Ich bin mir zwar der Gefahr bewusst, eine neue, von Vorurteilen und Starrköpfigkeit beeinflusste Diskussion zu entfachen, aber ich kann ohne jeden Zweifel sagen, dass Resident Evil 4 mir den Spielspaß an Konsolenspielen wiedergegeben hat.
Die Kritik daran, dass sich der vierte Teil der Serie stark vom altbewährten Stil abgewandt hat, kann ich nachvollziehen, das ist bereits nach den ersten 5 Spielminuten offensichtlich genug. Ein eingefleischter Iron Maiden oder AC/DC Fan wäre ganz sicher auch entsetzt, wenn die alten Männer plötzlich gute Musik machen würden, statt jedem das zu geben, was er seit Jahrzehnten gewohnt ist.
Im Zusammenhang mit der Serie von Logik (einfach herrlich, diese allesfressenden Kisten!), glaubwürdigen Szenarien und atmosphärischen Stories zu sprechen, halte ich jedoch für aberwitzig. Das neue Konzept greift für mich in jeder Hinsicht, und Capcom hat gezeigt, dass sie noch immer in der Lage sind, den Spieler positiv zu überraschen.
Resident Evil war damals eine kleine Revolution, etwas derartiges hatte ich bis dato nie erlebt, und ich habe es ungelogen locker über 40mal durchgespielt - lag sicher auch ein wenig daran, dass ich neben diesem und Tomb Raider keine anderen Spiele besaß.
Als der zweite Teil herauskam, wurde das bewährte Prinzip lediglich erweitert, und der Spielumfang auch etwas aufgebohrt, aber es war ansonsten nichts Neues. Spätestens ab dem dritten Teil war der Drops gelutscht, alles war irgendwie vorhersehbar - Spielablauf, Schockmomente, der ganze Kram war letztendlich in ähnlicher Form schon einmal da. Code Veronica mochte ich schon nur noch ein einziges Mal durchspielen, um zu sehen, wie sich die Story so entwickelt, ob es vielleicht doch etwas Interessantes zu sehen gibt, und Resident Evil Zero stellte dann den absoluten Tiefpunkt dar, und für mein Verständnis war RE damit endgültig tot.
RE4 hatte ich mir gekauft, weil es fantastische Wertungen bekommen hat, und vor allem, weil selbst viele Miesepeter und Stänkerer diverser Foren von dem Spiel begeistert äusserst waren. Letztendlich gespielt hab ich es zwar erst vor gut 2 Monaten, aber ich kann mich der Masse der Leute, die das Spiel so gelobt haben, nur anschließen.
Ich weiß, wie sehr mir die alten Spiele gefallen haben - damals. Dieser Spielspaß lässt sich aber nicht zurück holen, zumindest nicht mit demselben Spiel. Würde ich heute nochmal Resident Evil auf der PSone anwerfen, könnte ich sicher keinen großen Spaß auf Grund des Spiels empfinden, höchstens hoffen, einige Erinnerungen von früher noch einmal zu reanimieren. Viele Zocker haben das Problem, sich an alte Spiele und die damit verbundenen Empfindungen zu erinnern, und wollen diese nochmal zurückholen. Das funktioniert in den allerseltensten Fällen. Die meisten Berichte, die ich zumeist in Foren für klassische Systeme lese, beispielsweise C64 und Amiga, bezeugen dies.
Resident Evil 4 war endlich mal wieder ein Riesenspaß, und hat es in die Riege der Spiele geschafft, an die ich mich sicher auch in 10 Jahren noch erinnern werde, und ich hoffe, dass Entwickler wie Capcom auch weiterhin gelegentlich das Wagnis eingehen, eingefleischten Fans ihrer ausgelutschten Serien vor den Kopf zu stoßen, solange sie etwas derartiges zustande kriegen.