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QuelleSchalke ist fast pleite
Auf den ersten Blick sieht alles gut aus bei Schalke 04: Der Club steht auf Platz vier und hat auswärts gegen seinen schärfsten Konkurrenten gewonnen. Doch die Geldnöte des Vereins sind akuter als bekannt.
Sieht doch alles ganz gut aus im Revier. Der FC Schalke 04 steht auf Platz vier und freut sich noch immer über den Auswärtssieg bei Borussia Dortmund. Am Mittwoch beehrte der Bundespräsident den Traditionsklub, und am Freitag kommt mit Eintracht Frankfurt ein Gegner nach Gelsenkirchen, der für die Königsblauen auch nicht viel mehr Gefahr ausstrahlt als Horst Köhler. Wäre doch alles im Bundesliga-Leben so klar wie aufm Platz. Doch hinter dieser schönen Kulisse sieht es ganz anders aus beim Revierklub. Es fehlt an Geld. Es fehlen Ideen, welches zu beschaffen. Und es fehlen die Leute, denen diese Ideen einfallen könnten.
Peter Peters, seit der Entmachtung von Vorstands- und Finanzchef Josef Schnusenberg Ende August vom Geschäftsführer zum Finanzvorstand aufgerückt, traut man auf Schalke nicht mehr zu, das Chaos zu beenden. Der Mann sei mit den Finanzen überfordert, glauben nicht wenige im Verein, er verstehe mitunter die komplizierten Konstrukte nicht, die sein Vorgänger gebastelt hatte. Und er verfüge nicht über die nötigen Kontakte, um neues Geld aufzutreiben.
Besonders brisant für Peters: In dem Londoner Investor Stephen Schechter, dem die Schalker für einen Stadionkredit einen Großteil der künftigen Zuschauereinnahmen verpfändet haben, soll er einen schwergewichtigen Gegner gefunden haben. Schechter fordert nach FTD-Informationen die Absetzung von Peters. Der habe ihm kürzlich gebeichtet, dass drei der vier Sicherheitskonten, über die die zahlreichen Kredite des klammen Klubs bedient werden, "kein Guthaben aufweisen". Auf allen vier Konten müssen insgesamt 8 Mio. Euro liegen, als Sicherheit für die Gläubiger. Beim einzigen noch gefüllten Konto handelt es sich offensichtlich um das, über das die Schechter-Anleihe bedient wird. Der Brite selbst hat bislang, so seine Firma, immer pünktlich die Raten aus Gelsenkirchen überwiesen bekommen.
Auf Schalke ist keine Bestätigung für die Sache mit den Konten zu bekommen. Auch ein Krisengipfel vorgestern mit Schechter, Peters und Schalke-Anwalt Theo Paeffgen, von dem vereinsnahe Kreise berichten, wird von Paeffgen nicht bestätigt - aber auch nicht dementiert. "Es gab kein Treffen mit Vertretern von Schalke und Herrn Schechter", ließ hingegen Peters ausrichten.
Gerüchte, Nachrichten und Dementis umschwirren den Klub dieser Tage wie Mücken das eingeschaltete Flutlicht an einem schwülen Sommerabend. Geht es nicht ums Geld, dann geht es ums Personal. Starker Mann im Klub ist zwar Felix Magath, der Cheftrainer und Vorstand für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. Aber einen neuen Vorstandschef brauchen sie schon - am besten einen, der sich in Finanzdingen auskennt. Mit Albrecht Schade wird ein Name gehandelt, der passen könnte. Das frühere Vorstandsmitglied der WGZ Bank saß bis zum Sommer dieses Jahres im Aufsichtsrat des Klubs - wurde aber, wie er sagt, noch nicht auf die neue Aufgabe angesprochen. Vereinsinsider gehen jedoch davon aus, dass der Überzeugungs-Schalker sich nicht lange zieren wird.
Wer auch immer das Amt übernimmt: Die Aufgaben sind gewaltig. Schalke leistet sich den zweitteuersten Kader der Bundesliga (55 Mio. Euro pro Jahr) nach dem FC Bayern, hat den Stadionbau abzustottern - und muss in dieser Saison auf Einnahmen aus dem Europacup verzichten. Das Sponsorengeld von Gazprom ist bereits an Schechter weitergereicht worden. Bleibt wohl nur eins: neue Kredite beschaffen und sich in der Winterpause von Stars wie Torwart Manuel Neuer trennen. Auch keine guten Aussichten.