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Enrico Pallazzo
Guest
München - Lediglich einen Spieltag haben Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Bayern München gebraucht, um Champions-League-Geschichte zu schreiben. Die Art und Weise hatten sich die deutschen Klubs allerdings sicher anders vorgestellt.
Zum ersten Mal seit der Spielzeit 1997/98, als mehr als ein Team pro Liga für die europäische Königsklasse zugelassen wurde, starteten die Bundesliga-Vertreter ohne Sieg.
Historisches Desaster
Nie hatte mehr als ein Klub eine Auftaktniederlage zu beklagen und die sechs Gegentreffer, die Leverkusen in Piräus schlucken musste, sind ebenfalls ein historisches Desaster.
"Keine Mannschaft kann Michael Ballack und Zé Roberto ersetzen. Dass es dann natürlich gleich so herb kommt, ist hart", sagt der frühere Bundesliga-Trainer Bernd Krauss im Gespräch mit Sport1.
Briten amüsiert über deutsche Pleiten
"Es war eine schwarze Nacht für den deutschen Fußball", fasste Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach der 2:3-Heimpleite gegen Deportivo La Coruña die Ernüchterung in Worte. Die Londoner "Times" fragt bereits - wohl mehr amüsiert als ernsthaft besorgt: "Steht das deutsche Fußball-Imperium vor dem Sturz?"
So schlimm sieht es zwar längst noch nicht aus, doch das hochgelobte "weiße Ballett" des FC Bayern hatte sich vom spanischen Vizemeister klassisch auskontern lassen und die erste Champions-League-Niederlage im Olympiastadion seit dem damals allerdings bedeutungslosen 0:1 gegen den IFK Göteborg am 10. Dezember 1997 kassiert.
Bayerischer Hochmut nach dem Fall
Bei allen drei Gegentreffern vernaschten Depors Mittelfeldregisseur Valeron und der dreifache Torschütze Roy Makaay die Münchner Abwehr nach Belieben und prinzipiell dem gleichen Schema: Valeron öffnet das Spiel mit einem Klassepass, Makaay startet durch und Bayerns Innenverteidigung wartet vergeblich auf den Abseitspfiff des Schiedsrichters.
"Man kann einmal auf Abseits spielen", ärgerte sich Rummenigge, "aber nicht zwei- oder dreimal." Dass Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem Schlusspfiff vermutete, "seine Spieler hätten die Partie" - immerhin gegen den Zweiten der Primera Division - "möglicherweise zu leicht genommen", deutet auf eine arge Selbstzufriedenheit hin.
Auch Thomas Linke nährt diesen Verdacht. "Wir haben uns vielleicht ein bisschen zu sehr einlullen lassen von den Schlagzeilen von wegen weißes Ballett", räumte er ein.
Bayerns Hoffnungen auf einen erneuten Triumph in der Königsklasse haben damit zumindest statistisch schon jetzt einen Dämpfer erhalten. Noch nie hat ein Team, das am ersten Spieltag verloren hat, die Champions League gewonnen.
Dortmund ohne Inspiration in der Offensive
Doch es gibt auch positive Nachrichten für die Münchner. Schon zwei Mal haben sie ihre ersten Partien verloren und sind trotzdem in die Zwischenrunde eingezogen. "Aber man darf jetzt nicht den Fehler machen, dass man sich an alte Zeiten erinnert", sagt Rummenigge.
Während den Bayern eine Trotzreaktion beim nächsten
Spiel in Lens aber ohne weiteres zuzutrauen ist, geben die Vorstellungen von Meister Dortmund und Vorjahres-Finalist Bayer Leverkusen Anlass zur Sorge. "Wir haben nicht den Eindruck gemacht, als ob wir in Europa bis zum Ende mitspielen", meinte Dortmunds Torwart Jens Lehmann nach dem 0:2 bei Arsenal London.
Der frühere Borussen-Coach Bernd Krauss führte die biedere Vorstellung der Schwarz-Gelben darauf zurück, dass "auch der BVB Ausfälle wie die von Tomas Rosicky und Amoroso nicht kompensieren kann". So erspielte sich die Sammer-Elf keine einzige hochkarätige Torchance.
Bayer verspielt frisch gewonnenes Renommee
Das war auch Arsenal-Coach Arsene Wenger nicht entgangen. "Ich hatte während des Spiels nie daran gedacht, dass wir nicht gewinnen könnten."
Was das Ansehen der Bundesliga allerdings nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen hat, war die derbe 2:6-Packung von Bayer Leverkusen bei Olympiakos Piräus.
"Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so abgeschlachtet wurden", gab Bayer-Manager Reiner Calmund betroffen zu Protokoll. "Nach dem 1:1 sind alle Dämme gebrochen", musste auch Trainer Klaus Toppmöller zugeben, der zudem mit der Maßnahme, Frank Juric für Hans-Jörg Butt ins Tor zu stellen, keine glückliche Wahl traf.
Griechen sehen Leverkusen als toten Patienten
"Du kannst als Trainer Handstand machen oder was auch immer", nimmt Krauss den Kollegen und letztjährigen "Coach des Jahres" allerdings in Schutz. "Wenn die Spieler die Klasse nicht haben, siehst Du als Trainer auch nicht gut aus."
Manager Calmund will dennoch von einem vorzeitigen Ausscheiden aus der Champions League noch nichts wissen. "Es war noch kein tödlicher Unfall. So weit sind wir noch nicht." Die griechische Sporttageszeitung "Derby" sieht das anders. Ihr makabrer Kommentar zum Kantersieg von Piräus: "Großer Fußball! Olympiakos betreibt Schändung an der Leiche Leverkusens."
