Jein... Irgendwann wollen auch die "diese" Entwickler nicht ne Hypothek aufnehmen und ihre Existenz riskieren in einem "Start-Up", sondern ein Haus finanzieren, ggf. Urlaub haben und eine Familie ernähren.
Aber das ist doch der Punkt. Das kannst du relativ simpel mit einem guten Produkt erreichen, ohne dafür 200 Millionen Dollar an Entwicklungskosten ausgeben zu müssen. Die Grundaussage ist doch, dass man der Kreativität den Vorzug geben sollte, anstatt Marktanalysen zu betreiben und irgendwelche Manager darüber entscheiden zu lassen, welche Spiele produziert werden. Die Gamer haben ein Auge für sowas, weshalb "Clair Obscur" ebenso abräumt wie "Baldur's Gate 3" vor zwei Jahren. Lieber haut Ubisoft das nächste "Assassin's Creed" raus, anstatt ein Spiel wie "Clair Obscur" zu publishen (wobei Sandfall Interactive sicherlich ein wenig vom Underdog-Image profitierte).
Die großen Entwicklungshäuser sagen den Gamern inzwischen, was ihnen gefälligst zu gefallen hat. Dies führt dann regelmäßig zum neuen FIFA, zum nächsten "Call of Duty", zum nächsten "Assassin's Creed", allesamt mit Preisen um die 80€, Deluxe Editions, Roadmaps und Microtransactions. Marken wie "Halo" hat man so schon zerstört bekommen.
Überall hieß es, für rundenbasierte Rollenspiele sei kein Markt mehr da. Und dann kommt ein neu gegründetes Studio und beweist entgegen aller Management- und BWL-Credos das genaue Gegenteil und bringt ein Spiel für 50€ auf den Markt, das auf jeden Schnick und Schnack verzichtet: Kein In-Game-Shop, keine Lootboxen, keine Deluxe-Editions, kein Onlinegaming, kein MMO - dafür über 3 Millionen verkaufte Einheiten innerhalb von 33 Tagen, trotz Verfügbarkeit im Gamepass.
Ich fiel ja fast aus allen Wolken, als ich den Preis für das neue "Mafia"-Spiel sah: 39,99€ bei der Spielegrotte. Schön linear soll es werden. Gut so. Ich wette, der neueste Teil wird sich hervorragend verkaufen. Der Grund: Man merkt bereits im Vorfeld, dass hier die Entwickler den Weg bestimmen und nicht das Umfeld drumherum. Nintendo hätte "Mario Kart World" ohne Weiteres für 49€ in den Handel stellen können, sich damit das Familienimage bewahrt und negative Kommentare vermieden. Unter Iwata wäre das vielleicht auch so gewesen. Mit Shuntaro Furukawa sitzt jedoch ein Ökonom an der Spitze des Mario-Konzerns, der den Markt rein wirtschaftlich betrachtet und sich anderen Märkten öffnet: Kinofilme, Freizeitparks, Museen, Apps fürs Smartphone. Er sucht Antworten darauf, wie man die Aktionäre am besten zufriedenstellen kann. Schöner wäre es, er würde Antworten darauf suchen, wie er Gamer zufriedenstellen kann. Davon würden die Aktionäre unterm Strich wohl auch profitieren.