Ramelow erklärt Rücktritt
Nach zuletzt heftiger Kritik hat Carsten Ramelow vom Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen die Konsequenzen gezogen und dreieinhalb Wochen vor EM-Beginn überraschend seinen sofortigen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft verkündet.
Seinen Entschluss begründete der 30 Jahre alte Abwehr- und Mittelfeldspieler offiziell mit seinen zahlreichen Verletzungen in den vergangenen Monaten.
"Platz für jüngere Spieler machen"
Außerdem betonte Ramelow, er wolle "Platz machen für jüngere Spieler, die eine Perspektive für die WM 2006 haben". Offensichtlich hatte dem Bayer-Profi aber vor allem die heftige Medienschelte nach der 1:5-Blamage am 28. April in Bukarest gegen Rumänien zugesetzt und ihn in seinem Beschluss bestärkt.
Schweinsteiger kann hoffen
Ein Kandidat für den Platz von Ramelow im Kader für die EM in Portugal (12. Juni bis 4. Juli) ist möglicherweise der 19 Jahre alte Münchner Bastian Schweinsteiger. Am Montag wird Teamchef Rudi Völler sein 23-köpfiges Aufgebot benennen. Seine Beweggründe habe er Rudi Völler in einem Gespräch bereits vor zwei Wochen mitgeteilt, so Ramelow. Er habe Völler jedoch zugesichert, "dass ich im absoluten Notfall für die Euro in Portugal auf Abruf zur Verfügung stehe".
Völler bedauert Rücktritt
Völler erklärte, dass er schon seit längerem von den Überlegungen gewusst habe: "Ich bedauere das, aber akzeptiere die Entscheidung. Er war für mich ein wichtiger Spieler in der Nationalmannschaft." Zuletzt war der hüftsteife und farblose Bayer-Profi in der DFB-Auswahl jedoch mehr und mehr in die zweite Reihe gerutscht. Beim 1:5 in Rumänien, seinem letzten DFB-Einsatz, agierte Ramelow in der Abwehrkette und war damit völlig überfordert.
46 Spiele für Deutschland
Ramelow bestritt 46 Länderspiele für Deutschland und erzielte drei Tore. Der Leverkusener gehörte sowohl bei der EM 2000 wie auch bei der WM 2002 zum Kader der Nationalmannschaft. Sein Debüt hatte er am 10. Oktober 1998 in Bursa gegen die Türkei (0:1) gefeiert. "Ich habe mich im Kreis der Nationalmannschaft immer sehr wohl gefühlt. Die Erfolge, vor allem die Vize-Weltmeisterschaft 2002 in Korea und Japan, bleiben für mich unvergesslich", sagte Ramelow.
Viele Vorurteile gegenüber Ramelow
Der gebürtige Berliner hatte in seiner Länderspiel-Laufbahn oft mit Vorurteilen und Kritik zu kämpfen. "Es nervt zwar immer noch, vor allem, wenn man als farblos, teilweise sogar als leblos dargestellt wird. Aber das wird sich wohl nicht mehr ändern", hatte der stille Blondschopf einmal erklärt.