Quelle: sport1.de
Hoffentlich geht es heute nicht so trostlos weiter
Zum ersten Mal seit der Spielzeit 1997/98, als mehr als ein Team pro Liga für die europäische Königsklasse zugelassen wurde, starteten die Bundesliga-Vertreter ohne Sieg.
Historisches Desaster
Nie hatte mehr als ein Klub eine Auftaktniederlage zu beklagen und die sechs Gegentreffer, die Leverkusen in Piräus schlucken musste, sind ebenfalls ein historisches Desaster.
"Keine Mannschaft kann Michael Ballack und Zé Roberto ersetzen. Dass es dann natürlich gleich so herb kommt, ist hart", sagt der frühere Bundesliga-Trainer Bernd Krauss im Gespräch mit Sport1.
Briten amüsiert über deutsche Pleiten
"Es war eine schwarze Nacht für den deutschen Fußball", fasste Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nach der 2:3-Heimpleite gegen Deportivo La Coruña die Ernüchterung in Worte. Die Londoner "Times" fragt bereits - wohl mehr amüsiert als ernsthaft besorgt: "Steht das deutsche Fußball-Imperium vor dem Sturz?"
So schlimm sieht es zwar längst noch nicht aus, doch das hochgelobte "weiße Ballett" des FC Bayern hatte sich vom spanischen Vizemeister klassisch auskontern lassen und die erste Champions-League-Niederlage im Olympiastadion seit dem damals allerdings bedeutungslosen 0:1 gegen den IFK Göteborg am 10. Dezember 1997 kassiert.
Bayerischer Hochmut nach dem Fall
Bei allen drei Gegentreffern vernaschten Depors Mittelfeldregisseur Valeron und der dreifache Torschütze Roy Makaay die Münchner Abwehr nach Belieben und prinzipiell dem gleichen Schema: Valeron öffnet das Spiel mit einem Klassepass, Makaay startet durch und Bayerns Innenverteidigung wartet vergeblich auf den Abseitspfiff des Schiedsrichters.
"Man kann einmal auf Abseits spielen", ärgerte sich Rummenigge, "aber nicht zwei- oder dreimal." Dass Trainer Ottmar Hitzfeld nach dem Schlusspfiff vermutete, "seine Spieler hätten die Partie" - immerhin gegen den Zweiten der Primera Division - "möglicherweise zu leicht genommen", deutet auf eine arge Selbstzufriedenheit hin.
Auch Thomas Linke nährt diesen Verdacht. "Wir haben uns vielleicht ein bisschen zu sehr einlullen lassen von den Schlagzeilen von wegen weißes Ballett", räumte er ein.
Bayerns Hoffnungen auf einen erneuten Triumph in der Königsklasse haben damit zumindest statistisch schon jetzt einen Dämpfer erhalten. Noch nie hat ein Team, das am ersten Spieltag verloren hat, die Champions League gewonnen.
Dortmund ohne Inspiration in der Offensive
Doch es gibt auch positive Nachrichten für die Münchner. Schon zwei Mal haben sie ihre ersten Partien verloren und sind trotzdem in die Zwischenrunde eingezogen. "Aber man darf jetzt nicht den Fehler machen, dass man sich an alte Zeiten erinnert", sagt Rummenigge.
Während den Bayern eine Trotzreaktion beim nächsten
Spiel in Lens aber ohne weiteres zuzutrauen ist, geben die Vorstellungen von Meister Dortmund und Vorjahres-Finalist Bayer Leverkusen Anlass zur Sorge. "Wir haben nicht den Eindruck gemacht, als ob wir in Europa bis zum Ende mitspielen", meinte Dortmunds Torwart Jens Lehmann nach dem 0:2 bei Arsenal London.
Der frühere Borussen-Coach Bernd Krauss führte die biedere Vorstellung der Schwarz-Gelben darauf zurück, dass "auch der BVB Ausfälle wie die von Tomas Rosicky und Amoroso nicht kompensieren kann". So erspielte sich die Sammer-Elf keine einzige hochkarätige Torchance.
Bayer verspielt frisch gewonnenes Renommee
Das war auch Arsenal-Coach Arsene Wenger nicht entgangen. "Ich hatte während des Spiels nie daran gedacht, dass wir nicht gewinnen könnten."
Was das Ansehen der Bundesliga allerdings nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen hat, war die derbe 2:6-Packung von Bayer Leverkusen bei Olympiakos Piräus.
"Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals so abgeschlachtet wurden", gab Bayer-Manager Reiner Calmund betroffen zu Protokoll. "Nach dem 1:1 sind alle Dämme gebrochen", musste auch Trainer Klaus Toppmöller zugeben, der zudem mit der Maßnahme, Frank Juric für Hans-Jörg Butt ins Tor zu stellen, keine glückliche Wahl traf.
Griechen sehen Leverkusen als toten Patienten
"Du kannst als Trainer Handstand machen oder was auch immer", nimmt Krauss den Kollegen und letztjährigen "Coach des Jahres" allerdings in Schutz. "Wenn die Spieler die Klasse nicht haben, siehst Du als Trainer auch nicht gut aus."
Manager Calmund will dennoch von einem vorzeitigen Ausscheiden aus der Champions League noch nichts wissen. "Es war noch kein tödlicher Unfall. So weit sind wir noch nicht." Die griechische Sporttageszeitung "Derby" sieht das anders. Ihr makabrer Kommentar zum Kantersieg von Piräus: "Großer Fußball! Olympiakos betreibt Schändung an der Leiche Leverkusens."
Quelle: sport1.de
Hoffentlich geht es heute nicht so trostlos weiter