E
Enrico Pallazzo
Guest
München - In der Formel 1 bahnt sich eine Sensation an. Ab 2004 soll es einen komplett in Deutschland ansässigen Rennstall in der Königsklasse geben.
Als Mann im Hintergrund tritt erneut der Bremer Geschäftsmann Oliver Behring auf, der im vergangenen Jahr bereits über das marode Arrows-Team in der Formel 1 Fuß fassen wollte.
Gegenüber Sport1 bestätigt Behring: "Ja, wir werden definitiv 2004 in Melbourne an den Start gehen. Die Meldung bei der FIA ist eingereicht." (Braucht die F 1 ein deutsches Team? Diskutieren Sie im Motorsport-Forum!)
Hersteller liefern Auto-Komponenten
Chassis und Motor sollen von einem derzeit in der Formel 1 aktiven Lieferanten gekauft und zu einem schlagkräftigen Gesamtpaket zusammengefügt werden.
Die Fertigungsanlagen sind auf deutschem Boden geplant. So soll in der Nähe von Bremen eine hochmoderne F-1-Fabrik entstehen.
"Natürlich werden wir mit unserem Chassis-Partner sehr eng zusammen arbeiten. In unserer Fabrik wird es dazu einen eigenen Windkanal geben", sagt Behring, Geschäftsführer von "German Grand Prix Racing".
FIA unterstützt die Gründung von Kundenteams
Auch für den noch geheimen Hersteller hätte dieser Deal Vorteile. Der Verkauf von Komponenten würde Geld, das momentan in der Formel 1 allerorten fehlt, in die Kassen spülen.
Bis zur großen Regelreform der FIA vom 15. Januar war es nicht erlaubt, baugleiche Teile bei mehreren Teams gleichzeitig einzusetzen. Das neue Reglement sieht eine solche Vorgehensweise hingegen vor.
"Teams, die einzelne Komponenten teilen möchten, können dies tun", heißt es in einem offiziellen Kommunikee des Automobil-Weltverbands.
Noch hält sich die FIA bedeckt
Auf Anfrage von Sport1 wollte FIA-Sprecherin Agnes Kaiser den Eingang der Bewerbung weder bestätigen noch dementieren: "Über diese Verfahren geben wir keinerlei Auskunft. Das tun wir erst mit Bekanntgabe der Starterliste für 2004."
Anderweitige Hürden für F-1-Existenzgründer bestehen von FIA-Seite her nicht. Der Interessent muss lediglich nachweisen, dass sein Unternehmen auf soliden finanziellen Füßen steht und jede Seite des Concorde-Agreements einzeln abzeichnen. Mehr als zwölf Teams wären nicht zugelassen. Derzeit herrscht in der F 1 aber ohnehin Teilnehmer-Mangel.
Revolutionäres Sponsoring-Konzept
Die Finanzierung seines ambitionierten Projekts ist laut Behring schon gesichert: "Wir werden einen festen Hauptsponsor haben, der von verschiedenen Zeitsponsoren ergänzt wird."
Hinter dieser Aussage verbirgt sich ein neues und gleichzeitig cleveres Konzept. Die "Zeitsponsoren" engagieren sich nur bei den Grand Prix, die ihnen am werbewirksamsten erscheinen.
So könnte in Monaco ein Segelboot-Hersteller auf dem Boliden zu sehen sein, in Japan dafür ein Foto-Unternehmen aus Tokio.
Mit diesem flexiblen Sponsoring will Behring bereits jetzt eine solide finanzielle Grundlage geschaffen haben: "Wir sind bis Ende 2004 ausfinanziert."
Hohe Investitionen sind nötig
Dies ist auch nötig, um mit der Bewe
rbung bei der FIA überhaupt Erfolg zu haben. Allein 48 Millionen Dollar fordert die oberste Automobil-Behörde schon bei der Abgabe der Meldung als Kaution. Dieser Betrag soll laut Behring gesichert sein. Unter Umständen wird er jedoch ohnehin nicht fällig, da die FIA mit einem einfacheren, sprich billigeren, Einstieg neue Teams in die F 1 locken will.
Der arabische Investor, der "German Grand Prix Racing" schon im Fall Arrows mit finanziellen Mitteln versorgt hat, soll sein Engagement zudem noch einmal erhöht haben. Gerade im Hinblick auf kommende F-1-Rennen in Bahrain und an weiteren asiatischen Standorten macht eine solche Verbindung Sinn.
Pollock als Teamchef im Gespräch
Auch in punkto Personal hat Behring schon jetzt konkrete Vorstellungen. "Craig Pollock wäre als Teamchef nicht nur denkbar, sondern geradezu ideal. Er spricht Deutsch und hat schon BAR von null auf hundert geführt. Er hat bei BAR zwar Fehler gemacht, aber das ist nur gut für uns. Wir werden bestimmt auch Fehler machen, jedoch nicht die, die Craig vorher schon mal gemacht hat."
