorm hoch. Das weiß auch jeder.
Huub Stevens (Berlin): Er kommt sogar zum idealen Zeitpunkt. Hier kann man sich mit den Top-Six aus der Liga messen, sehen wie weit sind die anderen Spitzenteams. Der Liga-Pokal hat sich unheimlich entwickelt, für Vereine und Spieler.
Frank Neubarth (Schalke): In erster Linie passt er wunderbar in die Vorbereitungsphase hinein. Diese Tests gegen die Top-Six der Liga sind mir lieber als gegen andere Mannschaften. Ich finde die Einführung des Liga-Pokals sehr gut. Der Stellenwert hat auch von Jahr zu Jahr zugenommen.
Thomas Schaaf (Bremen): Für mich ist es eine Auszeichnung, daran teilnehmen zu dürfen. Die Leistungen der letzten Saison werden nochmals honoriert. Es spielen die Top Six der Bundesliga. Zudem können wir uns den Fans präsentieren, auf uns aufmerksam machen. Wir wissen dann, wo wir im direkten Vergleich mit den Topmannschaften der Liga stehen. Sicherlich. Wir können unter ernsthaften Bedingungen für den Ernstfall proben. Und finanziell auch noch ein bisschen dazuverdienen. Aber in erster Linie dient er der letzten, der heißen Vorbereitungsphase auf die neue Saison.
Sport1: Wie wichtig ist ein Erfolg im Liga-Pokal für den folgenden Bundesliga-Start?
Sammer: Eine ganze Menge, das können Sie mir glauben. Ich gehe in jedes Spiel und in jeden Wettbewerb mit dem festen Willen, zu gewinnen. Das entspricht meinem Naturell.
Toppmöller: Sicherlich wäre ein Sieg im Liga-Pokal sehr schön, aber was ist aus dem letztjährigen Sieger geworden? H
ertha BSC hat stark beeindruckt, aber in der Meisterschaft keine tragende Rolle gespielt, ebenso wenig im Uefa-Pokal. Wie schon vorher erwähnt, ich freue mich heute schon auf den Liga-Pokal im nächsten Jahr. Die WM, der Vorstoß bis ins Finale unserer Mannschaft, macht nicht nur mir sondern wohl auch meinen Kollegen einen kleinen Strich durch die Rechnung. Das soll aber bitteschön den Liga-Pokal nicht abwerten. Wir haben auch heuer eine Verpflichtung den Fans gegenüber, dem Millionen-Publikum vor dem TV. Leverkusen wird, wie immer versuchen, das beste zu geben.
Hitzfeld: Da der Liga-Pokal jetzt einen sehr hohen Stellenwert genießt, wäre der Titelgewinn für die Mannschaft sehr gut. Wir waren im letzten Jahr sehr enttäuscht, dass wir nicht einmal das Finale erreicht haben.
Stevens: Absolute Priorität haben für uns Meisterschaft, DFB-Pokal und UEFA-Cup. Aber ich verliere kein Spiel gerne, also auch nicht im Liga-Pokal. Für mich wäre keine erfolgreiche Titelverteidigung aber kein Beinbruch. Ich stand im letzten Jahr im Finale mit Schalke auf der Verliererseite. Hertha hat mich damals enorm beeindruckt. Aber in der Meisterschaft hat man dann gesehen, dass sie zu schnell auf einem hohen Niveau waren, nichts mehr haben zulegen können.
Neubarth: Ich wehre mich natürlich nicht gegen Gewinn des Liga-Pokals. Aber ich werde sicherlich nicht sagen, dass wir den Titel holen müssen. Die Meisterschaft, der DFB-Pokal und der internationale Wettbewerb sind höher einzustufen. Dennoch werden wir den Liga-Pokal hundertprozentig annehmen und unsere Chance nutzen. Der Gewinn wäre sicherlich sehr schön.
Schaaf: Es wäre jetzt vermessen, vom Gewinn des Liga-Pokals zu sprechen. Wir wollen auf jeden Fall eine Marke setzen, wissen wie gut wir schon drauf sind.
Sport1: Werden Sie dem Millionen-Publikum ihre Wunschformation präsentieren?
Sammer: Da wir als Meister erst im Halbfinale antreten und im Fall des Weiterkommens bereits zwei Tage später das Endspiel zu bestreiten hätten, werden sicher mehr als nur elf oder 14 Spieler zum Einsatz kommen.
Toppmöller: Da muss ich ganz offen und ehrlich sein: mit Sicherheit nicht, denn das wäre gegenüber den Spielern fast schon fahrlässig. Dann brechen Sie im Oktober oder November ein, fallen in ein tiefes Leistungsloch. Ich muss sehen, dass ich die Jungs zum Bundesliga-Start fit bekomme. Alleine das wird schon schwierig genug.
Hitzfeld: Wir werden jeweils mit 18 Mann zu den Spielen fahren. Es kommt dann ganz auf den Vorbereitungsstand an. Ob unsere deutschen Nationalspieler zum Einsatz kommen werden, ist noch offen.
Stevens: Das hängt von der jeweiligen Fitness ab, wie vor allem die WM-Fahrer in Form sind. Zwei oder drei Wochen vor dem Ligastart kann man sich einfach noch nicht in Topverfassung präsentieren. Man legt hier die Basis, die Grundlage. Aber manchmal sind die Spieler in dieser Phase der Vorbereitung auch müde, es fehlt vielen noch an der nötigen Spritzigkeit. Wir werden auf jeden Fall noch nicht die Leistung bringen können, die ich zum Bundesliga-Auftakt erwarte.
Neubarth: Ich werde mehrere Spieler testen, alle werden zum Zug kommen. Es werden sich auf je
den Fall die ersten Elf für den Liga-Start herauskristallisieren. Abwarten muss man, ob die WM-Fahrer einsatzfähig, hundertprozentig fit sind.
Schaaf: Die Vorbereitung bis dahin wird zeigen, wie weit wir sind. Ob alle Spieler fit sein, wie weit die WM-Fahrer schon wieder Anschluss gefunden haben. Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen, uns gut präsentieren.
Sport1: Die Top-6 sind am Start. Auch für Sie die Zeit, der Konkurrenz in die Karten zu sehen?
Sammer: Selbstverständlich ist es hochinteressant, die Teams, die in der letzten Saison oben mitgespielt haben, zu beobachten und sich ein Bild über deren Stand der Vorbereitung zu machen. Schließlich haben wir an den ersten fünf Spieltagen mit Hertha, Leverkusen und Schalke gleich drei Gegner, die auch im Liga-Pokal mit von der Partie sind.
Toppmöller: Natürlich, ist der Liga-Pokal da eine hervorragende Möglichkeit. In jedem Verein gibt es ja eine gewisse Fluktuation. Neue Spieler, die man nicht unbedingt aus dem Effeff kennt, kann man sich zu Gemüte führen. Zudem weiß ich nach dem Liga-Pokal auch, auf welchem Leistungsstand sich unsere Konkurrenten in der Bundesliga befinden.
Hitzfeld: Wir spielen zu Saisonbeginn nicht gleich gegen unsere direkten Meisterschaftskontrahenten. Aber die Spiele selbst und natürlich die TV-Übertragungen werden uns sicherlich einige neue Aspekte über unsere Titel-Mitstreiter geben.
Stevens: Sicherlich sieht man, wie die gegnerischen Mannschaften schon in Form sind. Im letzten Jahr haben alle vor Hertha gewarnt, sie waren ja auch schon in absoluter Topform. Aber in der Liga haben sie dann nicht mehr zulegen können. Da haben sich viele blenden lassen.
Neubarth: Wir werden auf jeden Fall unser System spielen, uns nicht nach dem Gegner richten. Mein Motto heißt ganz klar: Schön und nach vorne spielen, und auch noch gewinnen. Aber der Kader lässt es auch gar nicht zu, auf Defensive zu setzen. Wir werden Offensiv spielen, ganz klar. Aber wir müssen schon aufpassen, dass wir hinten nicht die Bude vollbekommen. Wir müssen die richtige Balance finden. Aber das Hauptaugenmerk gilt auf jeden Fall mehr der Offensive als der Defensive.
Schaaf: Das bietet sich natürlich an. Man erhält da so seine Infos, wie die neuen Spieler integriert sind, was sich alles verändert hat. Dazu bietet der Liga-Pokal die ideale Plattform
Quelle: sport1.de