Der noch amtierende BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger habe zuvor eine leitende Funktion beim neuen Rennstall abgelehnt.
Als Testfahrer sind die beiden deutschen Nachwuchs-Talente Sven Barth (Sieger Formel Volkswagen 2002) und Thomas Westarp (Sieger Formel König 2001) im Gespräch. (Lesen Sie jetzt das Sport1-Interview mit Sven Barth!)
Behring kann sich Irvine als Piloten vorstellen
Für den ersten Grand Prix in Melbourne 2004 sagt Behring allerdings eine andere Fahrerpaarung voraus. "Es wird einen Nachwuchsfahrer und einen alten Hasen geben", meint der 37-Jährige.
Aber auch in diesem Punkt will der Manager neue Wege gehen: "Warum soll nicht auch mal eine Frau am Steuer eines F-1-Autos sitzen?"
Zudem plant Behring mit 160 bis 170 benötigten Ingenieuren und Mechanikern: "Das wird dann aber unser Teamchef entscheiden. Man kann entweder Personal abwerben oder auf ehemalige Prost- oder Arrows-Leute zurückgreifen. Wir müssen die Autos ja nicht bauen, sondern nur Detailarbeiten vornehmen."
"Strietzel" sieht keinen dringenden Bedarf
Sport1 fragte bei Ex-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck nach, wie er die Gründung eines "Team Germany" beurteilt.
"Deutschland ist mit BMW und Mercedes sehr gut in der Formel 1 vertreten. Da hat die Neugründung eines Teams nicht mehr den Einfluss wie noch vor zehn Jahren", sagt die Motorsport-Ikone.
Grundsätzlich hält "Strietzel" ein solches Vorhaben jedoch für lobenswert: "Ich finde es toll, wenn sich Leute Gedanken darüber machen, wie man so etwas auf die Beine stellen kann. Allerdings glaube ich erst daran, wenn das Auto zum ersten Mal in der Startaufstellung steht."
Fest steht: Sollten die Pläne von Behring wirklich alle in die Tat umgesetzt werden, dann dürfen sich vor allem deutsche F-1-Fans auf eine echte Attraktion im Jahr 2004 freuen.
Quelle: sport1.de
Wenn schon ein Team Germany dann bitte auch mit deutschen Fahrern
Als Mann im Hintergrund tritt erneut der Bremer Geschäftsmann Oliver Behring auf, der im vergangenen Jahr bereits über das marode Arrows-Team in der Formel 1 Fuß fassen wollte.
Gegenüber Sport1 bestätigt Behring: "Ja, wir werden definitiv 2004 in Melbourne an den Start gehen. Die Meldung bei der FIA ist eingereicht." (Braucht die F 1 ein deutsches Team? Diskutieren Sie im Motorsport-Forum!)
Hersteller liefern Auto-Komponenten
Chassis und Motor sollen von einem derzeit in der Formel 1 aktiven Lieferanten gekauft und zu einem schlagkräftigen Gesamtpaket zusammengefügt werden.
Die Fertigungsanlagen sind auf deutschem Boden geplant. So soll in der Nähe von Bremen eine hochmoderne F-1-Fabrik entstehen.
"Natürlich werden wir mit unserem Chassis-Partner sehr eng zusammen arbeiten. In unserer Fabrik wird es dazu einen eigenen Windkanal geben", sagt Behring, Geschäftsführer von "German Grand Prix Racing".
FIA unterstützt die Gründung von Kundenteams
Auch für den noch geheimen Hersteller hätte dieser Deal Vorteile. Der Verkauf von Komponenten würde Geld, das momentan in der Formel 1 allerorten fehlt, in die Kassen spülen.
Bis zur großen Regelreform der FIA vom 15. Januar war es nicht erlaubt, baugleiche Teile bei mehreren Teams gleichzeitig einzusetzen. Das neue Reglement sieht eine solche Vorgehensweise hingegen vor.
"Teams, die einzelne Komponenten teilen möchten, können dies tun", heißt es in einem offiziellen Kommunikee des Automobil-Weltverbands.
Noch hält sich die FIA bedeckt
Auf Anfrage von Sport1 wollte FIA-Sprecherin Agnes Kaiser den Eingang der Bewerbung weder bestätigen noch dementieren: "Über diese Verfahren geben wir keinerlei Auskunft. Das tun wir erst mit Bekanntgabe der Starterliste für 2004."
Anderweitige Hürden für F-1-Existenzgründer bestehen von FIA-Seite her nicht. Der Interessent muss lediglich nachweisen, dass sein Unternehmen auf soliden finanziellen Füßen steht und jede Seite des Concorde-Agreements einzeln abzeichnen. Mehr als zwölf Teams wären nicht zugelassen. Derzeit herrscht in der F 1 aber ohnehin Teilnehmer-Mangel.
Revolutionäres Sponsoring-Konzept
Die Finanzierung seines ambitionierten Projekts ist laut Behring schon gesichert: "Wir werden einen festen Hauptsponsor haben, der von verschiedenen Zeitsponsoren ergänzt wird."
Hinter dieser Aussage verbirgt sich ein neues und gleichzeitig cleveres Konzept. Die "Zeitsponsoren" engagieren sich nur bei den Grand Prix, die ihnen am werbewirksamsten erscheinen.
So könnte in Monaco ein Segelboot-Hersteller auf dem Boliden zu sehen sein, in Japan dafür ein Foto-Unternehmen aus Tokio.
Mit diesem flexiblen Sponsoring will Behring bereits jetzt eine solide finanzielle Grundlage geschaffen haben: "Wir sind bis Ende 2004 ausfinanziert."
Hohe Investitionen sind nötig
Dies ist auch nötig, um mit der Bewe
rbung bei der FIA überhaupt Erfolg zu haben. Allein 48 Millionen Dollar fordert die oberste Automobil-Behörde schon bei der Abgabe der Meldung als Kaution. Dieser Betrag soll laut Behring gesichert sein. Unter Umständen wird er jedoch ohnehin nicht fällig, da die FIA mit einem einfacheren, sprich billigeren, Einstieg neue Teams in die F 1 locken will.
Der arabische Investor, der "German Grand Prix Racing" schon im Fall Arrows mit finanziellen Mitteln versorgt hat, soll sein Engagement zudem noch einmal erhöht haben. Gerade im Hinblick auf kommende F-1-Rennen in Bahrain und an weiteren asiatischen Standorten macht eine solche Verbindung Sinn.
Pollock als Teamchef im Gespräch
Auch in punkto Personal hat Behring schon jetzt konkrete Vorstellungen. "Craig Pollock wäre als Teamchef nicht nur denkbar, sondern geradezu ideal. Er spricht Deutsch und hat schon BAR von null auf hundert geführt. Er hat bei BAR zwar Fehler gemacht, aber das ist nur gut für uns. Wir werden bestimmt auch Fehler machen, jedoch nicht die, die Craig vorher schon mal gemacht hat."
Der noch amtierende BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger habe zuvor eine leitende Funktion beim neuen Rennstall abgelehnt.
Als Testfahrer sind die beiden deutschen Nachwuchs-Talente Sven Barth (Sieger Formel Volkswagen 2002) und Thomas Westarp (Sieger Formel König 2001) im Gespräch. (Lesen Sie jetzt das Sport1-Interview mit Sven Barth!)
Behring kann sich Irvine als Piloten vorstellen
Für den ersten Grand Prix in Melbourne 2004 sagt Behring allerdings eine andere Fahrerpaarung voraus. "Es wird einen Nachwuchsfahrer und einen alten Hasen geben", meint der 37-Jährige.
Aber auch in diesem Punkt will der Manager neue Wege gehen: "Warum soll nicht auch mal eine Frau am Steuer eines F-1-Autos sitzen?"
Zudem plant Behring mit 160 bis 170 benötigten Ingenieuren und Mechanikern: "Das wird dann aber unser Teamchef entscheiden. Man kann entweder Personal abwerben oder auf ehemalige Prost- oder Arrows-Leute zurückgreifen. Wir müssen die Autos ja nicht bauen, sondern nur Detailarbeiten vornehmen."
"Strietzel" sieht keinen dringenden Bedarf
Sport1 fragte bei Ex-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck nach, wie er die Gründung eines "Team Germany" beurteilt.
"Deutschland ist mit BMW und Mercedes sehr gut in der Formel 1 vertreten. Da hat die Neugründung eines Teams nicht mehr den Einfluss wie noch vor zehn Jahren", sagt die Motorsport-Ikone.
Grundsätzlich hält "Strietzel" ein solches Vorhaben jedoch für lobenswert: "Ich finde es toll, wenn sich Leute Gedanken darüber machen, wie man so etwas auf die Beine stellen kann. Allerdings glaube ich erst daran, wenn das Auto zum ersten Mal in der Startaufstellung steht."
Fest steht: Sollten die Pläne von Behring wirklich alle in die Tat umgesetzt werden, dann dürfen sich vor allem deutsche F-1-Fans auf eine echte Attraktion im Jahr 2004 freuen.
Quelle: sport1.de
Wenn schon ein Team Germany dann bitte auch mit deutschen Fahrern